WZ-Mobil an der Schönwasserstraße: „Bebauungsplan ist eine Frechheit“

Am WZ-Mobil sind alle einer Meinung: Die geplante Innenbebauung an der Schönwasserstraße ist ein Fehler.

Krefeld-Bockum. Auf dem Plakat steht: „Villen, Parkplätze und Beton statt Igel und Eichhörnchen. Geldgier killt unsere Gärten!“ Ein Mann in einem weißen T-Shirt mit der grellgrünen Aufschrift „Gegen Naturzerstörung“ versucht es in einer Fensteröffnung des Hauses Schönwasserstraße 13 zu befestigen.

Die Bewohner des Hauses, Elke und Johannes Vermaeten, haben nichts dagegen. Sie helfen sogar bei der Plakatierung ihrer Parterre-Fenster: Johannes Vermaeten holt ein paar Holzkeile, um das Protestplakat zu fixieren.

Denn die beiden sind, genau wie die übrigen rund 30 Anwohner, die beim WZ-Mobil erschienen sind, gegen den Bebauungsplan 704. Der sieht die Innenbebauung der Fläche zwischen der Freidrich-Ebert-Straße und der Schreberstraße vor.

Und dieser Plan, findet Konrad Panknin, sei eine Unverschämtheit: „Das ist unglaublich mit welch pervertiertem Demokratieverständnis die Politiker sich über den Willen der Anwohner hinwegsetzen.“ Diese Meinung haben viele der Anwesenden. Sie verteilen ihre Wut zu ungefähr gleichen Teilen auf den Bebauungsplan selbst und die Politiker, die ihn beschlossen haben.

Norbert Iser, Astrid Minz und Armin van Fürden etwa, prangern an, dass eine Minderheit ihren Willen voller „Arroganz und Ignoranz“ gegen eine Mehrheit durchsetze. Die drastischsten Worte für die verantwortlichen Politiker findet van Fürden: „Stehaufmännchen, die mal so und mal so entscheiden“, sind darunter noch die charmantesten — und die einzig druckbaren.

Frank Nellesen äußert sich im Ton zurückhaltender, ist aber ebenfalls unzufrieden. Er nimmt als „aktiver Zuschauer“ an den Sitzungen des Planungsausschusses teil. Er berichtet von einer „kleinen Gruppe von Treibern, die ihre mutmaßlich guten Kontakte zu Stadt und Politik nutzen und so den Weg gegen den Widerstand der Mehrheit ebnen“.

Sigrid und Armin Sickert fragen sich ebenfalls, „wer da wohl seine Beziehungen spielen ließ“ und warum gerade „die Grünen die grüne Oase im Innenbereich opfern wollen“. Werner Drießen überlegt, ob er bei der nächsten Wahl überhaupt noch zur Urne geht. „Der Bürgerwille wird doch mit Füßen getreten.“

Nur drei seien für die Bebauung — „und denen gehören die Grundstücke“. Jürgen Wagner ist kein Anwohner, aber ein „interessierter Bürger“. „Während CDU und FDP Argumente gegen die Innenbebauung darlegten, blieben die Befürworter im Planungsausschuss stumm. Als SPD-Mitglied möchte ich von meinen Parteifreunden wissen, warum sie für die Bebauung des Karrees sind.“

Der Bebauungsplan selbst wird ähnlich hart angegangen, wie die verantwortlichen Politiker: Keiner ist dafür, es findet sich auch niemand, der einzelne Aspekte befürwortet — die Ablehnung ist absolut.

Ute Hammesfahr: „Das Grün ist ganz wichtig. Ich kann an der Bebauung überhaupt nichts Positives finden.“Auch Udo Heikaus betont die Bedeutung der Natur: „Das ist ein wunderschönes Kleinod, die Eichhörnchen laufen hier. Und jetzt wird die ganze Ruhe zerstört.“

An die Interessen der kleinen Anwohner denkt hingegen Heidi Uzgeldi: „Die Kinder haben dann doch keinen Spielplatz mehr.“ Marcus Tappen macht sich ähnliche Sorgen. Er hat sein Grundstück erst vor zwei Jahren gekauft, „damit meine Kinder in dieser einmaligen Lage aufwachsen können“. Auch der 82-jährige Walter Wolbring denkt vor allem an die junge Generation: „Ich lebe hier seit 65 Jahren und ich möchte den schönen Flecken Erde unseren Kindern überlassen.

Cornelia Heinen und Silke Bruster möchten die grüne Fläche ebenfalls nicht missen. Beide haben sich Grundstücke in der Gegend gekauft, gerade wegen der „alten Baumbestände und der Wildwiesen“. Der Bebauungsplan sei daher eine „Frechheit“.

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