Schornsteinfeger: „Wir sind Vertrauenspersonen“

Uwe Wasseige ist der neue Schornsteinfeger im Kehrbezirk elf. Der 33-Jährige hat den Job Anfang Januar übernommen.

Forstwald. Für die nächsten sieben Jahre ist ein neuer Schornsteinfeger für die Stadtteile Forstwald, Stahldorf und Holterhöfe zuständig. Der gebürtige Nettetaler Uwe Wasseige hat den Kehrbezirk elf übernommen. Der 33-Jährige wohnt in Viersen und pendelt jeden Tag nach Krefeld.

Herr Wasseige, warum hat es Sie nach Krefeld verschlagen?

Uwe Wasseige: Ich habe sechs Jahre als Angestellter in Willich gearbeitet. Der Kehrbezirk hier wurde frei, weil mein Vorgänger Kurt Mevissen in den Ruhestand gegangen ist. Daraufhin habe ich mich auf diesen beworben.

Was bedeutet diese Umstellung für Sie und die Hauseigentümer in Ihrem Bezirk?

Wasseige: Erstmal bedeutet diese, dass sie sich an einen neuen Schornsteinfeger gewöhnen müssen. Schornsteinfeger sind auch Vertrauenspersonen, immerhin muss man sie ins eigene Haus lassen. Die Leute müssen mich erst kennenlernen, aber ich habe allen Haushalten eine Information zukommen lassen, sodass die Bewohner und Eigentümer sich ein Bild von mir machen können.

Wieviele Häuser umfasst Ihr Bezirk und kümmern Sie sich alleine um alle?

Wasseige: Mein Bezirk umfasst die Stadtteile Forstwald, Stahlwerk-siedlung und Holterhöfe. Das sind geschätzt 2500 Häuser. In jedem davon muss entsprechend der Heizungsart eine Messung und Kehrung durchgeführt werden. Bei Holzfeuerstätten muss zweimal der Schornstein gekehrt werden, bei Öl und Gas weniger. Das heißt, ich muss mich um 14 bis 18 Häuser am Tag kümmern. Da ich auch jede Menge Papierkram erledigen muss, unterstützt mich ab Februar ein Mitarbeiter, Robert Lumpes.

Seit Anfang Januar müssen Eigentümer nicht mehr den Bezirksschornsteinfeger beauftragen, rechnen Sie da mit vielen Abstrichen?

Wasseige: Nein, erstmal gar nicht. Vorher war der Eigentümer an den Bezirksschornsteinfeger gebunden und andersherum. Das hat sich jetzt zwar geändert, aber ich glaube, dass die meisten Eigentümer bei dem bewährten Modell bleiben. Wenn ein externer Schornsteinfeger beauftragt wird, der aus einer anderen Stadt kommt, werden auch die Anfahrtskosten steigen. Außerdem muss sich der Eigentümer auch mit einem Formblatt an den Bezirksschornsteinfeger wenden, wann welche Arbeiten von wem durchgeführt wurden. Dies ist wieder mit Aufwand verbunden.

Wie können Sie bei dem vielen Schnee auf den Dächern überhaupt Ihren Job machen?

Wasseige: Das Wetter macht es etwas schwierig, es gibt zwar einige Dächer mit einer Sicherheitsvorrichtung, aber ohne ist es eigentlich zu gefährlich. Bei dem vielen Schnee kann man schnell ausrutschen, aber bei vielen Häusern gibt es die Möglichkeit den Schornstein vom Speicher aus zu kehren. Ansonsten müssen wir das um einige Tage verschieben und ich mache nur die Messungen, welche ja Wetter unabhängig sind.

Schornsteinfeger werden immer noch als Glücksbringer gesehen, erleben Sie das im Alltag auch?

Wasseige: Oh ja, wenn ich meine Arbeitskleidng trage, kann ich eigentlich nicht durch die Stadt laufen ohne dass die Leute fragen, ob sie mich mal umarmen oder anfassen dürfen. Es gilt auch als Glück bringend, wenn man die goldenen Knöpfe der Uniform dreht. In meiner Zeit in Willich wurde ich oft auch zu Hochzeiten gebeten, da steht man dann mit sauberer Uniform und Zylinder und übergibt dem Brautpaar einen Glücksbringer. Eine Garantie dafür, dass die Ehe hält können wir allerdings nicht geben (lacht).

Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf am Besten?

Wasseige: Mir gefällt die Kombination aus traditionellem Handwerk und moderner Technik. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und man lernt viele interessante Menschen kennen. Das Beste ist allerdings, ganz früh am Morgen, wenn die Sonne aufgeht, auf den Dächern stehen und beobachten, wie die Stadt langsam aufwacht.

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