Drei Freunde, ein Triathlon

„Die 197-Jährigen“ treten am Elfrather See an — weder das hohe Alter noch eine künstliche Hüfte können sie stoppen.

Drei Freunde, ein Triathlon
Foto: Dirk Jochmann

Uerdingen. In einem Alter, in dem andere Menschen sich glücklich schätzen, überhaupt noch auf den Beinen zu stehen, sind die 20 Kilometer auf dem Rad für Rudi Christ ein Klacks. Der 84-Jährige ist vom Sport besessen und hat schon so manchen Gipfel erklommen.

Er hat acht Mal den Mont Blanc bestiegen. 1995 war er bei einer Expedition auf den 8000 Meter hohen Gipfel des Shishapangma in Tibet mit 65 Jahren der älteste Bergsteiger der Unternehmung. Auf dem Rad ist er zweimaliger Europacupsieger der Senioren. Für den Olympiasieger im Gehen von 1972, Bernd Kannenberg, war der gebürtige Bayer Trainingspartner. Auch Christ selbst hat in dieser Disziplin einige Medaillen gewonnen.

Doch Christs sportliche Karriere verlief nicht immer reibungslos: Beim Training mit dem Rad wurde Christ auf der Straße Hausbend von einem Auto erfasst und musste nach einer Wiederbelebung vor Ort mit dem Helikopter abtransportiert werden. „Ich war klinisch tot. Ich lebe mein zweites Leben“, sagt er. Das war 1987. Ein Jahr später war Christ wieder auf dem Rad unterwegs und feierte Erfolge.

1988 nahm er am ersten Volkstriathlon rund um den Elfrather See teil — damals noch als Einzelkämpfer. „26 Jahre später trete ich im Team wieder an, zusammen mit meinen jungen Freunden “, sagt Christ stolz.

Die jungen Freunde sind Karl Vogt (57) und Martin Gabriel (56). Vogt lernte Christ in jungen Jahren beim Training in der Glockenspitzhalle kennen. Dort war Rudi Christ lange Zeit als Hallenverwalter tätig. Später organisierten die drei Freunde gemeinsame Jugendtouren durch die Alpen, Gabriel als Pädagoge und Vogt als Leiter der Jugendeinrichtung Herbertzstraße. Der Bergführer bei den hochalpinen Wanderungen war natürlich Rudi Christ. Auch in ihrem Triathlonteam „Die 197-Jährigen“ sei Christ „der Motivator“.

Hätte man Karl Vogt im Krankenhaus vor drei Jahren gesagt, dass er noch einmal einen Triathlon laufe, hätte er sein Gegenüber vermutlich für verrückt erklärt. Der 57-Jährige tritt mit einem künstlichen Hüftgelenk an. „Nach den fünf Kilometern brauche ich wohl ein neues“, sagt Vogt und grinst.

Auch wenn für seine Mitstreiter die Verbundenheit der drei Freunde beim Wettkampf im Vordergrund steht, Rudi Christ hat klare Vorstellungen vom Ergebnis. „Ich habe mir die Zeiten der anderen Teams angesehen. Ziel ist auf jeden Fall ein Platz im Mittelfeld“, sagt der 84-Jährige. Für Christ ist sowieso das ganze Jahr Trainingszeit.

„Früher bin ich täglich 110 Kilometer mit dem Rad gefahren. Mittlerweile fahre ich zwischen 45 und 50 Kilometer, wenn es nicht regnet. Man muss es ja nicht übertreiben“, sagt er. Trotzdem zieht es Christ für die Vorbereitung auf den Krefelder Triathlon in die Berge. Für den gebürtigen Bayer ist der flache Niederrhein einfach keine Herausforderung.

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