Krefeld Wasserpumpen am Rislerdyk: Heiße Diskussion um Grundwasser

70 Inrather und Kliedbrucher, die sich wegen des geplanten Abstellens der LEG-Pumpen um ihre Häuser sorgen, sorgten für hitzige Diskussionen in der Sitzung der Bezirksvertretung.

Krefeld: Wasserpumpen am Rislerdyk: Heiße Diskussion um Grundwasser
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Es mussten noch Sitze rangeschafft werden: Selten gab es in der Vergangenheit so viel öffentliches Interesse an einer Sitzung der Bezirksvertretung Nord. Mehr als 70 Inrather und Kliedbrucher kamen zu dem Termin mit Einwohnerfragestunde in die Kantine des Gartenbauvereins Rosengarten am Kanesdyk. Sie alle bewegt das Thema Grundwasserspiegel in ihren Siedlungen und die drohende Nässe in ihren Kellern, wenn die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) voraussichtlich 2020 die Wasserpumpen am Rislerdyk abstellt.

Krefeld: Wasserpumpen am Rislerdyk: Heiße Diskussion um Grundwasser
Foto: Bischof / Kook (4)

Die LEG pumpt seit Ende der 1970er-Jahre ab, damit 47 von ihr gebaute Einfamilienhäuser am Bönnersdyk/Rislerdyk trocken bleiben. Wie in der Bezirksvertretungssitzung von Gutachter Reinhold Strotmann betont wurde, hat sie dazu eine Erlaubnis der Stadt, allerdings keine Verpflichtung. Während die LEG nun die Häuser ihrer Siedlung gegen das drückende Grundwasser abdichtet — seit diesem Monat laufen die Bauarbeiten, 2019 will man fertig sein und dann nicht mehr abpumpen —, sorgen sich die umliegenden Anwohner um ihre Immobilien.

Der Bezirksvertretung Nord lagen Listen mit mittlerweile knapp 400 Unterschriften vor. Die hatte der Bürgerverein Kliedbruch der Politik übergeben, um den Anwohnern mit ihren Sorgen und ihrer Forderung nach weiterem Abpumpen oder einer anderen Regelung Gehör zu verschaffen.

Der Bezirksvorsteher Ralph-Harry Klaer informierte die Anwesenden über eine Aussage des Oberbürgermeisters. Frank Meyer habe gesagt: „Wir lassen den Krefelder Norden nicht absaufen.“ Und Diplomgeologe Thomas Brons von der Unteren Wasserbehörde der Stadt betonte: „Die Umweltverwaltung nimmt das Problem sehr ernst. Wir sagen nicht, da hat jemand in den 70er-Jahren beim Bauen einen Fehler gemacht, Pech gehabt’.“ Gleichzeitig sagte er allerdings auch: „Wir haben unsere Grenzen. Wir verstehen uns als Dienstleister und Berater.“ Die Verwaltung sei nicht in der Bringschuld. Seine Abteilung sei eine Genehmigungsbehörde und könne keine Lösungen entwickeln. Die Ideen dazu müssten von anderer Seite kommen. Dabei bezog er die Betroffenen mit ein. Wenn es dann einen Auftrag der Politik gebe, werde man alles „wohlwollend prüfen“.

Spruchreife Vorschläge zur technischen und finanziellen Lösung für das Problem gebe es bisher nicht, legte Bezirksvorsteher Klaer den Anwohnern dar. „Niemand kann sagen, schnipp, und dann klappt das.“ Aber es wäre beispielsweise zu klären, ob jemand anderes den Betrieb der Pumpen von der LEG übernehmen könnte. Dazu gebe es zum Beispiel laufende Gespräche mit den Stadtwerken, sagte Klaer. Den Ergebnissen wolle er nicht vorgreifen. Zumal mit der Unterhaltung der Brunnen womöglich nicht alle Krefelder belastet werden sollten.

Es ginge um Kosten von 500 000 Euro pro Jahr, wenn nichts Außergewöhnliches passiere, rechnete Geologe Brons vor. Gisela Klaer (SPD) warf ein, sie habe selbst unter den anwesenden Anwohnern vor der Sitzung gehört, dass diese „nicht für die anderen zahlen wollen, die falsch gebaut haben“.

Die Stimmung war aufgeheizt. „Warum hat man denn überhaupt Baugenehmigungen erteilt?“, schimpfte ein Betroffener. „Es ist nicht Pflicht der Baubehörde und der Stadt, auf so etwas hinzuweisen, da liegen die Verantwortlichkeiten anders“, antwortete Brons ihm und anderen Bürgern, die das kritisierten.

Rechtlich gehöre Grundwasser zum Baugrund und es sei immer in der Verantwortung und Aufgabe des Bauherrn zu prüfen, sagte auch Strotmann. „Aber den Bauherrn, die nachgebaut haben, ist verschwiegen worden, dass es eine Pumpgenehmigung gab“, lautete die Reaktion aus der Zuhörerschaft. „Da hat die Stadt doch eine Fürsorgepflicht gehabt. Die wusste doch von der Genehmigung.“ Der Kliedbrucher Detlev von Hofe schimpfte: „Wir wollen nicht hören, was alles nicht geht. Wir wollen eine Lösung.“

Es gab viel Hin und Her, Rede und Gegenrede, Hick und Hack — zweieinhalb Stunden beschäftigte dieser Punkt die Bezirksvertreter.

Doch in der zunächst angespannten Diskussion kristallisierte sich zunehmend eine mögliche Lösung heraus. Es gab gleich mehrere Wortmeldungen von Anwohnern, die vorschlugen, die Kosten für das Pumpen untereinander aufzuteilen. Zum vorgebrachten Beispiel einer privat betriebenen Pumpe in der Nähe des Baugebiets Hummelwiese bestätigte Klaer: „Ja, es gibt solche Pumpgemeinschaften, in denen sich Privatleute zusammengetan und eine Genehmigung beantragt haben, um Wasser abzupumpen und die Kosten zu tragen.“

Das sei auch das, was als mögliche Lösung für die Zeit nach der LEG im Raum stehe. Allerdings gehöre zu einer Pumpgenehmigung auch, dass man „eine Stelle braucht, wo wir das Wasser hinpumpen dürfen“. Und deshalb sei entscheidend, was in der Bezirksvertretung Ost passieren werde. Sprich: Es bleibt zu klären, ob das geförderte Grundwasser weiter in die Niepkuhlen fließen darf.

Beifall gab es für Zuhörer Andreas Basalla vom Sattlerdyk, der den Bezirksvertretern vorschlug, alle Anwohner anzuschreiben, ob sie sich an einer gemeinsamen Pumpgenehmigung im Krefelder Norden beteiligen würden. Claudia Heinrichs forderte unter ihren Nachbarn Solidarität ein.

Die Fraktionssprecher waren durch die Bank zufrieden mit der Einwohnerfragestunde. SPD-Vertreterin Gisela Klaer, die die Diskussion als „turbulent“ bezeichnete, aber auch die „offenen Worte“ lobte, resümierte: „Der Tenor ist, dass die Pumpen weiterlaufen sollen und durch die Bekundungen der Bürger, dass sie sich auch beteiligen würden, sind wir ein Stück weiter gekommen. Das ist ein gutes Ergebnis.“

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