WZ-Mobil Marienplatz: Angst vor Klage der neuen Nachbarn

Am WZ-Mobil war der Ausbau des Bunkers am Marienplatz das Thema. Die Mehrheit lehnt das Projekt ab.

Fischeln. Die Pläne, den Bunker am Marienplatz mit Gewerberäumen und Wohnungen auszubauen, stoßen in Fischeln auf massiven Protest. Viele fürchten um den Erhalt ihres zentralen Festplatzes, wenn die neuen Nachbarn mit Kirmes, Martinsfeuer und Schützenmusik konfrontiert werden. Die Ankündigung des Investors, die künftigen Bewohner vertraglich zu verpflichten, die Brauchtumsveranstaltungen und ihre Auswirkungen zu dulden, beruhigt niemanden. Der Tenor am WZ-Mobil: „Wenn einer klagt, ist der Vertrag im Eimer.“

Die Skepsis überwiegt. Kai Houben ist in Fischeln aufgewachsen. „Der Bunker gehört zu Fischeln, so wie er ist“, sagt er. „Wenn hier hochpreisige Wohnungen gebaut werden, haben sich Schützenfest, Kirmes und Martinsfeuer erledigt.“ Hans Helmut Kesseler gefällt der Entwurf nicht. „Das geplante Bauwerk sieht aus wie ein Sarkophag“, findet er. „Und was passiert eigentlich mit dem Spielplatz hinter dem Bunker?“

Karl Jägers, Schützenbruder seit 1962 und Fischelner Schützenkönig 1978, ist „fast die Kaffeetasse aus der Hand gefallen“, als er davon hörte. „Die Entscheidungen sind doch längst gefallen. Es ist schlimm, das erst aus der Presse erfahren zu müssen.“

Auch Christopher Schiffer, Vorsitzender des 1. Musketier-Corps Fischeln, und Klaus Weichert, 1. Vorsitzender der Bürger-Schützen-Gesellschaft 1451 Fischeln, sind enttäuscht, nicht früher informiert worden zu sein. „Wir fordern die Bezirksvertretung auf, Stellung zu beziehen“, sagen Schiffer und Klaus Weichert. Weiter fordern sie „eine Pausierung des Bauantrags, bis der Sachverhalt geklärt ist, besonders im Hinblick auf den Brand- und Lärmschutz.“

„Warum kann man den Schutzbunker nicht als Mahnmal stehen lassen?“, fragen sich Marie-Theres und Heinz Hess. „In allen Dörfern schafft man einen Mittelpunkt und in Fischeln schafft man ihn ab.“

„Der Bunker soll so bleiben, wie er ist“, wünscht sich Sabine Pearson. „Im Sommer höre ich die Nachtigall zwitschern und erfreue mich an den Fledermäusen, die dort leben. Es wäre schade, wenn die Artenvielfalt geringer würde.“

„Bei uns wird Brauchtum ganz groß geschrieben“, sagt die gebürtige Niederländerin Gerry Münks. Fischeln ohne Schützenfest ist für sie undenkbar. „Das Fest gehört ins Dorf.“

Marita Poscher findet es „traurig, wenn Brauchtum nicht mehr gelebt werden kann und es nur noch um Profit geht.“

Auch drei Damen, die ihren Namen nicht nennen möchten, sorgen sich um den Fortbestand des Schützenfestes. „Es gibt Leute, die wohnen hinter der Grundschule und beschweren sich über den Kinderlärm.“ Eine weitere Frau, die ungenannt bleiben möchte, ist hingegen „froh, wenn Ruhe einkehrt. Der Krach von dem Schützenfest ist meilenweit zu hören.“

Traudel Müller hat als Kind die Marienschule besucht und wohnt ganz in der Nähe. Die geplanten Wohnungen seien auf jeden Fall schöner als der aktuelle Zustand, sagt sie. „Wenn einen die Feste auf dem Platz stören, dann muss man hier erst gar nicht hinziehen.“

Gerta Boldt wohnt seit mehr als 45 Jahren am Altmühlenfeld. „Das Schützenfest gehört zu Fischeln und soll bleiben. Es hat mich nie gestört, obwohl wir es gut hören können“, erzählt die Seniorin. „Ich kann auf dem Balkon tanzen, wenn Schützenfest ist.“ Für sie hat der Erhalt der Feste mitten im Dorf Priorität. Künftigen Bewohnern des Bunkers begegnet sie mit einer klaren Haltung: „Leute, die neu hierher kommen, wissen, das es Krach gibt und müssen das in Kauf nehmen.“

Hans-Jürgen Poeschl lenkt den Blick auf die horrenden Kosten für den Bunkerumbau und die meterdicken Wände. „Das werden sehr teure Wohnungen werden.“ Seine Frau Rosemarie Poeschl stimmt ihm zu: „Da ist ganz bestimmt nicht für Fischelner Bürger gebaut, sondern für Bonzen von außerhalb.“ Die wollten sich gewiss nicht in Fischeln integrieren. Zum Marienplatz als Festplatz gebe es „in Fischeln keine Alternative“.

Damit das Fischelner Schützenfest nicht „versandet“, schlägt Günter Schneiders vor, dass in jeder Sitzung der Bezirksvertretung „ein Schützenbruder oder eine Schützenliesel mit möglichst vielen Orden anwesend ist“.

Anwohnerin Marianne Rolland kann während der Festtage zwar oft nicht schlafen, „aber das hat mich nie gestört. Ich genieße die Feste, es ist ja nicht jeden Abend.“ Es sei schön, wenn man aus der Haustür raus gleich mitten im Geschehen sei.

Ludger Wilstacke ist einer der wenigen, der dem Projekt Positives abgewinnen kann: „Es ist gut, dass der Schandfleck verschwindet. Mich erstaunt die Zuspitzung der Diskussion und ich weise zurück, dass Befürworter der Bebauung Gegner des Brauchtums sind. Beides hat seinen Stellenwert. Man muss durch eine sachliche Diskussion einen Weg für beide Anliegen finden. Ich glaube, dass das gelingen kann. Man muss Vertrauen zu den Fachleuten haben.“

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