WZ-Bus: Viele Elfrather wünschen sich ein eigenes Jugendzentrum

Für die jungen Leute im Stadtteil gibt es bisher kaum Angebote. Initiative ist gefordert.

Elfrath. Der Honschaft-Rath-Platz liegt da wie ausgestorben. Ein paar Jugendliche drücken sich vor dem Elfrather Grill herum. "Wir sind nur wegen des WZ-Busses gekommen", sagen Svenja (16) und ihre Freundinnen. Die Jugend hat ein Problem mit Elfrath. "Hier gibt’s doch gar keine Angebote für uns", sagt Svenja und die anderen nicken eifrig.

"Wir konnten uns nicht mal über die Herbstferien freuen, weil wir hier nichts machen konnten", springen ihnen Dominik (14) und Tim (16) zur Seite. Für Spielplätze seien sie mittlerweile zu alt, ein "richtiges" Jugendzentrum gebe es nicht. "Da haben wir nur das Gemeindehaus, aber da findet fast nie etwas statt", klagen Andreas Kwasiuk und Thomas Ross. Ein Fußballplatz fehle auch. Auf dem Honschaft-Rath-Platz gibt es mittlerweile nicht einmal mehr Sitzgelegenheiten - ein Ärgernis, auch für ältere Menschen.

"Früher, da war hier noch Leben", sagt Werner Köppen. Er ist Mitglied der Eigentümergesellschaft. Mehrmals habe es Gespräche mit der Wohnstätte gegeben. "Was die Stadt für die Jugend macht, ist ein Armutszeugnis. Hier passiert doch nur etwas, wenn Wahlen sind. Danach sieht man keinen mehr. Dabei liegen uns die Kinder doch am Herzen."

Einen möglichen Ort für den Nachwuchs, den gibt es. Zwischen Schlecker-Markt und Sparkasse steht ein leerstehendes Ladenlokal. "Das ist ein richtig schöner Raum", findet Alexandra Vejseli, Inhaberin des Elfrather Grills. Ihr Sohn Fabian ist elf und hat die gleichen Probleme wie viele Jugendliche: "Zum Fußball muss ich immer nach Gartenstadt. Aber das ist viel zu weit."

Der Nachbarstadtteil hat auch ein Jugendzentrum, die "Funzel". "Aber wir wohnen nun mal hier, nicht in Gartenstadt", betont Jennifer (17). Ihre Nachbarin Elke Nauen hat Verständnis für die Jugendlichen. "Ich habe selbst einen neunjährigen Sohn, für den es keinen Anlaufpunkt hier gibt. Ich fände einen Raum für die Jugendlichen gut, wo sie gerade im Winter sitzen könnten." Mit dieser Meinung ist sie nicht allein. "Es ist überfällig, dass etwas getan wird", meint Dorothee Didelot. Die nahegelegene Unterführung sei notgedrungen Treffpunkt vieler Jugendlicher geworden. "Natürlich ist es da manchmal etwas lauter dann. Aber man kann doch dann mit ihnen reden."

Hannelore Ertlmaier ist überzeugt. "Die Jugendlichen, die hier wohnen, das sind nicht die, die Trouble machen." Elfrath sei gebeutelt durch nächtliche Ruhestörungen wie lautes Gröhlen oder auch Austreten der Laternen durch Jugendliche, sagt Susanne Schupp-Dehmer, die sich per E-Mail bei uns meldete. "Das alles sind Taten der Langeweile und nicht, weil alle Jugendlichen radikal sind." Die Situation der jugen Leute sei schlicht eine Katastrophe.

Doch es gibt durchaus auch Gegenstimmen zur Meinung der Mehrheit. Wilhelm Kaineder, der seit 1972 in Elfrath wohnt, sieht das Hauptproblem in der mangelnden Initiative der meisten Eltern: "Es sind doch immer die gleichen Leute, die hier was machen. Das ist zu wenig. Auch heute ist ja kaum ein Elternteil gekommen." Auch in der Schaffung eines Aufenthaltsraums sieht er keine Patentlösung: "Mit einem Raum allein ist es nicht getan. Dafür braucht man geschultes Personal, das die Jugendlichen beaufsichtigt. Dafür fehlt das Geld."

Das wiederum sieht Rentnerin Henni Brückner, Anwohnerin seit 41 Jahren, anders: "Dafür brauchen wir niemanden von außerhalb. Wenn der Raum zur Verfügung gestellt wird, werden das bestimmt einige übernehmen. Ich selbst habe noch ein altes Ledersofa im Keller, das ich gerne abgebe." Zwei, drei Leute über 18, das würde vielleicht sogar als Betreuung reichen, glaubt Thomas Ross. "Hier in Elfrath kennt doch jeder jeden. Aber zuerst müssen die Jugendlichen auch mal miteinander reden."

Das Thema Jugendzentrum soll demnächst auch in den Jugendhilfeausschuss getragen werden. "Wir hatten auch schon Gespräche mit der Wohnstätte, die war demgegenüber sehr aufgeschlossen", so Christoph Aretz von der SPD. Auch der Bürgerverein wurde bereits ins Boot geholt.

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