WZ-Mobil: Kleingärtner kritisieren Erhöhung der Pachtgebühren

Krefeld-Kliedbruch. Der Finanzausschuss hat bereits entschieden: Die Pacht für Kleingärten soll von bisher 13 auf 20 Cent pro Jahr und Quadratmeter erhöht werden - das macht bei einem durchschnittlichen Garten eine Verteuerung von 45,50 auf 70 Euro (54 Prozent).

Bei den Kleingärtnern stößt dieser Plan auf wenig Gegenliebe.

Stadtverbandsvorsitzender Dieter Lundström hofft, dass es vielleicht doch noch eine Kehrtwende gibt. "Aber leider muss man davon ausgehen, dass die Erhöhung kommt." Ihn ärgert es vor allem, dass nicht, bevor diese Idee überhaupt aufkam, mit dem Stadtverband gesprochen wurde. "Dann hätten wir vielleicht noch andere Vorschläge machen können."

Heinz Winkler vom Gartenbauverein Krefeld-Süd ist nicht gerade erfreut über die erhöhte Pachtgebühr. "Wir müssen jetzt dafür büßen, dass die Stadt nicht mit Geld umgehen kann." Für Winkler spricht grundsätzlich nichts dagegen, gewisse finanzielle Opfer zu bringen, allerdings sollten vorrangig die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. "Die Stadt sollte erst mal bei sich selbst anfangen zu sparen, dann können wir immer noch einspringen."

"Hunderte von Stunden arbeiten wir an den öffentlichen Grünflächen", rechnet Joachim Eifler vom KGV Sonnenblick vor. Über 50 Prozent Erhöhung seien eine Frechheit.

Über die Höhe der Pachtgebühr ärgert sich Helmut Hölters nicht. Der 65-Jährige kritisiert vielmehr die Erhöhung als solche. "Ich störe mich nicht an 20 Cent, das ist nicht das Thema." Für ihn sei die Erhöhung vielmehr ein Zeichen für die Geringschätzung der Arbeit der Kleingärtner. "Wenn die von der Stadt nur mal richtig rechnen würden. Die Erhöhung der Einnahmen ist wesentlich geringer als die Arbeit, die die Kleingärtner für das öffentliche Grün leisten."

Eine ähnliche Einstellung wie Hölters hat auch Hans-Werner Skeide vom Gartenbauverein Linn 1982. "Wir leisten viel zu viel für die Stadt, ohne eine Gegenleistung zu bekommen. Alleine die Arbeit, die bei der Instandhaltung der Zäune anfällt, ist so enorm. Dabei wären die meisten doch wirklich bereit, drei Cent mehr zu zahlen, wenn die Stadt dafür eine Gegenleistung zahlen würde." Darauf warten die Kleingärtner aber schon lange nicht mehr.

Erstaunlich gelassen sieht dagegen Brigitte Knobloch die Situation. Sie hält die Erhöhung zwar auch nicht für gerechtfertigt, kann den großen Wirbel aber nicht ganz nachvollziehen. "Natürlich ist es blöd, dass wir immer mehr bezahlen müssen, aber den meisten tut es ja auch nicht weh. 80 Euro im Jahr kann sich doch irgendwie jeder leisten."

Das sieht Cordula Marciniak vom KGV Ortmannsheide anders. "Viele Leute haben eben Kleingärten, weil sie nicht so gut betucht sind und sich kein Haus mit Garten leisten können." Vergessen werde oft, was die Kleingärtner für die Stadt tun. "Viele denken da an Klischees, wir sorgen aber auch für die Natur, tun etwas für die Integration der Menschen."

Ulrich Höver vom Gartenbauverein Krefeld-Nord stört vor allem, dass die Pachterhöhung am 9. Dezember beschlossen wurde, und die Gebühr direkt am 1. Januar 2011 gezahlt werden muss. "Die meisten von uns haben die Pachtrechnungen schon geschrieben und müssen diese jetzt neu machen. Das ist zusätzlicher Arbeits- und Geldaufwand", sagt Höver. Er glaubt hinter der Pachterhöhung stehe noch viel mehr, als die Schulden der Stadt wieder zu begleichen. "Die Stadt will die Kleingärten doch nur leer halten, damit die Flächen zur Bebauung frei werden."

Geld für notwendige Reparaturen sei nie da, aber jetzt wolle die Stadt auch noch die Pacht erhöhen, ärgert sich Günther Braunschweig vom KGV Engerfeld. Vor allem viele Rentner treffe die Erhöhung, sagt Klaus Krülls vom KGV Oberbruch. "Die müssen auf jeden Cent achten."

Ziemlich erbost über die Pachterhöhung ist Jürgen Bergmann vom Gartenbauverein Fischeln. "Das Geld, das die Stadt verloren hat, jetzt wieder über die Kleingärtner einzuholen, ist eine Sauerei." Über die Höhe wolle er gar nicht erst reden. "Wenn man wenigstens eine Gegenleistung für die Gebühr erhalten würde, wäre das ja noch ok." Bergmann spricht damit unter anderem das Geld für Wegematerial an. "Wir warten schon seit Monaten auf Holz für neue Bänke. Es kommt aber nichts."

Georg Eller vom Gartenbauverein Rosengarten befürchtet, dass hinter der Pachterhöhung noch ein weitaus größeres Problem auf die Kleingartenvereine zukommt. "Durch die starke Erhöhung gehen uns vielleicht auch junge Familien, die wir immer in den Verein holen wollten, verloren." Der 62-Jähriger ist zwar der Meinung, dass eine Erhöhung kommen musste, aber nicht in dieser Höhe. "Zudem hätte man die Gebühren Stück für Stück erhöhen müssen, nicht auf einen Schlag."

Der 70-jährige Klaus Toepper vom Kleingartenverein Gröndland befürchtet genauso wie seine Kollegen, dass gerade die jungen Leute nicht mehr in den Verein kommen, weil es zu teuer ist. "Ein gepflegtes Grundstück kostet ja mittlerweile etwa 3.000 Euro."

Auch Martia Kerens vom Kleingartenverein Rosengarten findet den erhöhten Pachtbeitrag "sehr happig". "Der Beitrag an sich ist viel zu hoch. Alles wird zwar mittlerweile teurer, aber es müssen immer die Kleinen leiden."

Die Erhöhung der Pachtgebühr ist für Alfred Alexander vom Kleingartenverein Dahlerdyk ein Schlag ins Gesicht. "Wir hatten schon lange keine Erhöhung mehr, aber dass diese nun in diesem Ausmaße kommt und wir einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden, ist nicht in Ordnung." Auch für die vielen türkischen Gartenfreunde, die nicht so gut betucht sind, sei die Erhöhung kaum tragbar, sagt Alexander.

Der 77-jährige Hans Langner vom Kleingartenverein Dahlerdyk sieht der Pachterhöhung gelassen entgegen. "Ich bin nicht unbedingt dagegen, irgendwann müssen wir ja alle dran glauben", sagt er lachend. "Ich weiß, was ich von meinem Garten habe und freue mich nach wie vor darüber. So ein Zusatzbeitrag erschüttert mich nicht." Im Jahr zahlt Langner etwa 180 Euro für sein Grundstück inklusive Mitgliedsbeitrag, Pacht, Wasser und Strom. Für Hans Langner ändert die Erhöhung der Pacht nichts an seinem Vereinsleben. "Ich finde es hier weiterhin wunderbar."

Grund zum Ärger hat auch Ulrich Vogel vom Gartenbauverein Inrath. Der 73-Jährige echauffiert sich vor allem darüber, dass die Arbeit der Kleingärtner unterschätzt und vor allem nicht ernst genommen wird. "Wir tragen so viel zu der Pflege der städtischen Grünflächen bei und arbeiten im Jahr etwa 1.200 Stunden. Ich kann das wirklich nicht nachvollziehen. Gerade auch für die Menschen, die ihren Arbeitsplatz verloren haben, ist die Erhöhung der Pachtgebühr sehr schwierig."

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