Krefeld Zoff um Schließung von Privatweg

Eigentümer will Weg an der Brandenburger Straße dicht machen — zur Empörung vieler Anwohner.

Krefeld: Zoff um Schließung von Privatweg
Foto: Lothar Strücken

Bockum. Seit 58 Jahren nutzen die Anwohner der Brandenburger Straße einen kleinen Privatweg, der an der Hausnummer 39 vorbei auf die Glockenspitz führt. Nun hat der Grundstückseigentümer angekündigt, den Weg im November zu schließen — zur Empörung vieler Anwohner.

„Unsere älteren Anwohner gehen hier drüben zur Therapie und an der nächsten Ecke ist der Arzt und gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt die Bushaltestelle. Wenn die diesen Weg nicht nutzen könnten, müssten sie um einiges weiter laufen. Für junge Menschen kein Problem, für alte Leute schon“, fasst Gerta Hüsges, selbst 80 Jahre alt, die Situation wütend zusammen.

Vor sechs Wochen sei eine Platte auf dem Weg begrünt und mit Efeuranken bewachsen gewesen. Daraufhin sei Gerta Hüsges aktiv geworden und habe den Nachbarn, dessen Grundstück an den Weg grenzt, gebeten, das Grün zu entfernen. Der habe sich nicht zuständig gefühlt, schließlich sei es nicht sein Weg. „Aber es war ja sein Grünzeug, was da auf dem Weg wuchs, und da können ja auch Leute drüber fallen“, moniert Hüsges.

Doch der Nachbar blieb uneinsichtig, deshalb habe sie den Eigentümer des Schleichweges, Michael Bremes, kontaktiert, sagt Hüsges. „Dann habe ich ihm gesagt, er solle dafür sorgen, dass das Grün wegkäme. Wenn er das nicht täte, würde ich zum Ordnungsamt gehen und gegebenenfalls auch Unterschriften sammeln.“ Mit Bremes Reaktion, den Weg zu schließen, habe sie nicht gerechnet. „Der Weg soll ein Weg bleiben. Nach 58 Jahren haben wir doch ein Nutzungsrecht oder ein Gewohnheitsrecht“, sagt Ehemann Peter Hüsges.

Michael Bremes hingegen betont auf Nachfrage der WZ, dass er den Weg schon seit langer Zeit schließen möchte. „Was mich als Eigentümer beunruhigt ist, dass man in der Haftung ist, wenn sich jemand auf dem Weg verletzt. Wenn mir dann die Eheleute Hüsges sagen, da gehen auch alte Menschen mit dem Rollator durch, dann ist das erst recht ein Grund, den Weg zu schließen“, erklärt Bremes, der zwar Eigentümer des Geländes ist, selbst aber nicht in Krefeld lebt. Auch ein Schild, das auf den Privatweg und „Nutzung auf eigene Gefahr“ hinweise, sichere ihn nach Angaben seiner Versicherung nicht ab.

Warum er den Weg schon im November schließen wolle, habe einen Grund: Ein neuer Mieter soll in die obere Wohnung der Hausnummer 39 ziehen. „Das Haus hat keinen Keller und deshalb möchte ich auf der linken Seite ein kleines Häuschen errichten, wo die Mülltonnen und Fahrräder abgestellt werden können.“

Nach Aussage von Bremes seien es eine handvoll Leute, die diesen Weg tatsächlich zu ihrem Vorteil nutzen könnten, die Eheleute Hüsges eingeschlossen. „Es gibt für mich einfach keinen vernünftigen Grund den Weg offen zu halten, weil man im Prinzip nur Scherereien und Mehraufwand damit hat“, erklärt Bremes. Auch die Bewohner der Hausnummer 39 hätten nichts gegen eine Schließung des Weges einzuwenden.

Rein rechtlich kann Michael Bremes niemand daran hindern, den zu seinem Grundstück gehörenden Privatweg zu schließen. Zwar habe er die Nutzung über Jahre toleriert, daraus entstehe aber kein Anspruch für die Anwohner, erklärt Stadtsprecher Manuel Kölker: „Wenn Herrn Bremes dieser Weg gehört, dann hat er natürlich auch das Recht, diesen Weg zu sperren und damit zu machen, was er möchte“, so Kölker.

Die Sorge des Eigentümers, für Unfälle auf dem Schleichweg haftbar gemacht zu werden, sei tatsächlich nicht unberechtigt, denn als Eigentümer habe er eine Verkehrssicherungspflicht.

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