Erste Grabeskirche in Planung

In St. Elisabeth von Thüringen in Inrath ist man zuversichtlich, dass das Gotteshaus für ein Kolumbarium tauglich ist.

Erste Grabeskirche in Planung
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Eine Umwandlung der Kirche St. Elisabeth von Thüringen in eine Grabeskirche ist wirtschaftlich machbar. „Es sieht gut aus, die Wahrscheinlichkeit ist groß“, sagt Pfarrer Thorsten Obst, schränkt aber auch gleich ein: „Der Prozess ist noch offen, denn die Voten in der Pfarre stehen noch aus.“ Das heißt, dass unter anderem der zuständige Kirchenvorstand der Pfarrei Heilige Dreifaltigkeit, zu der St. Elisabeth gehört, noch zustimmen muss. Aber die Grundlagen für eine Entscheidung sind nun in großen Teilen bereits erarbeitet.

In der vergangenen Woche hat es die nötigen Gespräche mit den Architekten gegeben. Denn eines ist klar: Eine Grabeskirche muss sich finanziell alleine tragen können. „Sie wird praktisch in die Selbstständigkeit entlassen. Es gibt kein Geld mehr vom Bistum“, erläutert Obst. Und damit muss im Vorfeld klar sein, was verändert werden muss, was der Umbau kostet und mit welchen Erhaltungskosten beispielsweise für Dach oder Mauerwerk man für die Zukunft rechnen muss.

Über die Summe, die die Experten bei ihren Untersuchungen ermittelt haben, möchte Obst derzeit noch nicht sprechen. Aber Details der Bestandsaufnahme sollen den Gemeindemitgliedern am kommenden Sonntag nach der Messe dargelegt werden. Man sei gerade „mitten in der heißen Phase“, sagt der Pfarrer. Ein Architektenwettbewerb läuft, um Ideen für die Innengestaltung inklusive Kolumbarium, also die Urnen-Nischen, zu finden.

Im Herbst endet die Frist für das Prüfverfahren, dem das Bistum Aachen zugestimmt hatte. Obst glaubt jedoch, „früher fertig zu werden“. Wenn ermittelt wurde, ob St. Elisabeth aus wirtschaftlichen und bautechnischen Gründen geeignet ist, sind dann nicht nur die Voten aus der Gemeinde gefragt. Auch aus Aachen müsste noch eine kirchenrechtliche Genehmigung kommen.

„Es kann nicht sein, dass es in Krefeld keine Grabeskirche gibt“, sagt Paul Jansen, Pfarrer an St. Cyriakus Hüls und Mitglied des Pastoralrats der katholischen Region, der sich seit geraumer Zeit für das Thema stark macht, auch mit Blick auf die Nachbarstadt Mönchengladbach, in der vier Grabeskirchen existieren oder gerade entstehen - in einem Fall unter der Regie eines privaten Investors. Nicht selten stünde er nach einer Beerdigung auf dem Friedhof neben einer Witwe und frage sich, „wie will die das Grab pflegen?“.

Solche praktischen Überlegungen seien es hauptsächlich, die einer Entscheidung für eine letzte Ruhestätte in einer Grabeskirche vorangingen, sagt Lothar Zimmermann, ehrenamtlicher Sprecher des Pastoralrats und Vorsitzender des Katholikenrats für die Region Krefeld. „Wohlgemerkt, es ist eine Entscheidung weniger der Angehörigen als häufig der Betroffenen selbst.“ Er hält zwei bis drei Grabeskirchen für Krefeld für „gut denkbar“.

Doch erst einmal ist St. Elisabeth im Schwange. Der stellvertretende Regionaldekan Jasen hält sie für „ideal als Grabeskirche“. „Sie ist ebenerdig, mit Straßenbahn und Bussen gut zu erreichen und hat einen Parkplatz vor der Tür“, zählt er die Pluspunkte aus seiner Sicht auf. Ganz im Gegensatz zu St. Maria Himmelfahrt in Linn, die vor Jahren auch einmal als Grabeskirche im Gespräch war, sei sie damit für wirklich alle erreichbar, sind sich Jansen und Zimmermann einig. Und für St. Elisabeth selbst wäre eine Umwandlung in eine Grabeskirche „eine Bestandsgarantie“, so Jansen.

Darüber, dass ein solcher Schritt eine Chance sein kann, sprach am vergangenen Montag ein Vertreter der Grabeskirche St. Matthias in Mönchengladbach-Günhoven, bei einer Veranstaltung, zu der alle pastoralen Mitarbeiter der katholischen Region eingeladen waren. Auch Pfarrer Obst will abseits von baulichen und monitären Fragen eines nicht vergessen wissen: „Wir arbeiten selbstverständlich auch an einem Pastoralkonzept für die Trauerarbeit.“ Denn darin sind sich alle Beteiligten einig, wie Zimmermann betont, „es geht nicht nur darum, Urnen zu begraben, sondern auch die Überlebenden bei der Trauer zu begleiten“.

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