Ein Ort für die Trauer ums ungeborene Kind

Der Arbeitskreis „Kinder im Licht“ hat auf dem Uerdinger Friedhof eine Grabfläche für Fehl- und Totgeburten initiiert. Alle zwei Monate findet dort eine Sammelbestattung statt.

Krefeld-Uerdingen. Wenn Eltern ihr Kind durch eine Fehl- oder Totgeburt verlieren, ist die Verzweiflung oft groß. Nach Vorfreude und Hoffnung während der Schwangerschaft fallen vor allem viele Frauen häufig in ein tiefes Loch. Hinzu kommt das Schweigen: Ein solches Ereignis ist immer noch ein Tabu. Umso wichtiger kann es für Betroffene sein, einen Ort für ihre Trauer zu haben. Einen Ort, an dem sie Abschied nehmen und ihr Kind besuchen können, das viel zu früh seine letzte Ruhe gefunden hat.

In Krefeld gibt es einen solchen Platz seit 2005 auf dem Uerdinger Friedhof: Dort besteht ein Gräberfeld, auf dem ungeborene Kinder bestattet werden - auf Initiative des Arbeitskreises "Kinder im Licht" im St. Josefshospital. "Wir begleiten Eltern, die ihre Kinder durch eine Fehl- oder Totgeburt verloren haben", sagt die Vorsitzende, Beate Hofer-Haurand. Das Gräberfeld als Ort der Trauerbewältigung ist eines der Angebote für betroffene Eltern, eine Selbsthilfegruppe ein anderes.

In Uerdingen werden alle zwei Monate Fehlgeburten bestattet. "Eltern bekommen von uns ein kleines Spankästchen, das sie selbst gestalten können", sagt Hofer-Haurand. "Sie bemalen es, und manche legen auch etwas hinein." Zur Beerdigung kommen dann all die kleinen Kästen in einen großen und werden zusammen bestattet. In der Regel sind es zwischen sieben und zwölf.

Die Bestattung selbst ist religionsübergreifend. "Unsere Krankenhaus-Seelsorgerin Stephanie Graßhoff hält in der Kapelle eine Ansprache", sagt Hofer-Haurand. "Sie ist aber allgemeingültig, damit sich jeder angesprochen fühlen kann."

Nicht alle Eltern nehmen an der Sammelbestattung teil. "Jeder muss für sich den richtigen Weg finden, mit seiner Trauer umzugehen", sagt Hofer-Haurand. "Manchmal sagen Eltern zu und schaffen es dann doch nicht." Das sei verständlich, denn jeder Mensch gehe anders mit dem Verlust um. "Jede Familie hält das ganz individuell", erklärt sie. "Manchmal kommt niemand, manchmal kommen Großeltern oder Geschwister mit."

Zentraler Ort am Gräberfeld ist eine Stele, die vom Bestattungsinstitut Zecher gestiftet wurde. Rundherum liegen kleine Kieselsteine. "Wer mag, kann den Namen seines Kindes oder einen Kosenamen darauf schreiben und den Stein ans Grab legen", sagt Hofer-Haurand. Manchen Eltern ersetzt dies den Grabstein - die Sammelbestattung selbst erfolgt stets anonym.

Umso wichtiger ist es den Mitgliedern von "Kinder im Licht", Eltern in dieser schwierigen Situation zu helfen - denn für sie ist ihr totes Kind natürlich nicht anonym. "In der Selbsthilfegruppe haben wir momentan eine große Resonanz", sagt Hofer-Haurand. "Zu uns kommen auch Betroffene von außerhalb."

Insgesamt allerdings überwiegend Frauen. "Wir ermutigen aber explizit auch die Väter, zu uns zu kommen." Die Gruppe trifft sich an jedem zweiten Dienstag im Monat im Foyer des St. Josefshospitals. Aus organisatorischen Gründen wird um eine Anmeldung unter der Telefonnummer 02151/452253 oder 4527615 gebeten.

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