WZ-Mobil am Uerdinger Wochenmarkt: "Am Mittwoch ist hier tote Hose"

Viele Bürger glauben, dass ein Standortwechsel dem Wochenmarkt in der Rheinstadt guttun würde.

Krefeld. SPD-Ratsherr Jürgen Hengst forderte kürzlich die Verwaltung dazu auf, sich Lösungskonzepte für den Uerdinger Wochenmarkt zu überlegen. Laut Hengst schrumpft der Markt seit Jahren, der Umsatz der Händler geht zurück. Deshalb müssen seiner Meinung nach die Krefelder Standmieten auf den „Prüfstand gestellt werden“.

Auch Günther Boeker ist aufgefallen, dass merklich weniger Händler auf dem Wochenmarkt ihre Waren anbieten. „Gerade eben hat sich ein Freund bei mir nach einem ’Geflügel-Fritzen’ erkundigt, heute ist aber keiner da “, sagt er. Der gebürtige Uerdinger besucht den Markt regelmäßig, um frische Bio-Produkte zu erwerben. „Samstags ist auf dem Wochenmarkt mehr los. Es sind mehr Beschicker und auch mehr Kunden anwesend. Am Mittwoch ist hier tote Hose“, sagt der 75-Jährige.

Dass einige Anbieter nur unregelmäßig vertreten sind, hat auch Ulrike Strahlen bemerkt. „Manche Stände, bei denen ich immer eingekauft habe, sind auf einmal weg“, sagt sie.

Hubert Buschmann vermutet, dass viele der alten Marktbeschicker aufhören und kein Nachwuchs da ist, um ihren Platz einzunehmen. Außerdem schätzt er, dass viele Kunden aufgrund günstigerer Preise lieber im Supermarkt einkaufen.

Annemarie Wefels gibt der großen Edeka-Filiale die Schuld am schrumpfenden Angebot auf dem Wochenmarkt. „Edeka hat alles kaputtgemacht“, sagt sie.

„Durch den großen Edeka-Parkplatz ist die Marktfläche stark begrenzt worden“, ist die Meinung von Heike Hoffmann. Sie ist die erste Vorsitzende des Bürgervereins „Uerdingen am Rhein“. „Eine Umfrage auf unserer Facebook-Seite hat ergeben, dass 90 Prozent der Befragten einen Standortwechsel von Am Röttgen zum alten Uerdinger Marktplatz begrüßen würden“, berichtet sie. Der Wochenmarkt sei ein wichtiger sozialer Treffpunkt für die Uerdinger. Daher hoffe sie, dass bald ein Austausch von Bürgern, Politik und Marktbeschickern stattfindet.

Sandra Leurs würde einen Standortwechsel zum historischen Marktplatz ebenfalls sehr begrüßen. „Dann wäre auch die Uerdinger Fußgängerzone wieder belebter“, sagt sie.

Heinrich Kamps war 23 Jahre lang Marktmeister in Krefeld und kennt sich bestens aus — auch mit den Standgebühren: „In Moers kostet der Meter 1,60 Euro, in Goch nur einen Euro und da ist auch noch der Strom inklusive. Hier in Uerdingen kostet der Meter 3,45 Euro und die Stadt kassiert nur. Da ist kein Strom drin, keine Müllentsorgung und man muss den Platz auch noch besenrein verlassen.“ Zwei Marktbeschicker, die nicht namentlich genannt werden möchten, ärgern sich bei diesen hohen Preisen noch besonders darüber, dass „nicht ordnungsgemäß nach der Marktsatzung bei allen die laufenden Frontmeter kassiert werden. Der Stadt entgeht dabei auch Geld.“ Weit mehr stößt ihnen unangenehm auf, dass „nicht für alle die gleichen Pflichten auf dem Platz gelten“.

Die Uerdingerin Cornelia Jäger macht sich ebenfalls Gedanken um den Markt, den sie inzwischen seit einem halben Jahrhundert regelmäßig besucht. Die 56-Jährige zeigt auf einen Gemüsestand: „Den Stand gab es schon, als ich noch ein Kind war. Es ist schade, dass es immer weniger Beschicker gibt.“ Sie sieht Parallelen zwischen den aufgegebenen Marktständen und den geschlossenen Geschäften und macht die Politik dafür mitverantwortlich. Gerade ist sie aus dem Urlaub zurückgekommen und schwärmt vom Angebot auf den türkischen Wochenmärkten, das sie sich auch für Uerdingen wünscht: „Diese Mengen! Diese Gerüche!“

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