Mini-Art-Club: Kleine Künstler malen wie die Indianer

Jeden Dienstagnachmittag ist Treff in der Kita St. Stephan.

Krefeld. Vorsichtig nimmt Dennis den Grafitstift zwischen seine kleinen Finger und drückt ihn auf die weiße Malpappe. Die ersten Striche lassen ein Haus vermuten mit großer Eingangstür und Schornstein. Ein riesiges schneckenähnliches Gebilde auf dem Hausdach gibt allerdings Rätsel auf. Auf Nachfrage flüstert der kleine Künstler verlegen: „Das ist eine Sonne.“

Zehn Minuten später hat der Fünfjährige seine Meinung geändert, die Sonne ist jetzt doch eine Schnecke und aus dem Haus ist ein großer Roboter geworden. Aber wie sagte schon Pablo Picasso: „Ich habe 30 Jahre gebraucht, um wie Rembrandt zu malen — und 60 Jahre, um zu malen wie ein Kind.“

Zusammen mit weiteren Kindergartenkindern der Kita St. Stephan will sich Dennis im Mini-Art-Club künstlerisch austoben. Jeden Dienstagnachmittag treffen sich die kleinen Künstler, um mit Farben und Pinseln zu experimentieren.

Dennis ist heute zum ersten Mal dabei. Spontan hat er sich den Pinsel gegriffen und den blauen Arbeitskittel übergeworfen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ist sich der Kleine aber noch nicht sicher, ob das wirklich die richtige Entscheidung war.

Die Malerin und studierte Grafikdesignerin Katharina Müller leitet den Mini-Art-Club mit dem Ziel, die Fantasie der Kinder anzuregen. „Wir wollen versteckte Talente der Kinder entdecken und fördern“, sagt auch Kita-Leiterin Marie-Luise König.

Heute steht der Malkurs ganz im Zeichen des französischen Malers Eugène Henri Paul Gauguin. In seinen Werken versuchte Gauguin die Düfte der Blumen und die Farben der Pflanzen auf der Südseeinsel Tahiti festzuhalten. Allerdings steht den Kindern für ihre von dem Franzosen inspirierten Malereien nur Tonschlicker in den Farben braun, hellbraun und weiß zur Verfügung.

„Heute malen wir einmal wie die Indianer“, sagt Müller. „Aber mein Regenbogen-Mädchen ist doch bunt“, merkt Canan (5) kritisch an. „Ich brauche Lila.“ Während die Kleine noch rätselt, wie man aus Brauntönen ein Violett anmischt, hat Dennis seinen Grafitstift schon gegen einen Pinsel getauscht, mit dem er die Farbe auf sein Bild streicht.

Mittlerweile ist aus dem Roboter ein Elefant geworden. „Für mich ist immer wieder verblüffend zu sehen, wie die Kinder die einzelnen Aufgaben und Techniken aufnehmen“, sagt Müller.

Inzwischen hat sich auch Canan mit der Farbwahl abgefunden und ein detailgetreues Bild gemalt. Es zeigt einen Sternenhimmel über einem Indianermädchen, das neben einem Pferd und einem Tipi steht. „Das schenke ich meinem Papa. Ihm habe ich schon viele Bilder geschenkt. Die hat er alle auf seiner Arbeit aufgehangen.“

Nach 50 Minuten neigt sich der Kurs dem Ende entgegen. Dennis ist mit seinem Werk zufrieden, zieht sich seinen Kittel aus, schnappt sich einen Butterkeks und läuft davon. Die abschließende Bildbesprechung scheint ihn weniger zu interessieren. Pia, Nisa, Leandro und Canan hingegen präsentieren ihre Bilder stolz der Gruppe. „Das Gefühl etwas geschafft zu haben, stärkt auch das Selbstbewusstsein“, sagt Müller. „Malerin möchte ich trotzdem nicht werden“, sagt Canan und lacht. „Ich möchte lieber was mit Haaren machen.“

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