Ein Leckerli für die Patenziege

Die Kindertagesstätte Am Hauserhof hat die Patenschaft für eine Ziege übernommen.

Krefeld/Kempener Feld. Bim-bam - ein lautes Klingeln durchdringt den Turnraum der Kindertagesstätte Am Hauserhof. Gespannt schauen die Kleinen auf Silvia Schiratti. Sie hält eine goldene Glocke in der Hand. "Was bedeutet dieses Klingeln", fragt die ehrenamtliche Mitarbeiterin des Kinderbauernhofs Mallewupp. "Annabell" schallt es laut aus allen Kehlen.

Annabell, das ist die Patenziege der Kita. Und die besucht heute erstmals die integrative Einrichtung. Annabell ist noch nicht lange Bestandteil des Kita-Lebens. Erst im Januar übernahm die Einrichtung die Patenschaft für das Tier. Einmal im Monat gehen nun die Kinder auf den Bauernhof, um sie zu füttern.

Dass es ausgerechnet eine Ziege wurde, ist für Schiratti fast logisch: "Die Ziege nimmt von selbst Kontakt mit den Kindern auf. Sie ist neugierig und nervenstark." Schafe dagegen, für die es auch Patenschaften gibt, seien eher scheu und daher für große Gruppen weniger geeignet.

Und so sollen heute die Kinder ihrem Schützling ganz nah kommen. Leisen Schrittes begibt sich die erste von vier Gruppen in den Garten. Dort wartet Annabell bereits ungeduldig. Mit einem lauten Meckern begrüßt sie ihre Paten. Während sich die einen gleich ganz nah an die Ziege herantrauen und sie streicheln, sind andere doch eher zögerlich und halten respektvoll Abstand.

Doch Schiratti weiß, wie sie den Kindern die Angst nimmt. "Stellt euch mal alle in einem Kreis auf", sagt sie, während sie Annabell losbindet. Dann holt sie eine Dose aus ihrer Jacke - mit Leckereien für das Tier. Prompt strecken die Kinder ihre Hände aus, und jedes erhält eine kleine Menge der braunen Knabbereien. Annabell lässt sich dieses Angebot nicht lange entgehen. Hand für Hand schleckt sie ab und holt sich ihre Belohnung.

Der Besuch von Annabell soll für die Kinder einen Lerneffekt haben. So hat die Bauernhof-Mitarbeiterin Spiele mitgebracht, die mit dem Tier zu tun haben. Da puzzeln die größeren Mädchen in einer Ecke, andere malen Ziegen-Bilder aus. Sogar Ziegenmilch und -käse gibt es zum Probieren.

"Für die Kinder ist der Kontakt mit den Tieren wichtig, und sie übernehmen Verantwortung", erläutert Kita-Leiterin Silvia Ebbinghaus. "Sie lernen dadurch etwa, dass Milch oder auch Gemüse eben nicht aus der Theke im Supermarkt kommen."

Schon vor Übernahme der Patenschaft arbeitete die Einrichtung mit dem Bauernhof zusammen. Einmal im Monat besuchen die Kinder den Hof. Dort können sie Hühnern, Schafen oder Pferden ganz nah kommen und lernen ganz nebenbei etwas über die Natur. Auch anderen Kitas soll dieses Angebot zur Verfügung stehen. Doch ohne Kooperationspartner ist das finanziell eine Mammutaufgabe für den Hof.

Ganz natürlich gibt sich inzwischen auch Annabell im Garten. Sie wird ein wenig ungeduldig und sträubt sich. "Die ist zickig", sagen einige Mädchen und kichern. Doch Silvia Schiratti weiß auch diesen Umstand als Lerneffekt zu nutzen. "Genau aus diesem Grund solltet ihr immer Abstand halten, wenn ihr ein Tier nicht kennt", erklärt sie. "Denn ihr wisst nicht, wie es reagiert."

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