Tamilen feiern ihr Tempelfest

Mit bunten Gewändern wird die Göttin Sri Nagapoosani Ambaal geehrt.

Krefeld. Wer zum Eröffnungsfest der Krefelder Tamilengemeinde am Sonntag einen hinduistischen Tempel mit geschwungenem Dach und üppigem Farbenschmuck erwartet hat, wird enttäuscht sein. Der Sri-Nagapoosani-Ambaal-Hindu-Tempel an der Girmesgath besteht aus der Lagerhalle eines ehemaligen Industriegeländes. Erst wenn man die Halle betritt — barfuß, wie es der Glaube vorschreibt — fällt der Blick auf die Schreine mit farbenprächtigen Götterstatuen.

Seit 2003 treffen sich hier rund 300 tamilische Familien aus der Region zum Gebet, davon etwa die Hälfte aus Krefeld. „Das Eröffnungsfest ist das wichtigste Ereignis im Jahr und findet zu Ehren der Göttin Sri Nagapoosani Ambaal statt“, berichtet Thanuja Basnaran. Sie ist eines von sieben Vorstandsmitgliedern der Gemeinde und erläutert den hinduistischen Brauch: Neben einigen Hauptgöttern gebe es viele verschiedene Götter und Göttinnen, die verkörpern, wofür der jeweilige Hauptgott steht. Zum Beispiel für Stärke, für Bildung oder für Geld und Reichtum.

Am Sonntag wird sich manch unbeteiligter Verkehrsteilnehmer an der Girmesgath über die Prozession gewundert haben — ein Rausch der Farben, Blüten und Gewänder. Zuerst trugen Männer — barfuß und mit nackten Oberkörpern — in vorwärts und rückwärts pendelnden Bewegungen die auf einem goldenen Thron sitzende Statue der Göttin Sri Nagapoosani Ambaal. Die Art der Bewegung dokumentiere die Größe des Respekts, erklärt Basnaran. Anschließend machen sich die Männer mit einem reich verzierten Miniaturtempel auf den Weg, gefolgt von den bunt und festlich gekleideten Gläubigen. Die Mädchen und Frauen streuen außerdem Rosenblätter aus.

Vor allem Nahrungsmittel dienen als beliebte Opfergaben für die Göttin — damit sich die Wünsche der Gläubigen erfüllen mögen. Dazu stehen Körbe mit Früchten bereit, gefüllt mit Bananen und Kokosnüssen. Die Gemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, neue Kulturen kennenzulernen, ohne dabei die eigene Sprache und die tamilischen Bräuche zu vernachlässigen.

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