Kaum Hoffnung auf Ruhe am Siemesdyk

Alfred Krebs und seine Nachbarn werden oft vor Sonnenaufgang aus dem Schlaf gerissen.

Dießem. Vom Ausschlafen kann Alfred Krebs seit Jahren nur träumen. Immer wieder wird er schon vor Sonnenaufgang aus dem Schlaf gerissen, weil draußen Lkw ihre Dieselmotoren warmlaufen lassen oder 40-Tonner an seinem Haus vorbeidonnern.

Am Siemesdyk, wo Krebs wohnt, geht es laut zu. Zu laut für den 65-Jährigen. "Morgens um halb sechs geht es oft los. Manchmal ist es schon um halb vier mit dem Schlaf vorbei", sagt Krebs, der mit einem Nachbarn dem Verkehrsproblem den Kampf angesagt hat. "Früher war das hier eine ruhige Anliegerstraße, eine Sackgasse. Aber seit Mitte der neunziger Jahre der Durchbruch zur Oberbruchstraße entstand, ist der Verkehr unerträglich geworden."

Krebs vermutet, dass viele Fahrer eine Ampel auf der Untergath sparen und deswegen über den Siemesdyk fahren. Bei einer Zählung am Nachmittag haben die beiden in einer Stunde über 500 Autos gezählt. Darunter etliche Lkw und Kleintransporter. Da kommt zum Lärm- auch noch ein Abgasproblem.

Außerdem parken Lieferanten der am Siemesdyk angesiedelten Unternehmen mit Transportern oder Lkw die Straße zu. Krebs hat schon überlegt, sein Schlafzimmer, das zur Straße hin liegt, zu verlegen. "Aber Heizung, Kamin und das ganze Haus sind so ausgelegt, dass das Schlafzimmer vorne ist."

Krebs ist ein Mann der Tat. Er ging auf die Firmen zu, sprach auch Lkw-Fahrer direkt an. "Manche hatten Verständnis und haben ein wenig Rücksicht genommen, aber meist heißt es nur: Da müssen Sie den Chef fragen." Eine Familie habe bereits aufgegeben, sei vom Siemesdyk zur Glockenspitz gezogen.

Doch Krebs wohnt seit 1962 dort und will bleiben. Im Frühjahr wandte er sich an die Stadt: "Im Mai wurde mir versprochen, dass es eine Verkehrsschau geben wird, passiert ist nichts." Stadtsprecher Michael Streubel sagt: "Eine Verkehrsschau befasst sich normalerweise nur mit der Sicherheit, nicht mit dem Verkehrsaufkommen." Streubel kann Krebs ohnehin keine großen Hoffnungen machen: "Wenn es ein reines Wohngebiet wäre, dürften da keine Lkw parken oder fahren, aber es ist ein Mischgebiet. Wir haben also rechtlich keine Handhabe."

Krebs’ Lösungsvorschlag, ein zeitlich begrenztes Fahr- und Parkverbot für Lastwagen, muss er ins Land der Wünsche verweisen. "Dass Lkw dort parken, ist zulässig. Auch dass die Fahrer ihre Motoren warmlaufen lassen, ist erlaubt. Nur wenn sie sie unnötig lange laufen ließen, wäre etwas zu machen."

Auch die Idee, den Siemesdyk zu einer Einbahnstraße zu machen, ist laut Streubel weder umsetzbar noch sinnvoll: "Normalerweise hat das den Effekt, dass noch schneller gefahren wird, weil niemand mit Gegenverkehr rechnen muss." Schlechte Karten für die genervten Anwohner. Doch einen letzten Hoffnungsschimmer gibt es. "Wir werden mit Herrn Krebs in den nächsten Wochen noch einmal eine Verkehrsschau machen. Vielleicht ist bei dem ein oder anderen Punkt ja etwas zu machen", sagt Streubel.

Für den 65-jährigen Krebs wäre das zumindest ein Teilerfolg auf dem Weg, seinen Traum vom Ausschlafen zu realisieren.

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