Stadtwerke basteln an der Fahrkarte per Handy

Wann die neue Technik kommt, ist aber noch nicht abzusehen.

Krefeld. An der Haltestelle Rheinstraße wartet die Krefelder Musterfamilie Seide auf die Bahn. Die vier sind vollbepackt. Es soll zum Baden an den Elfrather See gehen. Das heißt erst mit der Bahn 042 und dann weiter mit der Buslinie 058. Welche Fahrkarte brauchen die vier? Offensichtlich gar keine. Papa geht einfach ganz nah an einem Schild mit einem Handy darauf vorbei und alle steigen in die Bahn.

Als ein Kontrolleur die Fahrkarten sehen will, zeigt Vater Seide einfach sein Handy und alles ist gut. Beim Aussteigen am See geht es wieder dicht an einem Handy-Schild vorbei. Fertig.

Ist das ferne Zukunftsmusik oder gar Zauberei? Geht es nach den SWK, ist es nichts von beidem. "Wir wollen in Zukunft das Bezahlen der Fahrkarte mit dem Handy möglich machen", sagt SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann.

Aber in Krefeld soll es nicht so laufen wie in Düsseldorf, Wuppertal oder Essen. Dort testet der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gerade die Variante, dass sich Kunden per SMS ein Ticket aufs Handy schicken lassen können. "Wir haben den Markt befragt und festgestellt, dass diese SMS-Technik nicht ankommt. Dem Kunden entstehen durch die SMS ja auch mehr Kosten", sagt Winkmann.

In Krefeld soll es die so genannte Near Field Communication (NFC) geben. Die so funktioniert: Man geht mit seinem Handy beim Einsteigen dicht an einer Zugangskontrolle vorbei, der Fahrgast wird über seine Chipkarte im Handy registriert und steigt ein. Am Ziel das gleiche Spiel rückwärts. Vorbei am Kontrollpunkt - abgemeldet. Der Fahrpreis für die zurückgelegte Strecke wird dann mit der Handy-Rechnung abgegolten. Niemand muss sich mehr um ein Ticket kümmern.

"NFC ist die Technologie der Zukunft", sagt Winkmann. Und was Deutschland angeht hat sie Recht. Denn während in Hongkong oder Japan schon mit NFC bezahlt wird, gibt es in Deutschland gerade einmal erste Feldversuche: 2006 in Hanau und aktuell auf den Strecken Berlin-Hannover und Kiel-Lübeck bei der deutschen Bahn (DB). "Die Resonanz ist durchweg positiv", sagt DB-Sprecher Holger Auferkamp. Die Bahn hofft, dass sich die NFC-Technik wie Bluetooth durchsetzt oder letzteres sogar ablöst.

Denn da ist der Haken an der ganzen Sache: Es gibt aktuell genau 10 Handy-Modelle von sechs verschiedenen Herstellern die NFC-fähig sind. Für die Feldversuche hat die Bahn mit ihrem Partner T-Mobile den Testern die Mobiltelefone gestellt. 2011 sollen einer Hochrechnung zufolge gerade einmal 23 Prozent aller Handys mit NFC ausgestattet sein.

Sollte sich die Technik irgendwann durchsetzen, will Krefeld aber ganz vorne dabei sein. Auch wenn Dorothee Winkmann zugibt: "Wann NFC kommt, ist nicht absehbar, auch wegen der Wirtschaftskrise." Also heißt es für unsere Familie Seide weiterhin: erst Ticket kaufen, dann losfahren.

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