Der Sandberg war lange ein Feldweg

Vor 100 Jahren ist der Grundstein für die Nachbarschaft gelegt worden. Das Jubiläum wurde jetzt in der Schutzengelpfarre gefeiert.

Krefeld-Oppum. Im Schatten der "Königlichen Eisenbahn-Hauptreparaturwerkstätte Oppum" trafen sich 1910 - vor fast genau hundert Jahren - sieben Männer der Siedlung Sandberg in der Gartenlaube von Heinrich Kuhnen. Eduard Schmidtmann, Heinrich Aretz, Heinrich Engels, Karl Geier, Johann Krommen und Lorenz Hückelhoven besprachen mit dem Gastgeber die nachbarschaftlichen Folgen eines Todesfalles.

Genauer gesagt ging es um die für den "nächsten Nachbarn" zu bestimmenden Totenträger. Dieses ernste Treffen gilt als Geburtsstunde für die "Nachbarschaft Sandberg". Sie existiert bis heute und feierte am Wochenende das Hundertjährige bis in die frühen Morgenstunden im Pfarrheim der benachbarten Schutzengelkirche.

Für rund 120Nachbarn und Gäste, unter ihnen der Bürgervereinsvorsitzende Franz-Josef von der Hocht, der ebenfalls am Sandberg wohnt, wurde ein unterhaltsames und anspruchsvolles Programm geboten. Für Musik sorgte die Schülerband "Lite", ein Discjockey, eine Playback-Show mit der Gruppe "Grönland" und ein Cello-Mandolinen-Duo. Für den Spaß sorgte ein Bauchredner. Dazu gab es einen Vortrag auf Kriiewelsch-Platt. Der frühere Vorsitzende Heinz Steffens (79) bot einen historischen Abriss der Nachbarschaft. Der heutige Vorsitzende Franz Musolf bilanzierte: "Ein tolles Fest, das inhaltlich voll und ganz einer Hundertjahrfeier entsprach."

Heute wohnen am Sandberg einschließlich Hasenbend und Giesenweg rund 500 Menschen. 1878 lebten in den Bauernhöfen und Siedlungen Oppums genau 783 Menschen. Nach der Errichtung des Eisenbahn-Reparaturwerks stieg die Zahl bis 1895 auf mehr als 2000 an. Damals entstanden neue Siedlungen zwischen Hochfelder Straße und Sandberg sowie Kuhleshütte und Maybachstraße. Der Sandberg war seinerzeit ein kaum befahrbarer Feldweg. Erst 1960 wurde er ausgebaut. Heute zählt Oppum rund 13000 Einwohner.

Die Nachbarschaft Sandberg ist mit 170 Mitgliedern zwar beträchtlich geschrumpft - vor zehn Jahren zählte sie noch 257 Köpfe. Nach wie vor aber, so betont Musolf, "pflegen wir Traditionen und kümmern uns umeinander." Das Matjes-Fest mit Fisch aus Holland gehört einmal im Jahr dazu, der Martinszug, der jährliche Tagesausflug per Bus - zuletzt zum Möhnesee, die Adventsbesuche bei betagten Nachbarn sowie die Pflege des Gewässers im benachbarten Botanischen Garten.

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