Museum Burg Linn Blick auf Hafengeschichte Geldubas

Neu gestaltete Schiffshalle im Museum Burg Linn lädt zum Reisen in die Römerzeit ein.

Krefeld. Mit Freude stellt Museumsleiterin Jennifer Morscheiser die neu gestaltete Schiffshalle im Museum Burg Linn vor: „Wir haben das als Team gebastelt.“ Fachwissen und Ideen aus Museumspädagogik, Restaurierung, römischer und mittelalterlicher Archäologie sowie Verkehrs- und Stadtgeschichte wurden dort gebündelt. Heraus gekommen ist dabei eine ansprechende Ausstellung rund um das etwa 13 Meter lange und drei Meter breite Flachbodenschiff. Es gehört zu den großen Raritäten.

Stadtarchäologe Hans-Peter Schletter schwärmt, dass es von diesen frühen Nachen aus der Zeit um 800 nur vier Exemplare in Deutschland gibt. Man bedenke, mit exakt diesem Schiff hätte schon Karl der Große reisen können. Für die Ewigkeit ist das Flachbodenschiff gebaut, denn man verwendete dafür Eichen, die mehrere hundert Jahre alt gewesen sein müssen.

Material sparen war zu jener Zeit kein Thema, denn die langen Bordwände bestehen jeweils nur aus einer dicken Planke. Bug und Heck sind leicht aufgebogen, so dass die Schiffsleute nicht unbedingt einen Hafen mit seiner Infrastruktur brauchten, sondern problemlos überall vorwärts oder auch rückwärts auf flache Ufer fahren konnten, um ihre Passagiere und Fracht wieder an Land zu bringen.

Ganz im Unterschied zum mittelalterlichen Schiffsbau ist die Restaurierung und das erneute Zusammensetzen der Hölzer das Werk einer Frau, nämlich der Museumsrestauratorin Eileen Wolff. So sehr das historische Schiff auch mit seiner beeindruckenden Größe den Raum beherrscht, es geht in dem neu gestalteten Raum auch um rund zweitausend Jahre Verkehrsgeschichte am Niederrhein.

Hafengeschichte von Gelduba, Linn, Uerdingen und Krefeld lässt sich auf den neuen Bannern nachlesen. Für das 19./20. Jahrhundert hat der stellvertretende Museumsleiter Christoph Dautermann die Inhalte zusammengestellt. Für diese Zeit wurden aus dem Fundus des Museums historische Fotos und Hafengemälde zusammengesucht, die in Petersburger Hängung ein buntes Bild vom Treiben am Strom geben. Ganz deutlich wird dabei auch, dass man noch vor hundert Jahren stolz war, wenn schwarze Rauchschwaden in Mengen aus Kaminen quollen — egal ob Schiff oder Fabrik.

Auf einem anderen Banner erfährt der Besucher von der „Goldgräberstimmung“ auf dem Gelände des römischen Hafens von Gelduba. 1972 bis 76 wurde dort mit einem Wendebecken der Krefelder Hafen erweitert und dabei ein Drittel des Kastells und des römischen Hafens abgebaggert — man kann das Werk der Baggerschaufel sogar am historischen Schiff nachvollziehen. „Goldgräber“, sprich eifrige Hobbyarchäologen und Schatzgräber, buddelten sich durch die heraus gebaggerten Bodenschichten und sicherten auf diese Weise viele Funde aus der Römerzeit.

Eine Vitrine neben dem Schiff zeigt einen kleinen Teil der privaten Funde: Werkzeuge, Waffen, Schmuck, Fibeln und auch ein römisches Stövchen. Ab 1980 verlief die Suche nach Funden gesetzlich reguliert: Das Denkmalschutzgesetz NRW bremste zumindest offiziell das private Graben in römischen Schichten.

Ein großes Wandgemälde bietet eine Vorstellung vom römischen Hafen. Das Banner „Das Tor zur Welt der Antike - Globalisierung 1.0“ zählt die kulinarischen und anderen Spezialitäten auf, auf die man vor rund 2000 Jahren auch am Niedergermanischen Limes nicht verzichten musste.

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