Krefeld Stadtteile: Sanierungsstau bei den Rathäusern

In die denkmalgeschützten städtischen Immobilien müsste die Stadt Millionen stecken. Sie denkt über den Verkauf nach.

Krefeld. Der Haushalt der Stadt Krefeld liegt zur Genehmigung bei der Bezirksregierung vor. Trotz eines Fehlbetrags von 38 Millionen und Gesamtschulden in Höhe von rund 900 Millionen Euro trauen sich die Parteien derzeit nicht offensiv an das Thema alte Stadtteil-Rathäuser heran. Dabei ist in vielen der denkmalgeschützten Gebäude der Sanierungsbedarf hoch und die Gebäudeunterhaltung teurer als in einem Neubau.

Allein für die Gebäudeunterhaltung der städtischen Immobilien in den Jahren 2012 bis 2015 sind jährlich in Hüls 8000 Euro, in Fischeln 32 000 Euro, in Uerdingen 32 000 Euro, in Bockum 44 000 Euro und in Traar 4600 Euro angefallen. Das listet eine Verwaltungsvorlage auf, die auf Antrag der Grünen zu einer besseren sachlichen Diskussion erarbeitet worden ist.

Die Grünen wollten einerseits wissen, wie hoch die wöchentliche Besucherfrequenz in den einzelnen Bezirksverwaltungsstellen ist, und anderseits in welchem baulichen Zustand die Rathäuser in Traar, Hüls, Bockum, Uerdingen und Fischeln sind. Zwei Ergebnisse: In all diesen Gebäuden fehlt ein barrierefreier Zugang. Die Besucherfrequenz schwankt von 2,5 bis fast 120 Kunden pro Tag ganz erheblich.

Die Grünen freuen sich, dass bei der mit SPD und CDU gemeinsamen Modifizierung des Haushaltssicherungskonzepts 50 000 Euro für einen künftigen barrierefreien Zugang im Rathaus Fischeln eingestellt worden sind. Das ist ein klares Bekenntnis zum Standort.

Mit einer Fallzahl von 7158 (in 2015) und einem Prozentanteil von 9,6 ist diese Bezirksverwaltungsstelle einer der am stärksten besuchten. Die höchste Besucherfrequenz mit 29 170 (39,2 %) weist das sogenannte Bürgerbüro in Stadtmitte auf, die geringste Zahl mit 622 (0,8 %) in Oppum/Linn.

Die Stadt hat die kaum besuchte Anlaufstelle in Linn inzwischen geschlossen und das denkmalgeschützte Gebäude zum Verkauf freigegeben. Es soll nicht das letzte städtische Gebäude und Grundstück sein, von dem die Stadt sich langfristig trennen will. „Wir wollen die Bezirksverwaltungsstellen in den Stadtteilen erhalten“, sagt der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Jürgen Hengst. Ob aber die Bürgerbüros in den jetzigen Gebäuden weitergeführt werden, sei eine andere Frage. Grüne und FDP gehen einen Schritt weiter. Beide Parteien können sich eine Verringerung der Bezirksverwaltungsstellen in Krefeld vorstellen.

„Die Häuser kosten uns einfach nur Geld“, sagt für die Grünen deren Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias. Andererseits möchte sie den Bürgerservice nicht einschränken. Ob er immer in persönlicher Form oder aber auch verstärkt standardisiert übers Internet erfolgen kann, sei in den nächsten Monaten noch zu überlegen.

Während die Politik bei dem Thema Verkauf von städtischen Gebäuden sehr zurückhaltend ist, ist es in der Verwaltung ein erklärtes Ziel. Der Fachbereich Zentrales Gebäudemanagement soll Gebäude im Hinblick auf ihre Kosten kategorisieren und einen Überblick geben, welche Gebäude die Stadt aus Kostengründen verkaufen sollte. Nur so könne langfristig in den nächsten Jahren die jährliche Summe von rund zehn Millionen Euro für Gebäudeunterhaltung kräftig reduziert werden.

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