Leise rieselt Schnee ins Mini-Dorf

Seit 24 Jahren sammelt die Traarerin Betty Buyx Porzellanhäuschen und -figuren und baut daraus ein Idyll in ihrem Wohnzimmer.

Leise rieselt Schnee ins Mini-Dorf
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld-Traar. Schlittschuhe an und rauf auf die Eisfläche. Oder vielleicht doch lieber eine Tasse Glühwein auf der Bank am Lagerfeuer. Oder einfach still in der Hollywoodschaukel sitzen und der kleinen Gruppe Sänger zuhören. Fast ist es, als ob man ihr „Leise rieselt der Schnee“ hören könnte. Doch eigentlich ist das einzige Geräusch, das zu vernehmen ist, die Magnetscheibe, die die beiden Eislaufpaare im Kreis flitzen lässt.

Leise rieselt Schnee ins Mini-Dorf
Foto: Dirk Jochmann

Damit der nötige Strom dafür da ist und auch für die Lämpchen, die die kleine Kirche, die Häuschen, einen Grill, zwei Lagerfeuer und die Straßenlaternen leuchten lässt, hat Betty Buyx fast 30 Trafos an sieben Mehrfachsteckdosen unter dem kleinen Weihnachtsdorf versteckt.

In einer großen Nische ihres Wohnzimmers ist das Idyll aus Miniaturgebäuden und -figuren aufgebaut. Mit viel Liebe zum Detail erzählt die Traarerin durch die Art und Weise, wie sie die Porzellan-Männer, -Frauen und -Kinder und das ganze Zubehör arrangiert, auch kleine Geschichten. Da liefert die Eisenbahn zum Beispiel gerade die Weihnachtsbäume an. Am Waldrand trauen sich die Rehe gerade aus dem Dunkel der Bäume heraus und lassen sich füttern.

„Ein bisschen habe ich mich an dem Bergdorf orientiert, in dem wir früher im Urlaub waren“, sagt die 74-jährige gebürtige Niederländerin, die der Liebe wegen vor 50 Jahren nach Krefeld kam — und in diesem Jahr mit ihrem Mann Wilfried Goldene Hochzeit feierte. Im Tiroler Serfaus steht die Kirche beispielsweise ebenfalls erhöht. Und über allem liegt ein Hauch von Schnee — aus kleinen Kunststoffflocken.

Rund sechs Wochen hat Betty Buyx für den Aufbau gebraucht. So lange war der Esstisch im Wohnzimmer auf drei Meter Länge ausgezogen, etwa 20 Kartons mit den Sammlerstücken der Firma Lemax warteten darauf Schatz für Schatz preiszugeben. „So lange wurde dann eben nur noch in der Küche gegessen“, schmunzelt Wilfried Buyx.

Vor 26 Jahren fing die Leidenschaft für das Weihnachtsdorf mit einem Besuch in einem Venloer Gartencenter an. Eine Kirche, ein Häuschen und die Schlittschuhbahn kaufte Betty Buyx damals, weil sie es hübsch fand und gerne dekoriert — egal, zu welcher Jahreszeit. Vielleicht lag es auch daran, dass sie als Kind gerne ein Puppenhaus gehabt hätte. „Aber bei meinen drei Brüdern blieb bei keiner Puppe besonders lange der Kopf, Arme oder Beine dran“, sagt sie. Und so kam über die Jahre Haus zu Haus und Männlein zu Weiblein. Ein von vier Pferden gezogener Pferdeschlitten, ein Angler an seiner Hütte und drei singende Mönche wurden ergänzt.

Mittlerweile kauft sie allerdings nichts mehr hinzu. „Mir gefallen die Gesichter, wie sie heute bei den Figuren sind, nicht mehr so wie früher.“ Eines sucht sie allerdings noch. Ein Haus aus einer frühen Serie. Denn vor Jahren war sie einmal mitten in ihr Dorf gefallen, und dabei war ihr das kleine Gebäude kaputtgegangen und nicht zu reparieren. Rettung gibt es hingegen für die Schlittschuhläufer, der sich in diesem Jahr beim Auspacken aus den Originalkartons „ein Bein gebrochen hat“. Das wird die Traarerin vermutlich „gipsen“ können, wenn sie ihr Dorf wieder einpackt.

Das wird voraussichtlich Mitte Januar sein. Und der Abbau wird auch noch einmal mindestens eine Woche Essen in der Küche bedeuten.

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