Ausstellung: Wenn einer die letzte Reise tut

Bis zum 25.November zeigt die Pfarre St. Cyriakus 103 Koffer voller Liebe und Erinnerungen.

Krefeld. 103 Koffer, gepackt für die letzte Reise, sind noch bis zum 25. November in St. Cyriakus zu bestaunen. Manche sind künstlerisch gestaltet, manche scheinen eher zufällig bestückt. Immer aber geben junge und alte Zeitgenossen auf den dazu gehörigen Briefen bereitwillig darüber Auskunft, wer sie sind und wie sich den Tod vorstellen. "Diese Koffer sind so bunt wie das Leben selbst", erklärte Pfarrer Paul Jansen anlässlich der Ausstellungseröffnung. "Vieles ähnelt sich, aber nichts ist gleich. Man kann entdecken, wie unvergleichlich jeder Mensch ist."

Jansen wandte sich an die Kritiker des Projekts: "Ich denke, dass gerade diese Ausstellung in den November gehört." Nach einem Abriss über Jenseitsvorstellungen bei den alten Germanen und den Juden kam er auf christliche Vorstellungen zu sprechen: "Die Tür des Paradieses ist durch Jesu Tod weit geöffnet worden. Das Leben nach dem Tod führte zu einer neuen Verbundenheit mit den Toten."

Ausdrücklich sprach sich der Pfarrer gegen die Verdrängung des Themas aus, die immer mehr um sich greife. "Nur wir Erwachsene haben das Problem. Die Kinder können uns da helfen", so der Pfarrer. Er begrüßte es ausdrücklich, dass die Toten nun wieder in St. Cyriakus aufgebahrt würden, nachdem dieser Brauch im Jahr 1958 abgeschafft worden war. Jansen. "Wir haben den Tod wieder in unsere Mitte geholt."

Ausdrücklich erinnerte Jansen an die Pogromnacht von 1938, die sich zur Ausstellungseröffnung jährte und ihre Spuren auch in Hüls hinterlassen hatte. Jansen verwies auf den Koffer des Niederländers Jacques Coolen, der Samen von einem Baum am Konzentrationslager Sachsenhausen enthält. "So soll aus meiner letzten Ruhestätte neues Leben für die Hinterbliebenen entstehen", schreibt Coolen dazu. "Ich möchte sonst nichts mitnehmen, sondern etwas Bedeutendes zurücklassen, damit ich nicht umsonst gelebt habe."

Die Ausstellungsbesucher sind übrigens dazu eingeladen, sich eigene Gedanken über den Koffer für die letzte Reise zu machen.

Das Eröffnungskonzert wurde von Camerata Vocale unter der Leitung von Matthias Zangerle und von Andreas Cavelius an der Orgel feierlich gestaltet.

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