Schlauchvase, Stoffbeutel und Filzkörbchen

In einem Wohnhaus der Lebenshilfe arbeiten zwei Designerinnen mit Behinderten. Das Ergebnis sind einzigartige Produkte.

Krefeld-Gartenstadt. Die Konstruktion auf dem Tisch sieht seltsam aus. Stücke von Gartenschläuchen, in der Mitte geknickt und mit einer Metallschelle zusammengehalten, die Öffnungen der Gummi-Röhrchen zeigen nach oben — was soll das sein? „Eine Vase“, sagt Ursula Meyer. „In jedes Loch wird eine Blume gesteckt.“

Klar, wenn man’s weiß, erkennt man es sofort. Aber auf den ersten Blick nicht. Schließlich handelt es sich um ein echtes Design-Objekt, das Zweck und Form in ungewöhnlicher Weise verbindet. Ist nicht von der Stange und gibt es auch nicht an jeder Ecke zu kaufen.

Dafür muss man beispielsweise zum „Besonderen Weihnachtsmarkt“ an der Alten Kirche gehen. Denn hergestellt wurde die Vase von Bewohnern des Hauses Gartenstadt, einem Wohnhaus der Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung. Ursula Meyer und Selçuk Suvak, beide Diplom-Designerinnen, betreuen ein paar von ihnen in der Design-Werkstatt. „Es ist ein Freizeitangebot für die Bewohner“, sagen die beiden Frauen.

Alle drei Wochen kommen vier bis sechs von ihnen in den kleinen Raum im Obergeschoss des Hauses, um gemeinsam kreativ zu werden. Die Ideen bringen Meyer und Suvak mit. „Aber wir binden die individuellen Fähigkeiten der Bewohner mit ein.“ Auf diese Weise entstehen neben den Vasen etwa Pinnwände aus Filz, bedruckte Stoffbeutel oder Schlüsselbänder.

Die Idee, ein solches Kreativ-Angebot für die Bewohner zu schaffen, ist vor einigen Jahren entstanden und auf große Resonanz gestoßen. Kein Wunder: „Die Werkstatt findet immer in schöner Atmosphäre statt“, sagen Meyer und Suvak. „Es gibt Getränke, der Nachmittag ist gesellig. Die meisten sind ja auch miteinander befreundet.“

Beim Basteln und Bauen sind die Bewohner ehrgeizig. Sie freuen sich, wenn etwas fertig ist, das sie selbst geschaffen haben. „Das Größte ist es aber, wenn sie das Selbstgestaltete auf dem Markt wiedersehen, wo es verkauft wird“, erzählt Suvak.

Die Wertschätzung für die Produkte komme in dem Moment zum Ausdruck, wo sich jemand etwas aussucht und kauft. „Es ist toll für die Bewohner zu sehen, dass sie auf ein Ziel hingearbeitet haben.“

Was beim nächsten Mal auf dem „Besonderen Weihnachtsmarkt“ angeboten wird, steht noch nicht fest. „Derzeit machen wir eine kreative Pause und sammeln verschiedene Ideen“, sagt Ursula Meyer. Eines ist aber schon sicher: Es werden wieder echte Design-Objekte sein.

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