Mit 100 Jahren noch voll dabei

Regina Gietz führte viele Jahre den „Fischelner Burghof“. Noch heute sitzt sie gerne im Biergarten.

Fischeln. Vor acht Tagen hat die alte Dame mit 80 Gästen in Fischeln Geburtstag gefeiert. Das Besondere, Regina Gietz wurde runde einhundert Jahre alt. Und das bei guter Gesundheit. Die WZ besuchte jetzt die Jubilarin und erfuhr so einiges aus ihrem langen Leben.

Geboren ist sie im benachbarten Strümp, arbeitete in jungen Jahren als Hauswirtschafterin und heiratete im Frühjahr 1939 Franz Gietz aus Fischeln. Sie zog damals in das schöne Jugendstilhaus Marienstraße 108, in dem sie noch heute in der zweiten Etage ihre Wohnung hat. Mit ihrem Ehemann übernahm sie schon bald den "Fischelner Burghof", den die Fischelner damals schon nur "bei Gietz" nannten. Leider verstarb ihr Mann schon im September 1965 und Sohn Manfred musste die große und beliebte Gaststätte übernehmen. Regina Gietz hat ihren Sohn und dessen Frau dann jahrzehntelange tatkräftig unterstützt.

Man muss sich einmal vorstellen, dass Deutschland im Geburtsjahr von Regina Gietz noch einen Kaiser hatte, es folgten die Weimarer Republik, die Zeit des Nationalsozialismus und die Bonn-/Berliner Republik. Obwohl das Haus Marienstraße ihre kleine Welt bildete, hat sie sich immer auch für die große Politik interessiert.

Von den 41 Kanzlern seit 1909 ist ihr verständlicherweise Konrad Adenauer am besten in Erinnerung geblieben. Ach, die Erinnerung. Manchmal spielt ihr das Gedächtnis einen Streich, dann ist sie für kurze Zeit wieder in ihrem Geburtsort Strümp. Die alten Lieder jedoch, die der Männergesangverein Cäcilia ihr darbrachte, die kann sie noch benennen.

Viele klappt aber trotz des hohen Alters noch allein: Sie frühstückt in ihrer Wohnung, sieht fern und bekommt das Mittagessen aus der Gaststätte. "Ich werde ganz toll bedient, Altsein ist schön!" ist ihre Aussage.

Viel Zeit verbringt Tochter Christel (Holzapfel), die nur ein paar Schritte entfernt wohnt, mit der Mutter. Sie sieht fast täglich mit ihr die Nachrichten und kommentiert diese, denn die Augen wollen nicht mehr so recht. Und viel lieber noch als Nachrichten genießt die alte Dame die zahlreichen Tierfilme oder "lässt lesen".

Wenn das Wetter gut ist, dann sitzen die beiden auch gern im lauschigen Biergarten und plaudern. Für die Mutter hat Manfred Gietz nämlich extra einen großen "Ohrensessel" angeschafft. Und auch der Rollstuhl, der mit elektrischer Hilfe leicht die Stufen in die zweite Etage hinauf und herunter schafft, ist eine große Hilfe.

Ansonsten sind Krankheiten kein Thema. Einmal, so erinnert sich Christel Holzapfel, hat Mutter in den hundert Jahren für zwei Stunden ein Krankenhaus von innen gesehen, zum Röntgen. Wenn Regina Gietz so zurückblickt, dann ist ihre größte Freude die Familie. Die beiden Kinder, die Schwiegerkinder, die drei Enkel und zwei Urenkel sind dann auch ihr ganzer Stolz.

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