Hüls: Eine neue Fassade wie zur Gründerzeit

Das Surkamp-Haus ist nach dem Vorbild alter Bauakten wieder hergestellt worden.

Krefeld. Sah das hier nicht mal anders aus? Wer die Hülser Konventstraße entlangschlendert, wird in der Höhe der Hausnummer 7 stutzen - und staunen. Prächtig präsentiert sich das Gründerzeitgebäude mit heller Fassade, frisch saniert. Eingebrannt hat sich in das Gedächtnis der Hülser über Jahrzehnte aber ein anderes Bild. Das alteingesessene Bekleidungsgeschäft Surkamp machte seit 1957 mit einer für damalige Zeiten modernen, großen Schaufensteranlage auf sich aufmerksam.

Mit Werner Surkamp hat die lange Tradition der Schneider-Familie allerdings ein Ende gefunden. Im vergangenen Jahr hatte der heute 75-Jährige sein Geschäft aufgegeben. Die Frage stand im Raum: Was wird nun aus dem Gebäude? Eine Praxisgemeinschaft von Kieferorthopäden aus Moers hat sich schließlich eingemietet in die Konventstraße 7 - und gemeinsam mit Besitzer Surkamp viel Geld in die Hand genommen, um aus dem alten Haus aus dem Jahre 1892 eine gelungene Mischung aus Historie und Moderne zu entwickeln.

Ein Einsatz, der Denkmalpfleger Gerhard Hanisch begeistert. Ist doch die Fassade in Anlehnung an die alten Bauakten wiederhergestellt worden, obwohl es sich nicht um ein eingetragenes Denkmal handelt. "Mit dem Unterschied der zurückgezogenen Haustür", erläutert Hanisch. Im Innern ist dagegen alles hochmodern und funktional, abgestimmt auf die Bedürfnisse der Praxis.

Ebenso zeigt sich Surkamp zufrieden mit dem Ergebnis, für das Architekt Hartwig Göke verantwortlich ist. Mit Stolz berichtet der 75-Jährige aber auch über die Vergangenheit. Über den Urururgroßvater Wilhelm, der einst als Bauerssohn von der Bönninghardt nach Hüls kam, um hier sein Glück als Schneider zu machen. Über seinen Vater, der an der Konventstraße eine große Schneiderei führte mit Meister, vier Gesellen und sieben Schneiderinnen. "Mein Vater machte noch alles mit dem Fahrrad, mit einem Koffer aus Holz."

Damit dieser alte Traditionsstandort ins rechte Licht getaucht wird, sind an der Front Strahler angebracht. Unter Denkmalschutz will Surkamp das Gebäude jedoch nicht stellen lassen. Die Bezirksvertretung Hüls hatte die Verwaltung allerdings beauftragt, an einem Denkmalbereich Hülser Ortskern zu arbeiten. Hanisch denkt ohnehin schon weiter: "Das ist das erste Mal, dass jemand in einer Einkaufszone zugunsten des Denkmalschutzes darauf verzichtet, die große Schaufensteranlage zu erhalten. Davon würde ich mir mehr wünschen."

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