Segelfliegen: Max (16) hat ein Stück vom Himmel erobert

Krefelds jüngster Pilot ist 16 und heißt Max Iller. Er lernte sein Handwerk in Rekordzeit beim Bayer-Klub auf dem Egelsberg.

Krefeld-Traar. Ein mulmiges Gefühl hat Max Iller nur, wenn er bei anderen mitfliegt. Solange er selber Herr über den Steuerknüppel ist, genießt er wie ein Vogel „die gigantische Freiheit“ in luftiger Höhe. Max Iller ist 16 Jahre alt und damit Krefelds jüngster Pilot. „Max legte einen wahren Blitzstart hin“, lobt sein Fluglehrer Frank Werthebach vom Aero Club Bayer Uerdingen seinen Schützling.

In nur eineinhalb Jahren absolvierte Max die Ausbildung zum Segelflugzeugführer. „Dafür brauchen die meisten Flugschüler bis zu drei Jahre“, weiß Werthebach. Während andere Jungs auf dem Bolzplatz ihr sportliches Glück suchen, lockte es Max bereits früh ins Cockpit.

Im Alter von sechs Jahren zog er mit Eltern und zwei Brüdern von Neuwied nach Krefeld-Verberg. Der kleine Max ging mit seiner Mutter Veronika oft auf den Spielplatz, der direkt neben dem Flugplatz in Traar liegt. Schon damals zog es seinen Blick mehr in den Himmel als in den Sandkasten. Frühestens mit 14 Jahren darf man die Ausbildung zum Segelflugpiloten beginnen. Für Max war es das ideale Geschenk zur Konfirmation. „Den Clubbeitrag finanzierten meine Eltern, die Startgebühren habe ich bezahlt“, sagt Max. Immerhin werden für den Flugzeugschlepp pro Start zehn Euro fällig.

Nach 36 Starts war es so weit. Max hob zu seinem ersten Soloflug ab. „Mein Fluglehrer hat alles vom Boden beobachtet und mir über Funk Anweisungen gegeben“, erzählt Max. „Beinahe schwerelos — diesen ersten Flug vergesse ich nie.“ Danach war Büffeln angesagt. Fächer wie Aerodynamik, Navigation, Meteorologie und Luftrecht standen auf dem Stundenplan des Flugschülers, der im Alltag in die 10. Klasse der Montessori-Gesamtschule geht. Dort hat Max als Gesamtnote eine 1 vor dem Komma. Kein Wunder, dass er die schriftliche Prüfung (1800 mögliche Fragen) auf Anhieb bestand.

Insgesamt zwölf Prüfungen in Theorie und Praxis musste Max schaffen, bis er nach nur 140 Flügen den heiß begehrten Schein in seinen Händen halten konnte. Die letzte große Hürde bewältigte Max mit Überlandflügen über eine Distanz von 100 Kilometern in Bayreuth. Am 8. Oktober 2011 startete er zu seiner praktischen Pilotenprüfung und bewies, dass er das Flugzeug „perfekt auf den Punkt beherrscht“. Den Pilotenschein bekam er per Post erst am 22. Dezember. Pünktlich zum 16. Geburtstag. „Und dann war Winterpause“, ärgert Max sich noch heute ein wenig.

Die monatelange Wartezeit ließ sich auch nicht mit seinem anderen Hobby, dem Segeln auf dem Elfrather See, überbrücken. Dank des guten Wetters war für Max der 14. März der früheste Termin, um sich am Egelsberg 1000 Meter hoch in den Krefelder Himmel zu erheben.

Zum offiziellen Saisonstart Ende März hat Max als erstes den lange versprochenen Rundflug mit seiner Mutter eingelöst. Sie hat ihn schließlich auch vor zehn Jahren zu dem Spielplatz nach Traar geführt. Und dann sucht Max noch einen Schülerjob, denn sein Konfirmationsgeld ist längst aufgebraucht.

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