Grünpflege: Rupfen im Dienst der Natur

Im Wehrgang der Burg wachsen wilde Pflanzen um die Wette. Diese Pracht will gepflegt sein.

Krefeld. Es ist ein wahres Paradies für Liebhaber wildwachsender Pflanzen: Dost, Alant, Stinkende Nieswurz und Seifenkraut - sie alle wachsen im Wehrgang der Burg Linn um die Wette und buhlen mit ihren satten Farben um die Aufmerksamkeit der Spaziergänger. Mittendrin rupfen drei Gestalten, was das Zeug hält. Schließlich will auch die vermeintlich wilde Schönheit gepflegt sein.

"Wir kannten die Pflanzen zunächst nicht alle", geben Gärtnerin Claudia Heckes und ihre Kollegin Sylvia Przyklenk zu. Denn was in der Linner Wehranlage so wächst, ist bewusst nach alten Vorbildern gewählt worden. Da war für die Pflege also zunächst einmal Lernen angesagt, wobei Dr. Wolfram Kunick behilflich war. "Pflege ist eine kreative und geistvolle Arbeit, die kann nicht jedem X-Beliebigen überlassen werden." Der Planer war schon im Rahmen der Euroga 2002plus auch für die Anlage der Beete zuständig, wälzte selber historische Quellen, um die richtige Auswahl zu treffen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie wohl auch eine gartenhistorische Gesellschaft aus Holland denkt, die sich für einen Besuch angekündigt hat. In die Wehranlage muss Kunick, der "sein" Beet auch weiterhin im Auftrag des Betriebshofes Kuhleshütte pflegt, allerdings demnächst erst einmal mit der Motorsense, wie er vorwarnt. Ein Besuch lohne sich vor allem im Frühjahr.

Macht nichts, auch die übrigen Parks scheinen weit über die Grenzen Krefelds bekannt zu sein, denn chinesische und japanische Delegationen haben sich ebenso angekündigt, wie Bezirksingenieur Matthias Pasch stolz berichtet. Er ist mit seinen Mitarbeitern vom Betriebshof Kuhleshütte für die Grünpflege in Süd, Fischeln und Oppum-Linn zuständig. Gerade die historischen Anlagen fordern ihnen - siehe oben - ein besonderes Wissen ab. Und so ist Pasch froh, von den Erkenntnissen Kunicks profitieren zu können. Schließlich sind im Jahr 2001 im Burgpark 50 verschiedene Staudenarten in einer Stückzahl von rund 10 000 gepflanzt worden.

Umso zufriedener nimmt Matthias Pasch zur Kenntnis, dass die Parks auch für die diversesten Bürger-Feiern genutzt werden. Doch: "Es ist auch eine große Herausforderung. Wir versuchen, Erholungs- und ökologischen Wert miteinander zu verbinden." Und das mit einer überschaubaren Mannschaft von 20 Mitarbeitern. Zwar seien nach der Euroga noch offene Stellen besetzt worden, zusätzliche Kräfte habe es aber nicht gegeben. "Das geht zu Lasten der nicht-historischen Anlagen", stellt der studierte Betriebswirtschaftler nüchtern fest.

Schließlich hat der Betriebshof noch eine Menge anderer Aufgaben zu bewältigen. Insgesamt ist er mit eigenen Kräften für 93 Grünanlagen sowie 54 Kinderspielplätze, eine Fläche von rund 142 Fußballfeldern zuständig. Und dann wäre da zum Beispiel noch Klaus Speck, der mit seiner Baumkolonne Herr über etwa 7000 Bäume in den Grünanlagen ist. Die wollen zunächst einzeln abgegangen und eingeschätzt werden. Ist ein Pflege-Einsatz notwendig, wird dies gleich im Handheld-Gerät vermerkt.

Die Pflege für weitere 2500 Bäume des Bezirks wird jedoch an Fremdfirmen vergeben, ebenso wie die Grünunterhaltung an Kindergärten, Schulen, Klinikum, Straßengrün und, und, und. Arbeiten, die allerdings auch vom Betriebshof überwacht werden wollen, wofür wiederum Speck verantwortlich ist.

Eine aufwendige Aufgabe: Rund 10 000 Kilometer bringe er im Jahr dafür schon etwa hinter sich, schätzt der Gärtner. Seinen kritischen Augen entgehe dabei wenig, lobt Pasch. Habe eine Firma nicht ordentlich gearbeitet, schicke Speck sie zur Not auch drei-, viermal raus. Schließlich ist der Fachbereich Grünflächen zur Verkehrssicherheit verpflichtet.

Doch mit den jetzigen Partnerfirmen arbeite man schon länger zusammen, was die Aufgabe erleichtere, so Speck. Auch hier ist eben der gegenseitige Wissenstransfer wichtig für eine zufriedenstellende Arbeit.

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