WZ-Mobil: Bürger-Stimmen zur Schließung der Geburtsabteilung des St.Josefhospitals

Krefeld-Uerdingen. Ende März soll der letzte "echte Uerdinger" geboren werden, dann schließt die Geburtsabteilung des St.Josefhospitals, das kündigte der Träger, die St. Franziskus-Stiftung in Münster, jetzt an.

Die WZ hat dazu im Netz und vor Ort mit der rollenden Redaktion Stimmen gesammelt.

Lisa Parisi, Michaela Mai und Katharina Kirchholtes sind Krankenpflegeschüler in Uerdingen. „Jede Station diskutiert jetzt über die Schließung“, erzählen sie. Zumal die Entscheidung überraschend kam: „Noch im Oktober hieß es: Wir schließen auf keinen Fall.“ Bei ihrem Einsatz auf der Station hattan sie das Gefühl, dass die Geburtenbücher gut gefüllt waren: „Es haben sich viele Eltern angemeldet. Die Uerdingen lieben ihr Krankenhaus.“ Dass nun eine onkologische Abteilung die Geburtshilfe ersetzt, finden sie schade: „Geburten sind schön, auf der Onkologie ist es ja eher traurig.“

Margarete Kils und ihr Bruder Jürgen Strater sind überzeugte Uerdinger, sie haben noch fünf weitere Geschwister. Von den sieben Kindern sind sechs in Uerdingen geboren, einer in Krefeld: „Und der wird immer gehänselt.“ Sie finden: „Die Schließung ist eine Katastrophe für unser Krankenhaus.“

Franziska Mahn, die ihr Kind in Uerdingen zur Welt gebracht hat, fand die Nachricht schlimm: „Ich bin fast in Tränen ausgebrochen. Es hieß immer, Uerdingen achtet nicht so auf Profit, aber am Ende geht es doch um die Wirtschaftlichkeit.“ Sie fragt sich vor allem, „wie das Helios das alles stemmen will. Man hört ja jetzt schon wenig Gutes.“ Wenn sie weitere Kinder bekäme, dann eher per Hausgeburt: „Dann kann ich die gleiche Hebamme nehmen.“

Antje op de Drink hat im Februar zwei Wochen in Uerdingen gelegen. Ihr Kind musste aufgrund von Komplikationen ins Helios-Klinikum verlegt werden: „Ich wurde trotzdem super weiterbetreut und konnte Kontakt zu meinem Kind halten.“ Besonders wundert sie, dass die Hebammen, die „damals immer den Frühdienst auf der unterbesetzten Station machen mussten“, nun dafür nicht qualifiziert sein sollen.

Dr. Ingo-Hartmut Grygiel, ehemaliger Oberarzt in Uerdingen, zeigt sich „erschüttert“ von der Schließung: „Das ist nicht nachzuvollziehen.“ Fast 30 Jahre hat er in dem Krankenhaus gearbeitet: „Natürlich gab es Schwankungen bei den Geburtenzahlen, aber eigentlich ging es immer aufwärts. Der Service in Uerdingen war ja geradezu berühmt.“ Der Geschäftsleitung wirft er vor, nach den Einbrüchen der vergangenen Jahre nicht genug Ursachenforschung betrieben zu haben: „Man macht den Laden einfach sang- und klanglos zu. Dabei wäre es für die Frauen in Krefeld wichtig, eine Wahl zu haben.“

Johanna Maria Lorenz, die 27 Jahre im Kreißsaal gearbeitet hat, findet die Schließung „ganz schlimm“ für die ehemaligen Kolleginnen: „Wie sollen die jetzt wieder eine Arbeit finden?“

Marita Herzog von der Oppumer Gynäkologen-Praxis Zinn ist sich sicher: „Uerdingen war die besser Alternative für die Frauen. Die Betreuung ist familiärer, länger und besser. Jetzt haben die Frauen keine Wahl mehr.“

Die Hebammen Sieglinde Zimmermann und Elke Freitag haben gerade frisch ihre Kündigung bekommen. „Wir sind traurig und wütend“, sagt Freitag. Besonders weh tut es ihnen, Eltern abzusagen, die gerne im April oder Mai in Uerdingen entbinden wollten. „Bei dem Infoabend am Dienstag, den wir trotz Schließung machen mussten, habe ich zwölf bis 15 Paare nach Hause geschickt. Die waren teilweise echt sauer“, sagt Freitag. Sie betont, dass sie und ihre Kolleginnen weiterhin für werdende Eltern ansprechbar bleiben: „Wir tun unsere Arbeit jetzt nicht mehr für die Klinik, sondern nur noch für die Frauen.“

Arzum Meliki ist Baby-Fotografin im Uerdinger Krankenhaus. Sie war „schockiert“, als die Nachricht sie erreichte — zumal sie mit ihren drei Töchtern erst kürzlich nach Uerdingen gezogen ist. „Die Mütter hier waren immer der Meinung, dass St. Josef schöner ist. Hier gibt es keine Massenabfertigung. Alle sind mit Herz und Seele dabei.“

Peggy Marra-Mann hat leidvoll erfahren, dass eine Kinderklinik, wie das Helios sie bietet, auch nicht die Lösung für alles ist. Vor Jahren hatte sie eine Frühgeburt im Klinikum, das Baby starb. „Es war nicht die Schuld des Klinikums, aber die Betreuung war äußerst dürftig.“ Inzwischen ist sie in Uerdingen Mutter einer gesunden und fröhlichen Tochter geworden: „Dort war es ganz anders. In Uerdingen bekommt man nachts um zwölf vom Oberarzt noch ein Leberwurstbrot geschmiert.“ Jetzt muss das Helios die zusätzlichen Geburten auffangen: „Und schon jetzt hat jeder ein kleines oder größeres Negativ-Erlebnis von dort zu berichten.“

Annika Nowikow sieht im Klinikum schon jetzt „einen völlig überlasteten Großkonzern“ am Werk: „Die sind nicht in der Lage, 500 Geburten zusätzlich zu wuppen.“ Sie selbst hat die Erfahrung gemacht, dass Ärzte sich im Kreißsaal nicht einmal vorstellen: „Die kommen rein und sagen: Ich muss mal eben fühlen. Das wäre in Uerdingen unvorstellbar. Da kennen die Ärzte ihre Patienten.“

Jessica Jansen hat in Uerdingen drei Kinder entbunden, das letzte erst im Oktober: „Man fühlt sich dort wie in einer Familie“, sagt sie. „Ich war geschockt, als ich von der Schließung hörte.“ In Helios fühle man sich, wie sie von anderen Müttern weiß, oft „wie auf dem Abstellgleis“.

Auch Alexandra Laskowski hat alle drei Kinder in Uerdingen bekommen, ihre Tochter Melissa hat ihr vor zwei Wochen dort einen Enkel geschenkt. „Im Kreißsaal dort fällt nie ein böses Wort, die sind alle so lieb“, sagt die frisch gebackene Oma. „Die wissen gar nicht, was sie uns Uerdingern wegnehmen.“

„Mit der Schließung verliert das St. Josefshospital ein Aushängeschild“, finden Esther Schmitz-Gundlach und Andreas Schmitz. Ende März 2011 haben sie in Uerdingen ihr drittes Kind zur Welt gebracht — die 40 000. Geburt in Uerdingen seit Beginn der Zählung. „Wir haben uns aufgrund der familiären Atmosphäre bei allen drei Kindern für Uerdingen entschieden, nun stehen die Hebammen, die diese Atmosphäre neben Ärzten und Schwestern verkörperten, vor dem Nichts.“

„Tief getroffen“ von der Schließung ist Gaby Schleiken. Sie hat vor fünf Jahren ihren Sohn in Uerdingen entbunden und fühlte sich „sehr gut betreut und aufgehoben“: „In einer größeren Klinik ist man eine Nummer“, sagt sie. Viele Eltern würden sich nur von teuren Geschenken „ins Helios locken lassen“.

Für Caroline Inger ist es ein „Armutszeugnis“ für Krefeld, dass es ab April nur noch eine Geburtsklinik gibt: „Die Zustände, die dann herrschen werden, kommen einer Massenabfertigung gleich. In Krefeld scheint kein Platz mehr für Kinder zu sein.“ Inger befürchtet „viele traumatisierte Mütter und Kinder“. Sie ist Mutter eines einjährigen Sohnes, weiß aber angesichts der „dramatischen Veränderungen“ nicht, ob sie ihr zweites Kind noch in Krefeld zur Welt bringen will.

Claudia Janßen aus Fischeln hat ihre vier Kinder Matthias, Thiemo, Philipp und Lucas alle in Uerdingen geboren und hält die familiäre Herzlichkeit dort für „unerreicht“: „Bei jeder Schwangerschaft habe ich mich bewusst gegen das Helios-Klinikum entschieden, da ich keine Nummer in einer Geburtsfabrik sein wollte.“

Dietmar Dregger sieht die Schließung als typisches Symptom des heutigen Gesundheitssystems: „Da zeigt sich wieder mal, dass es nur um den Profit geht. Krankenhäuser wurden gebaut, um Menschen zu helfen, nicht um sie im Stich zu lassen, wenn nicht genug Gewinn erzielt wird.“

Auch die langjährige Schwester Gisela sieht die Ursache in der Gesundheitspolitik: „In Zukunft wird es nur noch große Entbindungskliniken geben, die Zahlen erwirtschaften. Zuwendung, Trost und Menschlichkeit sind nicht mehr gefragt.“

Claus Wolters fragt sich, warum die Geburtsklinik hochdefizitär ist: „In dieser Abteilung arbeiten elf Ärzte. Mit so einem hohen Personalbestand können keine Gewinne erzielt werden. Früher war die gleiche Abteilung mit drei Ärzten besetzt. Warum geht das heute nicht mehr?“ Auch die Tatsache, dass die Verwaltung des Krankenhauses in Münster sitzt, kritisiert er: „Dort interessiert sich niemand für die Belange der Uerdinger Bürger und Geschäftsleute.“

Verena Liebscher und ihr Mann haben im Sommer in Uerdingen ihr erstes Kind zur Welt gebracht: „Wir haben uns speziell für Uerdingen entschlossen“, schreibt sie. Dort seien sie freundlich empfangen worden, während „die Kreißsaalführung bei Helios eher einer anonymen Massenveranstaltung glich“. Die Liebschers hatten in Uerdingen ein Familienzimmer. Zur gleichen Zeit, so hat sie es von anderen Müttern gehört, seien bei Helios Zweibettzimmer zum Teil mit vier Müttern belegt gewesen. Beim zweiten Kind werde sie sich eine Alternative außerhalb Krefelds suchen: „Eine Geburt wie am Fließband kommt für uns nicht in Frage.“

Tanja Dymek erwartet im Januar ihr Kind und hat in Uerdingen bisher „eine nette und kompetente Betreuung“ erfahren. Dank einer komplikationslosen Schwangerschaft sieht die Duisburgerin keinen Anlass, in einem Krankenhaus mit angeschlossener Kinderklinik zu entbinden. Sie fragt sich, ob in Uerdingen zu schnell die Flinte ins Korn geworfen wurde: „Auf Vorschläge der Hebammen wurde nicht eingegangen, also ist es schon lange beschlossene Sache.“

Nicole Schagen, die vor acht Wochen in Uerdingen entbunden hat, schildert eindrucksvoll ihre Erlebnisse in Uerdingen: „Ich habe mich zu jeder Tages- und Nachtzeit dort wunderbar aufgehoben gefühlt. Neben der medizinischen, wirklich erstklassigen Versorgung kam vor allem die menschliche Seite nicht zu kurz. Da wurde Mut zugesprochen und auch mal spät nachts Tränen der Angst getrocknet, während man sich über die Sorgen unterhielt, die einen als Erstgebärende vor einer Geburt nun mal beschäftigen.“ Es sei eine „Schande“ und ein „Eigentor“, diese Station aufzugeben: „Keiner mag Krankenhäuser. Die einzige Ausnahme bilden Geburtsstationen. Neues Leben in jedem Zimmer, glückliche Gesichter, stolze Eltern und Großeltern. Gerade das sind doch die Ereignisse im Leben, die einem positiv in Erinnerung bleiben.“ Schagen vermisst Weitsicht bei den Verantwortlichen: „Von einer christlichen Institution erwarte ich, dass jeder Strohhalm ergriffen wird, um Arbeitsplätze zu retten. Doch wenn der Wille von einer Seite fehlt, dann helfen auch keine Alternativmodelle.“

Lydia Bastian hat bereits vor mehr als 30 Jahren ihre Kinder in Uerdingen bekommen. Schon damals sei die Geburtsklinik für ihre familiäre Atmosphäre und die „persönliche, liebevolle Betreuung“ bekannt gewesen. Ihr Vater Dr. Weiler, erster niedergelassener Gynäkologe in Krefeld, habe seinerzeit alle werdenden Mütter nach Uerdingen empfohlen, weil er die „Fließbandhandhabe“ im Klinikum vermeiden wollte. Heute, so kritisiert Bastian, würden vielleicht zu wenig Gynäkologen diese Empfehlung aussprechen.

Jasmin Buderbach hat zwei Kinder, einen Sohn 2008 und eine Tochter 2011, in Uerdingen entbunden: „Eine Superklinik, das Personal super liebevoll. Die nehmen sich viel Zeit für die werdenden Mütter und Väter, man fühlt sich sehr herzlich und fürsorglich aufgenommen.“

Josefine Boom, die 32 Jahre lang im St. Josefskrankenhaus gearbeitet hat: „Es gibt doch demnächst keine Uerdinger mehr“. Sieglinde Zimmermann und Angela Hacke, zwei Hebammen des Krankenhauses: „Was mich am meisten erschüttert ist, wie man mit uns umgeht — und das in einem christlichen Haus. Mit einem Lächeln hat man uns die Kündigung überreicht. Wir haben zusammen als Team aus Berufung gearbeitet. Wir haben uns heute alle beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet. Ich habe schon eine Nummer“. „Die Sympathiebekundungen tun gut von den vielen. Aber es ist schlimm, jetzt noch da zu arbeiten. Es ist wie ein Sterben auf Raten.“

Julia Pfarr, freiberufliche Hebamme: „Ich musste auch schon Frauen anrufen und denen sagen, dass sie keine Beleghebamme mehr haben. Viele möchten nicht ins Helios, möchten keine Nummer sein und vom Fließband entbunden werden. Und sie haben auch keine Chance, eine andere Beleghebamme in Krefeld zu finden“.

Rosemarie Temming, Hebamme, die vor zwei Jahren in Rente ging: „Ich war 42 Jahre lang Hebamme in St. Josef und habe 5.180 Kindern und 55 mal Zwillingen auf die Welt geholfen. Ich leide mit den Hebammen mit. Der Leitsatz des Hauses „Der Mensch im Mittelpunkt“ gilt das nicht für Hebammen? Sind Hebammen keine Menschen?“

Petra Engelbertz arbeitete von 1977 bis 1990 als Krankenschwester in der Chirurgie: „Was hier passiert, hat nichts mehr mit christlich, katholisch zu tun.“ „Es ist doch nur noch die Frage, wann die nächste Station oder das gesamte Krankenhaus geschlossen werden!“

Jutta Einöthen hat im März 2010 ihre Tochter in der Helios Klinik zur Welt gebracht: „Da war ich auch zufrieden. Aber in Uerdingen gibt es den Arbeitskreis Kinder im Licht, der sich um die Familien mit tot geborenen Kindern und frühen Fehlgeburten kümmert. Was passiert mit diesem Kreis? Ich bin selber auch eine betroffene Mutter. Es ist fürchterlich, dass die Krefelder Frauen keine Wahl mehr haben, dass es kein Geburtshaus hier gibt“.

Christina Schrader hat in Uerdingen vor 10 und 12 Jahren die beiden jüngsten ihrer vier Kinder entbunden. „Hier ging es 10.000 mal menschlicher zu als im Städtischen Klinikum, dem heutigen Helios. Hier gab es auch keine Probleme, wenn man als Übergewichtige entbunden hat. Da wurde man nicht seelisch runter gemacht wie im Städtischen Klinikum“.

Melissa Laskowski: Ich finde die Schließung nicht gut. Am 3. Dezember, also vor knapp zwei Wochen, ist mein Sohn Tyler hier geboren worden. Ich habe mich sehr gut aufgehoben gefühlt. Eigentlich wohne ich in Brandenburg, aber da ich selber hier geboren worden bin und meine Brüder auch, bin ich zur Entbindung hergekommen. Wenn jetzt alle in die Krefelder Innenstadt gehen müssen zum Entbinden, wird man da nur noch abgefertigt.

Sabrina Kinkel: Ich bin sehr traurig, da ich eigentlich im Juni noch mein Kind dort zur Welt bringen. Mein Sohn John Luca ist hier bereits geboren worden. In die Helios-Klinik würde ich auf keinen Fall gehen, dort ist es ja wie am Fließband. In Uerdingen kümmern sich die Hebammen und die Krankenschwestern sehr gut, auch Jahre nach der Geburt ist die Betreuung noch super. Die Stimmung ist einfach sehr familiär.

Chantal Janhsen: Von der Schließung halte ich gar nichts, denn meine Geschwister und ich sind dort geboren worden. Ich selbst habe mein Kind nicht dort zur Welt gebracht, da ich wegen der Kinderklinik in die Helios-Klinik gegangen bin. Aber ich finde, man sollte das eher in Uerdingen verbessern, als direkt zuzumachen.

: Es sind ja zwanzig Menschen entlassen worden, und das wissen sie erst seit einer Woche. Ich möchte, dass unser Kind in Uerdingen zur Welt kommt, weil es dort einfach viel privater und familiärer ist. Die Ärzte, Schwestern und Hebammen dort behandeln einen auch sehr gut. Ich bin auch selber hier geboren, genau wie mein Bruder. Ins Helios gehen ich nur in absoluten Notfällen.

Hanni van den Boom: Ich habe eine Zeitschrift, in der die besten 100 Hotel Deutschlands aufgelistet sind. Uerdingen ist dabei. Das Argument, dass die Geburtsklinik zumacht, weil die Geburtenrate rückläufig ist, leuchtet mir nicht ein, weil das doch überall so ist.

Wolfgang Zinn (seit 20 Jahren niedergelassener Gynäkologe, hat seine Ausbildung in der Helios, also damals Städtischen Krankenhaus, gemacht): Ich bin sehr traurig, dass den Krefeldern die Wahlmöglichkeit genommen wird. Viele Eltern bevorzugen kleinere Abteilungen. Es gibt die Befürchtung, dass viele Kinder nicht mehr als Krefelder zur Welt kommen. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Einschnitt weitere Folgen haben könnte: Geburten haben viel Ausstrahlung, sie haben etwas Tolles. Menschen kommen mit Blumen und liegen sich in den Armen. Es setzen sich Traditionen über Generationen fort. Menschen, die diese positive Erfahrungen gemacht haben, kommen auch zur Gallen-OP her. So etwas geht durch die Schließung verloren.

Arne Weber (war Oberarzt im Josefhospital und ist jetzt niedergelassener Gynäkologe): Ich habe sehr gerne im Josefhospital gearbeitet. Als Gynäkologe bin ich nun niedergelassen in Tönisvorst und viele meiner Patienten gehen zur Entbindung nach Uerdingen. Das ist einfach ein Traditionskrankenhaus. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Verantwortlichen aus böser Absicht heraus gehandelt haben. Wenn aber statt 800 nur noch 500 Geburten in der Geburtsklinik stattfinden, kann der Finanzaufwand nicht mehr gedeckt werden.

Friederike Seithümmer: Die Entwicklung ist katastrophal. Ich bin selbst hier geboren worden und bin von meiner Tochter entbunden worden. Außerdem bin ich in der Geburtsvorbereitung tätig. Es ist wirklich traurig, dass die Krefelder jetzt keine Wahlmöglichkeit mehr haben. Ein hebammengeführtes Geburtshaus mit guter medizinischer Versorgung wäre vielleicht ein Modell gewesen. Aber so etwas gibt es in Krefeld ja leider gar nicht.

Renate Simmich: Ich bin von dem Thema sehr betroffen, da ich 25 Jahre lang die Entbindungsstation geleitet habe, seit zwei Jahren mache ich das nicht mehr. Früher gab es ja zwei Stationen, die Gynäkologie und die Entbindung. Vor längerer Zeit sind diese Stationen bereits zusammengelegt worden, das war ja auch in Ordnung. Elf Ärzte sind hier tätig, darum frage ich mich: Hat das Management richtig gearbeitet? Vielleicht hätte man umstrukturieren können, anstatt zu schließen. Teilweise habe ich Menschen in der Generation erlebt, die hier Kinder zur Welt gebracht haben und ich fühle mich den Menschen sehr verbunden.

Barbara Kubik: Vor ungefähr sechs Jahren hat hier eine ausführliche Renovierung stattgefunden, darum verstehen wir den jetzigen Schritt nicht. Ich arbeite seit 30 Jahren als Krankenschwester in der Gynäkologie. Wir haben uns immer viel Mühe gegeben, haben auch Söckchen für die Babies gestrickt und weitere Vorschläge gemacht, aber die Klinik hat sich nach außen hin wohl einfach nicht gut verkauft.

Andreas Reintjes: Ich bin sehr betroffen, meine ganze Familie ist hier geboren worden. Eine Sache verstehe ich nicht: In Deutschland wird so viel subventioniert, aber für so etwas gibt es kein Geld. Dabei soll doch das Kind das wichtigste Gut sein, warum tun dann die Politiker nichts?

Sein Frau Michaela Reintjes: In zwei Tagen bekomme ich hier mein Kind. Ich bin sehr froh, dass ich es noch in Uerdingen auf die Welt bringen kann. Über eine andere Klinik hätten wir auch gar nicht nachgedacht. Das Zwischenmenschliche ist einfach toll hier.

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