22-Jähriger mit Down-Syndrom: Gitarrespielen ist sein Traum

Matthias Nüssgen sucht einen Lehrer, der sein Talent fördern kann.

Krefeld. Sein Zimmer offenbart, wie vielseitig interessiert er ist: Neben der Dartscheibe an der Wand steht ein Keyboard im Regal, in der Ecke lehnt ein Boxsack, ein Tretroller hängt an der Wand und auf dem Tisch hat die Wii-Spielkonsole einen Ehrenplatz erhalten. Doch der ganze Stolz von Matthias Nüssgen ist nicht zu übersehen — seine Gitarre. Er hat sie sich selbst gekauft und darauf lange gespart. Kreuze auf dem Gitarrenhals kennzeichnen Akkorde — denn Nüssgen leidet am Down-Syndrom. „Vier Akkorde kann ich schon“, sagt der 22-Jährige stolz.

Vor etwa einem Jahr hat er seine Leidenschaft entdeckt. „Ein Kollege von uns hat eine Gitarre mitgebracht, Matthias darauf spielen lassen und ihm den ersten Akkord beigebracht“, erzählt Nüssgens Alltagsbegleiterin von der Lebenshilfe Cornelia Netzer. Inzwischen hätten Könner schon bestätigt, dass Nüssgen Talent hat. Allerdings gibt es ein Problem — Nüssgen hat keinen Lehrer. Auch ein Aushang in einer Schlagzeugschule blieb ohne Erfolg. „Es gab mal eine Musikgruppe im Haus, in der Matthias’ Talent zum Gitarrespielen jedoch nicht aufgefangen werden konnte. Zudem gibt es diese leider nicht mehr, da die Kollegin nicht mehr bei uns ist“, sagt Netzer.

Doch das hält Nüssgen nicht davon ab, fleißig zu üben, „mit Türe zu, sonst stört das die anderen“, wie er sagt. Überhaupt ist er musikbegeistert und hört am liebsten Schlager. So kommt seine Antwort darauf, was er am liebsten auf der Gitarre spielen können würde, nicht überraschend: „’Ein Stern’, von DJ Ötzi.“ Aber auch Andrea Berg findet er toll.

Jeden Morgen muss Nüssgen um 5.30 Uhr raus, um zum Heilpädagogischen Zentrum zur Arbeit zu fahren. Dort hilft er bei Verpackungsarbeiten jeglicher Art. In seiner Freizeit sieht er gern fern, am liebsten Fußball.

Der Ballsport spielt generell eine große Rolle in seinem Leben: Auf der Spielkonsole spielt er am liebsten „Fifa 11“ und mittwochs steht er selbst auf dem Platz — als Stürmer oder Torwart.

Auf die Frage, ob er in dieser Saison für Bayern München oder Dortmund war, deutet er nur an die Zimmerdecke — dort hängt eine große BVB-Lampe. Aber Fortuna Düsseldorf feuert er ebenfalls an.

Gerne mag er auch Tischtennis, Handball, Boxen und Eishockey. „Bei den vielen Interessen müssen wir schauen, welche wichtig für Matthias sind und daher Priorität vor anderen haben“, sagt Netzer. „Einige seiner Vorlieben sind auch schnell wieder uninteressant und somit hinfällig.“ Schließlich darf er auch seine Pflichten in der Lebenshilfe nicht vergessen, wie Nüssgen erklärt: „Freitag ist Putztag.“ Doch über allem steht nach wie vor das Gitarrespielen. „Es ist mein großer Traum, das zu lernen,“ sagt er und strahlt.

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