Krefeld Morgens um vier Uhr geht’s zu Acki

Im Ruhrgebiet wurde am Samstag die Trinkhalle gefeiert. In Hüls fragt die WZ, wie es denn Büdchen heutzutage geht.

Krefeld: Morgens um vier Uhr geht’s zu Acki
Foto: abi

Krefeld. Ob Kippen, Kicker, Kaugummi oder Klatsch und Kalauer; am Kiosk von Thomas Acker gibt es alles. Das Traditions-Büdchen an der Kempener Straße ist — wie viele andere auch — Kult. Am Wochenende feierte das Ruhrgebiet seine Trinkhallen sogar mit einem Gedenktag, mit Konzerten und Kleinkunst. Die Düsseldorfer kopierten die Aktion erstmals. Krefeld (noch) nicht. Dabei würde Acker sofort mitmachen. „Das wäre eine prima Sache, Werbung ist immer gut. Wir würden sogar selbst singen“, erklärt er und lacht. „Ich zweifele jedoch, ob die Krefelder mitmachen würden.“

In das „Wir“ bezieht er Axel Plenker, den Frontmann am Rähmchen, und die Angestellten mit ein. Und dann kommt mit einigem Stolz. „Acki‘s Büchen ist schließlich das bekannteste im Umfeld.“ Morgens um vier ist die Welt am Büdchen in Ordnung, dann brummt es, weil sonst kein Laden offen hat. „Wo sollen die Kunden morgens denn hin?“, fragt Acker.

„Wir sind der erste Anlaufpunkt für Zeitung und Zigaretten.“ Täglich um 5.15 Uhr ist Elke Ehlen am Rähmchen. Am gestrigen Sonntag war es gegen 10.45 Uhr. „Ich hole morgens meine Zigaretten, die Zeitung und meistens eine Flasche Wasser für die Arbeit. Die Bedienung ist prompt und meistens freundlich“, erklärt sie und schmunzelt. „In der frühen Morgenstunde wissen wir miteinander umzugehen. Da haben wir Verständnis.“

Einen „Tag des Büdchens“ in Krefeld würde sie auch gut finden. René Carolus kommt mit den Kindern Jasper (4) und Liv (8) sonntags ans Rähmchen. „Ich kenne das, ich bin aus Gladbeck“, erzählt er. „Ich hole hier meine Sonntagszeitungen. Früher waren es Süßigkeiten. Kioske sind eine tolle Einrichtung, ich bin ihr Befürworter. Hier bekommt man auch in Zeiten des Internets den kleinen Krimskrams, den man braucht.“ Der Arzt findet aber auch: „Wo Licht ist, ist auch Schatten. Morgens früh holen sich die Alkoholiker ihren Nachschub.“

Acker erklärt, dass er zwar auch diese Stammkundschaft habe, die Zahl derjenigen jedoch rückläufig sei. „Es sind die Alten, Jüngere kommen nicht dazu.“ Derweil halten die Autofahrer kurz um etwas einzukaufen, die meisten Kunden kommen jedoch zu Fuß vorbei. Es ist stetig zu tun. „Früher betrieb mein Vater Herbert hier eine Bäckerei“, erzählt Acker. „Dann war ein Schuster tätig und 1983 hat der Senior den Kiosk eröffnet. Ich habe ihn 1993 übernommen, arbeite aber selbst als Lkw-Fahrer. Trotzdem kenne ich alle Hülser. Ich bin in diesem Haus geboren.“

Tabak und Zigaretten machten etwa 90 Prozent des Umsatzes aus, sagt Acker und weist auf 250 verschiedene Sorten Glimmstängel. Darunter sind Exoten wie Krone Filter, Eckstein oder Peer 100. „Wir besorgen alle Marken, wenn wir sie bekommen können“, verspricht er. „Auch ältere Zeitungen und Zeitschriften bestellen wir auf Wunsch nach.“ In diesem rund 30 Quadratmeter großen Kiosk gibt es fast alles außer frischen Lebensmitteln; auch Katzen- und Hundefutter.

„Hier ist strenge Ordnung wichtig.“ So stehen auf der einen Seite die Dosen mit Fröschen und Pilzen aus Weingummi, oben hängt eine Reihe Lolis herab. „Es gibt Süßes und Saures“, sagt Acker. Da leuchten die Kinderaugen auf. In der Auslage gibt es auch noch seltene Dinge: Veilchenpastillen, Knöterich, Brause-Bonbons oder englisches Weingummi.

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