Konventskirche: Orgel ist früher fertig geworden

Die restaurierte Weidtmann-Orgel der Konventskirche wird im Juni mit einer Festwoche gefeiert.

Konventskirche: Orgel ist früher fertig geworden
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Das wird eine Freude sein. Am Samstag, 6. Juni, erklingt die restaurierte Weidtmann-Orgel erstmals wieder in der nun fertig renovierten Konventskirche - zwei Jahre früher als geplant. Und es gibt noch eine Neuigkeit: Bei den Wiederherstellungsarbeiten fand Orgelrestaurator Hendrik Ahrend anhand der Materialien der Pfeifen heraus: Das Instrument stammt nicht — wie immer angenommen - aus dem Jahr 1737, sondern entstand bereits 1683. „Die Barockorgel ist somit noch wertvoller“, freut sich Pfarrer Paul Jansen.

Konventskirche: Orgel ist früher fertig geworden
Foto: Dirk Jochmann

Die Orgelbaufirma Ahrend aus Leer kann das Instrument nun schon früher wieder aufbauen. „Damit es nicht sofort wieder mit neuem Baustaub in Berührung kommt, mussten wir den Austausch der drei Spitzbogenfenster auf der in der Region sehr seltenen Schwesternempore von 1737 ebenfalls vorziehen.“

Sie wurden - wie die anderen neuen Fenster des kleinen Gotteshauses auch - vom Krefelder Glaskünstler Hubert Spierling gestaltet. Sie sind nun fertig und in ihrer Schlichtheit sehr schön. Spierling ist einer der wichtigsten Glasmaler in Deutschland nach 1945.

Von den drei Fenstern blieb die 300 Jahre alte Rahmenkonstruktion erhalten. „Das nach dem Krieg eingesetzte provisorische Glas wurde von Spierling durch Opalglas ersetzt, das in fünf verschiedenen Arten von Weiß erstrahlt und die Farben der bereits fertigen großen Fenster im Kirchenschiff aufnimmt“, berichtet Jansen. „Das vierte Fenster bleibt zugemauert. Dahinter befindet sich heute ein Anbau.“ Auch dies sei ein Zeitdokument.

Bei Sonnenschein fällt das Licht durch die neuen Fenster und lässt die Empore in ihren spätbarocken Formen aus Eichenholz goldgelb erstrahlen. Darüber freut sich das ehemalige Kirchenvorstandsmitglied Paul Koenen besonders: „Diese Empore ist voller Symbolik.“

Ins Auge fallen jedoch zuerst die 42 Sitze der Schwestern. Die Frauen schlossen sich 1430 dem damals entstehenden Orden der Regular-Terzianerinnen — nach dem Orden des heiligen Franziskus — an. Sie betreuten die Kranken im Hospital des Konvents. Zuvor hatten sie als freie Gemeinschaft in einem Haus in Hüls gelebt.

Zur Symbolik: Hinter den Sitzen verlaufen die 26 Buchstaben des Alphabets. Unter den aufklappbaren hölzernen Sitzen sind kleine Misericordien angebracht, auf die sich die Schwestern bei langen Gottesdiensten setzen — oder besser: anlehnen — konnten. Der Name der Stützen kommt vom lateinischen Wort für Barmherzigkeit.

Unter den kleinen Brettern sind kleine Engelköpfe angebracht, die auf den Altar blicken. „An der Stirnseite wurden die stilisierten Köpfe der Nonnen verewigt, die geradeaus auf den Altar ausgerichtet sind“, erzählt Koenen. Die Sitze sind, je nach Rang der Schwester, unterschiedlich verziert. Besonders schön gestaltet ist der Platz der Oberin neben der Eingangstür. „Von dort hatte sie alle anderen Schwestern im Blick“, ergänzt Jansen und schmunzelt.

Die vier Säulen der Empore verdeutlichen die Hierarchie der römisch-katholischen Kirche. Diese Symbolik hat Kaplan David Gründjens entdeckt. Eine zeigt die Tiara Papst Gregors für das Papsttum, die zweite den Hut des Kardinals und die beiden weiteren die Geißel, Zeichen für Erzbischof Ambrosius, und das flammende Herz, das für Bischof Augustinus steht.

Jansen: „Die vier Säulen im Kirchenschiff unten wurden — ebenso wie der Altar — in zwei Tage dauernden Tests von Spierling farblich gestaltet. Die dunkelgrauen Säulen erhielten von Hand einen Schimmer in weißer und roter Lasur. Der Altar ist nun beige-grau.“ Ebenso schlicht wie der Altar sind das neue Kreuz und der Osterkerzenständer. „Sie wurden von Hans Leo Simons aus Aachen gefertigt.“ Und dann kommt ein bedeutsamer Satz: „Damit sind die Arbeiten an der Kirche nach fünf Jahren abgeschlossen.“

Nun fehlt nur noch die Orgel, die ins schöne Schnitzwerk der Empore eingesetzt wird. Kantor Matthias Zangerle: „Sie war mit den Jahren ziemlich verbastelt, soll heißen: oft ohne Sachverstand ausgebessert. Jeder Ton klang anders als er sollte und die Pedale waren ursprünglich auch nicht vorhanden. Sie bleiben jetzt weg.“ In einigen Wochen wird der Kantor „mit großer Freude“ dabei sein, wenn das Instrument eine Woche lang aufgebaut und ebenso lange intoniert wird. Danach will er das eine Manual bespielen, alle acht Register ziehen und Bach erklingen lassen.

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