Zoff um Müll am Canisiusplatz

Anlieger halten Schüler für die Übeltäter. Jetzt lädt ein Unbekannter auch noch Abfall vor dem Berufskolleg ab.

Zoff um Müll am Canisiusplatz
Foto: Andreas Bischof

West. „Bis vor drei Jahren war der Canisiusplatz verwildert, aber schön“, sagt Anwohner Heinz-Günther Roeder. Als die Kastanien abstarben, wurde gleich der ganze Platz neu gestaltet. Das Ergebnis überzeugt, ein moderner Spielplatz in der Mitte, neue Bäume, viele Bänke und inzwischen auch ein barrierefreier Zugang. Eigentlich ein Ort, der bei Kindern, Eltern und den Bewohnern des nahegelegenen Seniorenheims gut ankommt. Eigentlich, denn in letzter Zeit häuft sich der Müll auf dem Platz. Und damit auch der Ärger.

„Der Platz verdreckt immer mehr. Zigarettenkippen, Pizza-Kartons, Papier liegen neben den Mülleimern herum. Und Glasscherben machen die Reifen der Rollstühle und Rollatoren kaputt“, sagt Heinz-Günther Roeder. Was ihn besonders stört: „Da wird so ein Platz mit Mitteln der Bürger geschaffen und dann verkommt er, weil einige der gerne gesehenen jungen Leute mit den Hinterlassenschaften ihrer Pausenbrote allzu locker umgehen“, sagt Roeder und spielt damit auf die Jugendlichen und jungen Erwachsenen vom nahen Vera-Beckers-Berufskolleg an, die auf dem Platz ihre Pausen verbringen.

Unschöner Höhepunkt war eine spontane Party am 7. Mai, bei der Angetrunkene in den Sandkasten uriniert haben sollen. Roeder rief den Ordnungsdienst, der löste die Feier auf. Auch Stadtverwaltung und Polizei seien inzwischen informiert. Lieber wäre es ihm aber, die Schule würde auf ihre Schüler einwirken. „Aber die Lehrer sagen, dass sie auf die erwachsenen Schüler nur innerhalb des Schulgeländes Einfluss haben.“ Zum Erziehungsauftrag der Schule gehöre aber auch, dafür zu sorgen, dass sich die Schüler in ihrem Umfeld angemessen verhalten, findet Roeder.

Hedwig Schomacher, Schulleiterin

„So leicht machen wir es uns nicht“, hält Hedwig Schomacher, Schulleiterin des Berufskollegs, dagegen. Die Schule hat eigens eine 400-Euro-Stelle eingerichtet, um mit Schülern durchs Viertel zu gehen und die Hinterlassenschaften wegzuräumen. Mittels Schulvertrag und Aushängen zum Schuljahresbeginn erinnere man die Schüler auch daran, dass sie sich im Viertel angemessen verhalten sollen. „Aber ich habe knapp 3000 Schüler, allgemeine Appelle helfen da wenig“, sagt sie. Und mit insgesamt rund 5000 Schülern sei die Belastung für den Stadtteil insgesamt höher, als in anderen Vierteln. „Natürlich fühle ich mich für den Stadtteil verantwortlich“, sagt sie. „Aber ich kann nicht als Sheriff hinter den Schülern herrennen und meinen Lehrern die Ordnungsdienst-Binde überstreifen.“

Sie fordert stattdessen, auch die Büdchen- und Pizzerienbesitzer mit in die Pflicht zu nehmen, die sich mit um den herumfliegenden Müll kümmern sollen.

Auch der Ordnungsdienst solle öfter am Platz kontrollieren, findet sie — auch wenn es die eigenen Schüler betrifft. „Es kann nicht sein, dass nur das Berufskolleg Vera Beckers die Verantwortung trägt.“ Stattdessen sollten sich alle Beteiligten zusammensetzen, um die Situation zu klären. Schomacher will nun Kontakt zum Bürgerverein Nord-West aufnehmen.

Doch auch das Berufskolleg hat inzwischen eigenen Müll-Ärger. Seit Mai hat ein Unbekannter in unregelmäßigen Abständen Müllhaufen im Schutz der Dunkelheit vor dem Eingang der Schule abgelegt. Schomacher vermutet einen Racheakt aus dem Viertel. „Die Situation ist absurd, ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll“, sagt sie. „Damit provoziert man nur, dass wir alle unsere bisherigen Bemühungen, die wir auf freiwilliger Basis leisten, einstellen.“

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