Hüls zeigt sich nicht in Feierlaune

Der Zuspruch bei den Feierlichkeiten auf der Hülser Burg bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Krefeld-Hüls. Carsten Burgens ist verdutzt. Der 37-jährige Maschinenbauingenieur ist zur 900-Jahrfeier mit seiner Frau Astrid und der einjährigen Tochter aus St. Hubert nach Hüls gekommen, um den Menschen zu zeigen, wie früher im Mittelalter gelebt wurde. Doch die Gruppe bleibt in ihrem Lager meistens unter sich. „Ich hätte gedacht, dass sich mehr Leute für uns interessieren würden“, sagt Burgens achselzuckend.

Zur selben Zeit begrüßt Oberbürgermeister Gregor Kathstede auf der Brücke, die zur Hülser Wasserburg führt, jeden Gast persönlich. Der Andrang ist überschaubar. Fast die Hälfte der Plätze vor der kleinen Bühne bleibt verwaist. Scheinbar ist das große Jubiläum im Bewusstsein vieler Hülser nicht angekommen. Der Stadtvater lobt indes die Entwicklung des historischen Stadtteils, dankt den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter und dem hiesigen Heimatverein. Danach spricht er über seine Kindheit in Hüls und trägt ein Gedicht in Mundart vor.

Viele Zuschauer verlassen zu diesem Zeitpunkt bereits wieder den Innenhof der alten Burg. Sie hatten mehr erwartet. „Man hätte dieses Fest viel früher bewerben müssen“, sagt eine Anwohnerin. „Dieser Rahmen ist dem Anlass nicht angemessen“, fügt ihr Ehemann hinzu. „Wir hätten uns einen Mittelaltermarkt gewünscht, Essen, wie es einst zubereitet wurde, und vielleicht in bisschen Folklore.“ Doch davon ist nichts zu sehen. Aber sie finden auch Anlass für Lob. „Die Theatergruppe der KAB, die am Sonntag die ,Hölsche Komödie’ aufführte, hat uns gut gefallen.“

Auf der Bühne geben sich derweil die Redner die Klinke in die Hand. Philibert Reuters lobt die Besonderheit Hüls’, den Zusammenhalt der hier lebenden Menschen und das Wir-Gefühl.

Beiratsmitglied Paul Schumacher wehrt sich am Rande der Feierlichkeiten gegen den Vorwurf, man hätte dem 900. Geburtstag des Stadtteils einen größeren Rahmen schaffen müssen. „Dann müssen sich die Leute mehr einbringen. Wir als Heimatverein konnten nur den Anstoß geben. Wir hätten das Fest mit unserer personellen Ausstattung nicht größer aufziehen können. Wir haben es schon vor rund einem Jahr angekündigt, also gab es genug Zeit, sich zu beteiligen“, sagt er.

Carsten Burgens und sein Mittelaltergefolge interessieren sich derweil auf der Wiese des angrenzenden Parks wenig für die Dissonanzen auf der Burg: „Wir wollen gemeinsam eine gute Zeit verbringen. Ob mit Zuschauern oder ohne, ist uns eigentlich egal.“

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