Projektwochen Die Artisten sind die Lehrer

Schüler der Lindenschule und der St.-Michael-Schule tauschen fünf Tage lang das Klassenzimmer mit dem Zirkuszelt.

Krefeld. Es ist Montagmorgen an der St.-Michael-Schule in Krefeld. Für gewöhnlich kommen die rund 220 Grundschüler und das Kollegium langsam in die Woche hinein. Doch diesmal ist es anders. Schon früh am Morgen stehen die Kinder mit weit aufgerissenen Augen vor dem Schulhof. Das Zelt des Projektzirkus’ „Proscho“ ist für alle ein Blickfang. Im Rahmen ihrer Projektwoche organisiert die St.-Michael-Schule in Kooperation mit der Lindenschule eine Zirkusaufführung. Alle Schüler sind beteiligt.

So richtig glauben können es die Kinder lange nicht. Ein echtes Zirkuszelt auf ihrem Schulhof? Für viele unvorstellbar. Umso größer die Freude, als das rot-gelbe, rund zehn Meter hohe Zelt am Sonntag und Montag aufgebaut wird. Schulleiterin Anne Maaßen sagt: „Alle sind ganz aufgeregt. Bis zuletzt wollten sie es uns nicht glauben, aber wir haben immer gesagt, dass es wirklich kommt.“ Für die St.-Michael-Schule hat sich diese Art von Projektwoche schon fast zu einer Tradition entwickelt. Bereits zum dritten Mal kommt der Projektzirkus „Proscho“ an den Gießerpfad. Alle vier Jahre schlägt die Familie Maatz, die den Projektzirkus führt, mit ihren zwölf Trainern ihre Zelte an der Grundschule auf.

Die Artistenfamilie tourt quer durch Deutschland, Belgien und Holland. Nicht immer ziehen alle Schüler sofort mit, verrät Meikel Maatz. Probleme, die er in Krefeld nicht hat. „Hier ist es eigentlich perfekt. Die Kinder haben Spaß und bringen sich ein. Besser geht es nicht.“

Eigene Aufführungen gibt es dabei nicht. Im Vordergrund stehen immer die Schülerinnen und Schüler. Maaßen sagt: „Wir haben vor acht Jahren von der Idee erfahren und uns gedacht, warum nicht auch hier.“ Seitdem gehört die Zirkuswoche fest ins Schulprogramm, verrät Maaßen: „Das war so ein großer Erfolg, da mussten wir nicht lange überlegen.“

In neun Gruppen lernen die Erst-bis Viertklässler an neun Stationen die Welt des Zirkus’ kennen. Von der Bodenakrobatik über die Jonglage, bis hin zur Löwendressur. Das Projekt ist vielfältig und setzt die ganze Schule in Bewegung. Während im Zirkuszelt das Balancieren geübt wird, proben die Clowns im Klassenzimmer und die Jongleure in der Turnhalle. Auf die Einführung am Montag folgen an den nächsten Tagen rund fünf Stunden Training, ehe sich die Arbeit bei den Aufführungen am Freitag und Samstag endlich auszahlt.

Mit dem gleichen Zeitplan folgt eine Woche später die Lindenschule. Besser als Unterricht ist es allemal. „Im Unterricht müssen wir immer so viel lernen, hier können wir uns bewegen“, meint der 6-jährige Arne, der zu der Gruppe der Raubtiere gehört. Ein wenig schmunzeln muss Anne Maaßen da schon, pflichtet ihm aber bei und sagt: „Wenn man sieht, wie stolz die Schüler sind, wenn etwas klappt, und wie sehr sie sich reinhängen, dann geht einem das Herz auf.“

Sich auf den anderen verlassen, Mut beweisen und enge Zusammenarbeit sind allesamt Dinge, die die Grundschüler in dieser Woche lernen. Zwar funktioniert zu Beginn noch nicht alles, doch „spätestens am Freitag sitzt die Aufführung“, verspricht Maaßen. Vor 400 Zuschauern geht es dann zur Sache.

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