Infraschall treibt Anwohner ins Hotel

Am WZ-Mobil klagen Bürger über Schlafstörungen, Herzrasen und Druck auf den Ohren.

Infraschall treibt Anwohner ins Hotel
Foto: Andreas Bischof/Fotos (3): Dirk Jochmann

Krefeld. Die Firma Siempelkamp sucht auf ihrem Gelände weiter nach einer Infraschallquelle. Im Verdacht hat sie eine 20 Meter lange Halle, die im vergangenen Jahr gebaut wurde. Das könnte passen: Anwohner leiden unter dem Phänomen nach eigenen Angaben seit fast einem Jahr. Am WZ-Mobil äußerten sie ihre Befürchtungen.

„Ich habe Schlafstörungen, hohen Blutdruck, nachts tun mir die Knochen weh. Früher konnte ich schlafen, da konnte eine Bombe neben mir platzen. Ich habe gedacht, das liegt daran, dass ich alt werde. Und dann hat mich meine Freundin auf den WZ-Artikel aufmerksam gemacht“, sagt Waltraud Kamp-hausen. Auch Ursula Pesch kann nicht mehr schlafen. „Ich werde immer wach und spüre diese Unruhe“, sagt sie.

An Schlaf kann Karin Scheer schon seit April 2013 nicht mehr denken. „Ich bin ins Hotel gegangen, und als das zu teuer wurde, haben mein Mann und ich im Auto geschlafen“, erzählt sie. Mittlerweile sind sie bei ihrer Schwester Dauergast. „Das ist kein Leben mehr hier“, klagt Karin Scheer. Bei sämtlichen Ämtern in Krefeld stieß sie auf taube Ohren. „Selbst der Oberbürgermeister hat keine Zeit für unsere Sorgen.“

„Mutterseelenallein“ fühlt sich auch Walter Eitner. „Die Verantwortlichen hätten viel eher reagieren müssen. Auch die Wohnstätte kümmert sich nicht um uns Mieter.“

Gundolf Stahlschmidt spürt mittlerweile eine gewisse Ohnmacht: „Die meisten sagen, gegen Siempelkamp können wir sowieso nix machen.“ Auch er leide unter hohem Blutdruck. „Ich lag im Krankenhaus in Hüls, dann ist er auf einmal gesunken. Als ich wieder zu Hause war, ist er wieder gestiegen. Komisch, oder? Da könnte man jetzt einen Zusammenhang vermuten.“

Maria Adaszynski dachte anfangs, sie sei krank. „Was passiert mit unserer Gesundheit?“, fragt ihr Mann Eugen.

Regina Lapatke spielt mit dem Gedanken wegzuziehen. „Ich habe Herzrasen. Immer, wenn ich woanders bin, geht es mir gut.“

Über ein „unruhiges Kribbeln, schwankende Blutdruckwerte, Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, Schlafstörungen“, klagt auch Eva Janssen. Ärzte hätten nur hilflos mit den Schultern gezuckt. „Ich bin nachts mit dem Rad durch die Gegend gefahren und habe die Quelle gesucht. Aber die Firmen reden sich raus. Am Ende sitzen die am längeren Hebel“, sagt Janssen.

„Mein Herz rast, als wäre ich einen Marathon gelaufen“, sagt Marina Weber. „Ich habe ständig diesen Druck im Kopf und kann mich nicht mehr konzentrieren.“ Vor den weiteren Folgen des Infraschalls hat sie Angst. „Es gibt Länder, da wird das als Waffe eingesetzt.“

Wenn die Fenster von Klaus Holter klappern, hilft er sich mit kleinen Tricks: „Wir stecken Streichhölzer in die Nischen. Das ganze Haus vibriert. Ich habe manchmal das Gefühl, es liegt was in der Luft und bewegt sich im Kopf, aber man kann es nicht greifen.“ Seit 1956 wohnt er am Inrath. „Ich habe hier immer gerne gewohnt, aber jetzt macht es keinen Spaß mehr.“ Partnerin Irmtraud Oehrlich leidet ebenfalls unter dem Druck: „Abends tun mir trotz geschlossener Fenster die Ohren weh.“

Auch das Haus von Nair Dix Lukas und ihrem Mann vibriert: „Das ist aber kein neues Problem. Schon vor 2008 hat es vibriert. Jetzt haben wir auch Schlafstörungen. Könnte sein, dass die durch die Wellen kommen.“

Peter Hessel möchte Siempelkamp in die Pflicht nehmen. „Die müssen die Rolltore nicht nur einbauen, sondern auch schließen. Sonst hat das alles keinen Sinn.“

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