Das Klöske als Treff für Ritter und Knappen

Die Schlaraffia Crefeldensis hat das „Klöske“ zu ihrer Burg gemacht.

Krefeld. Ob’s draußen frostig oder frühlingswarm ist - von Oktober bis April ist "Winterung" bei den Krefelder Schlaraffen. Dann treffen sie sich neigungs- und pflichtgemäß jeden Montag im Uerdinger "Klöske", das sie von der Stadt in Erbpacht erhalten und mit viel Liebe und noch mehr Geld denkmalgerecht saniert haben und als ihre "Burg" nutzen. In der "Sommerung" ist die Pflicht nicht so streng, dann wird locker getagt, und der Innenhof als Biergarten genutzt.

In der "Burg" können die Ritter Carus, Tinto-rosso oder "Bin Schon", die drei Thronsassen der "Schlaraffia Crefeldensis", häufig auch Gäste aus anderen "Reychen" begrüßen, aus dem Bergischen, von der Weinstraße und vom Bodensee oder aus Köln. Im Amt werden die Tagungspräsidenten als "Herrlichkeit" angeredet.

Seit fünf Jahren haben die "Sassen" ihre Burg in Uerdingen, vorher hielten sie ihre inzwischen mehr als 2600 "Sippungen" in einem Raum im Stadtbad Neusser Straße ab. Der eigenwillige Männerbund, dessen Ritter und Knappen sich in lange Mäntel und knappe Kappen kleiden, wenn sie nach "Atzung und Labung" zum Programm kommen und Schwerter klirren lassen, wenn sie Gäste begrüßen, grenzt sich deutlich von Logen oder Karneval ab.

Weltweit in 265 "Reychen" verstehen sie sich als "Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor". In den "Sippungen" der Krefelder Schlaraffen, die in der Kappe Krähen-Federn tragen und sich schwarz-gold-blau zieren, geht es häufig musikalisch zu: Die Ritter Ten-o-rio und Yorrik singen aus der West Side Story und aus Fidelio, Au-pair-etto gesteht, wie "gern er die Frauen geküsst", und der Knappe 208 - der erst als Ritter einen Namen bekommt, spielt Debussy - und wie. Im wirklichen Leben sind die Ritter Kaufleute, Ingenieure, Ärzte, Professoren und echte Operettensänger.

Zivil tragen sie eine Perlennadel am Revers. Von der "Rostra" nach dem Vorbild des römischen Forums erklingen Sketche und Vorträge tiefsinnigen Nonsens’, stets in einem ältlichen Deutsch, wie es weltweit als "Schlaraffenlatein" von 12 000 Mitgliedern der Allschlaraffia beherrscht wird. Themen aus Politik und Religion sind verboten. Persiflage wird groß geschrieben und Fechsung genannt.

Auch im Klöske, das die Schlaraffen nicht nur für die Sitzungen der Bezirksvertretungen, sondern auch für Konzerte oder andere Veranstaltungen oder beim Martinszug öffnen, wird Zustimmung mit "Lulu" gemurmelt und Missbilligung mit einer "Pönung" bestraft, für die der Ritter "Viel-Haar-Monist" - beruflich Frisör - mit einem Klingelbeutel kollektiert.

Wenn es schlimmer wird, muss der Ritter ins Verlies, einen Käfig in der Saalecke. Von dort kann er die vielen Schilde der Krefelder Ritter studieren. Er kann auch in der Apsis die Secco-Malerei aus dem 15. Jahrhundert bewundern, die von den Schlaraffen restauriert wurde. Unter der alten Stadtansicht von Prag ist der Wahlspruch zu lesen: "In Arte Voluptas" (Lust an der Kunst).

Auf schlaraffische Etikette wird streng geachtet: Dem Symbol-Uhu ist ein Verbeugung zu entrichten, und Ritter Prakkeseur als Zeremonienmeister organisiert den "Einritt" und ruft gelegentlich "Ruhe im Reych!".

Wenn nach dem Frühlingsfest am 25. April, einem der wenigen Anlässe, zu denen dann auch Frauen geladen und zugelassen sind, die "Sommerung" beginnt, geht es im Klöske, das die Schlaraffen auch für andere Veranstaltungen zur Verfügung stellen, lockerer zu, aber fast genauso regelmäßig.

Inzwischen blicken die Verantwortlichen der Schlaraffia, die ein eingetragener Verein trägt und der ein Förderverein zuarbeitet, auf das Jahr 2013. Dann wird die "Crefeldensis" 100 Jahre alt. Bis dahin würden sie gerne die Fassade des "Klöske" renovieren, bei einem Denkmal nicht nur keine einfache, sondern auch eine kostspielige Sache.

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