Wiesinger — der Krisenmanager

Der KFC-Trainer will den Druck von seinen in diesem Jahr noch sieglosen Spielern nehmen.

Vier Spiele, aber noch kein Sieg für den KFC Uerdingen im Jahr 2018. Erst das Pokal-Aus gegen Oberhausen, dann drei Unentschieden in der Liga, wo doch der große Angriff auf die Meisterschaft stattfinden sollte. Jetzt, da die Chancen auf Platz eins und die Aufstiegsrunde so gut standen nach einer nach den Ergebnissen gesehen starken Hinrunde. Doch noch haben die Krefelder nicht in die Spur gefunden. Trotz der spektakulären Aufholjagd in der Nachspielzeit zum 2:2 in Essen bleibt der Eindruck, dass das Team derzeit nicht die Stabilität der ersten Monate besitzt.

Trainer Michael Wiesinger ist nun auch als Krisen-Manager gefragt. Das Top-Duell mit Viktoria Köln findet in zehn Tagen statt. Davor sind noch die Aufgaben in Rödinghausen (Samstag) und im Heimspiel gegen Westfalia Rhynern zu lösen. Weitere Punktverluste könnten sich zusätzlich negativ auf das Betriebsklima auswirken. Wiesinger wird in zwei Bereichen an den Stellschrauben drehen müssen.

Der mentale Aspekt: Trainer Michael Wiesinger sagte nach dem Spiel in Essen, er habe nach dem Schlusspfiff eine „gedrückte Stimmung“ in der Kabine wahrgenommen. Das konnte er nicht ganz nachvollziehen. Schließlich war für ihn selbst das späte 2:2 ein „Punkt für die Moral“ gegen einen starken Gegner. Wiesinger: „Jeder ist marschiert. Jeder hat den Kampf angenommen. Ich hatte das Gefühl, dass das Team nicht aufgibt.“ Und dann das Comeback: „Wie wir zurückgekommen sind, war beeindruckend.“

Schon länger aber stört sich der 45-Jährige an einer bestimmten Erwartungshaltung, die der KFC-Trainer als zu hoch empfindet. Hier will er dagegenhalten, den Druck von der Mannschaft nehmen. Nach dem Spiel gegen Verl gab er preis, dass es „dem einen oder anderen Spieler nahe gehe, wie die Erwartungshaltung ist.“ Wiesinger will mehr „Freiraum“ für sein Team erreichen:

Michael Wiesinger

„Ich versuche, die Erwartungshaltung wieder in die richtige Bahn zu lenken. Es muss realistischer werden. Wir haben individuell bessere Spieler, aber es muss alles aufgebaut werden. Es darf nicht heißen: Wir fahren jetzt mal irgendwo hin und gewinnen mal eben. Es ist immer eng.“

Die defensive Stabilität: Sieben Gegentore in vier Spielen nach der Winterpause. Zu viel für ihren Standard, den die Uerdinger in der Hinrunde selbst gesetzt haben. Die Abwehrarbeit war das Prunkstück und der Punktegarant. Dafür treffen die Uerdinger vorne nun etwas verlässlicher. Gegen Oberhausen, Verl und Essen liefen die Krefelder aber Rückständen hinterher. In Essen stellte Wiesinger das defensive Mittelfeld komplett um. Patrick Ellguth und Kai Schwertfeger als Abfangjäger und Säulen. Der Offensive Maximilian Beister saß zunächst auf der Bank.

Wiesinger wollte „Frische“ haben in der englischen Woche: „Ich habe einen breiten Kader und will ihn nutzen. Wir haben Kraft gebraucht.“ Noch sei Beister nicht so weit in Sachen Wettkampfhärte. Wiesinger hat Optionen, auch den Defensivmann Tanju Öztürk in der Hinterhand, um die Lücke zu stopfen.

Es fällt auf, dass die Krefelder nicht mehr so zupackend agieren wie noch über weite Strecken in der Hinserie, dass die Spielkontrolle etwas abhandengekommen ist. Das hatte auch das eine oder andere Foulspiel mehr zur Folge. Wie auch vor dem 0:2, einem Freistoß kurz vor dem Strafraum.

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