Karneval: Jeck sein ohne Alkohol

Der Karnevalszugverein Uerdingen startet die Kampagne „Feiern ohne Reihern“. Sie richtet sich vor allem an Minderjährige.

Krefeld. Karneval ist die Zeit der ausgelassenen Stimmung, der Fröhlichkeit und überschäumenden Lebensfreude. Doch vor allem für immer mehr Kinder und Jugendliche ist Karneval ein Grund, sich übermäßig zu betrinken. "Wir mussten in den letzten Jahren entsetzt feststellen, dass der Alkoholkonsum von Minderjährigen immer stärker zunimmt", sagt Uwe Rutkowski, Präsident des Karnevalszugvereins Uerdingen. "Und was noch viel schlimmer ist: Die Alkoholleichen am Wegesrand werden immer jünger." Bereits neun- bis elfjährige Kinder tränken exzessiv Alkohol an Karneval.

Diese Entwicklung hat den Karnevalszugverein und seine Mitglieder nachdenklich gestimmt. Das Ergebnis: In diesem Jahr wurde die Kampagne "Feiern ohne Reihern" ins Leben gerufen. Sie soll eine langfristige Einrichtung des Uerdinger Karnevals werden. Mit T-Shirts, Aufklebern, Buttons und Plakaten möchte der Verein auf die Problematik aufmerksam machen und damit nicht nur Kinder und Jugendliche vom Alkohol abbringen, sondern auch Eltern, Geschäftsleute und Getränkemärkte in Uerdingen zu mehr Zivilcourage animieren. Rutkowski sagt: "Vielleicht mischt sich dann auch mal jemand ein, wenn er einen 13-Jährigen mit Schnapsflasche in der Hand sieht."

Nächstes Jahr ist am Karnevalsfreitag im Uerdinger Festzelt eine U17-Party geplant. Der Konsum von Alkohol und Tabakwaren wird an diesem Tag selbstverständlich untersagt. "Die Jugendlichen sollen merken, dass sie an Karneval auch ohne den Genuss alkoholischer Getränke Spaß haben können", erklärt Rutkowski. Es fänden noch Gespräche mit Sponsoren statt, um die Veranstaltung so günstig wie möglich anbieten zu können. "Wir sind aber sehr zuversichtlich, dass das klappt", sagt er.

Doch was ist mit den Erwachsenen, die in der jecken Zeit auch mal gerne ein paar Promille Alkohol zuviel im Blut haben? "Der Verein hat die Auflage, sehr defensiv mit Alkohol umzugehen", sagt Rutkowski. Er würde die Vorstellung der Kampagne auch in Zukunft mit dem Satz ergänzen: "Und das gilt nicht nur für Jugendliche".

Als Schirmherr für das Projekt konnte Oberbürgermeister Gregor Kathstede gewonnen werden. Trotzdem sind sich die Verantwortlichen bewusst, dass "Feiern ohne Reihern" nicht das Allheilmittel sein wird. "Selbst wenn wir die Don Quichotes der Karnevalszeit sein sollten", sagt Rutkowski, "dann sind wir das gerne, wenn wir auch nur ein Kind vom Trinken abhalten können."

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