Bayer Uerdingen Von null auf hundert in zehn Monaten

Mohamed Mohumed ist ein Lauftalent. Nach nicht einmal einem Jahr in der Leichtathletik gilt er bereits als Medaillenhoffnung bei den erstmals ausgetragenen U 18-Europameisterschaften in Tiflis.

Krefeld. Bei Deutschen Meisterschaften ist Mohamed Mohumed noch nie gelaufen, selbst der Deutsche Leichtathletik Verband (DLV) hat ihn nicht einmal in einem Kader gelistet. Dennoch gilt der 17-jährige Mittelstreckenläufer als große Medaillenhoffnung bei den erstmals ausgetragenen U 18-Europameisterschaften über 3000 Meter in Tiflis (Georgien).

Die erst knapp zehn Monate alte, eben sehr kurze Karriere des Willicher Gesamtschülers, lief längst nicht glatt und rund. Geboren wurde „Mo“ Mohumed 1999 in Mönchengladbach, sein Vater Ahmed und Mutter Amina, stammen aus der ostafrikanischen Republik Somaliland, sind selbst aber niederländische Staatsbürger. Diese Staatsangehörigkeit hatte bis April auch der älteste Sohn in der Tasche. Er hat noch einen Bruder und vier Schwestern.

Doch erst im Hinblick auf einen EM-Start ging sein großer Wunsch in Erfüllung: „Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, da war es für mich selbstverständlich, dass ich für Deutschland laufen werde“.

Seit März trainiert Mohumed nun unter Trainer Udo Gerhardt beim SC Bayer am Uerdinger Löschenhofweg, doch starten muss der 17-Jährige weiterhin für die DJK VFL Willich: „Hier in Uerdingen habe ich eine starke Trainingsgruppe und einen erfahrenen Trainer. Das gab im März den Ausschlag, doch die Wechselfrist war da schon vorbei, so muss ich bis November warten, dann starte ich für Bayer.“

Für den ersten Paukenschlag sorgte Mohumed schon im vergangenen September, als er bei der Bahnlaufserie in Düsseldorf mal eben die 5000 Meter in 15:34,03 Minuten lief. Sein Vater war damals hellauf begeistert: „Mo spielte noch in Willich Fußball, aber ich habe ihm immer gesagt, so wie du laufen kannst, gehörst du zur Leichtathletik.“ Unter der Regie von Gerhardt ließ sein Sohn nun eine Topleistung nach der nächsten folgen.

Beim Dortmunder Läufertag im Mai unterbot er gleich in seinem ersten 3000 Meter Bahnrennen mit der Kreisrekordzeit von 8:27,96 Minuten die EM-Norm um drei Sekunden und nimmt damit nun Platz neun der europäischen U 18-Bestenliste ein. 17 Tage später verbesserte er den zwölf Jahre alten Nordrheinrekord über 1500 Meter auf 3:48,99 Minuten. Nochmals elf Tage später holte sich der 1,84 Meter große Läufer seinen dritten Rekord in Mannheim über 800 Meter in 1:51,00 Minuten. Sein Trainer Udo Gerhardt ist von der Leistungsexplosion seines Schützlings keineswegs überrascht: „Mo verfügt über ein riesengroßes Potenzial. In Tiflis könnte er über alle drei Strecken mit guten Aussichten starten, doch wir haben uns für die längste Strecke entschieden.“

Sonntagabend ging es per Flieger los, bereits am ersten Wettkampftag, am Donnerstag, um 21.30 Uhr Ortszeit (19.30 MESZ), steht er im Finale über 3000 Meter und wird hier seine Medaillenchance suchen.

Gerhardt sagt: „Ich traue ihm dieses Jahr noch eine Zeit von 8:10 bis 8:15 Minuten zu. Ob es dazu in Tiflis schon reicht, wird sich zeigen.“

Für Mohamed Mohumed ist es der erste Meisterschaftslauf in seinem Leben. Vielleicht biegt er dann schon in die Spur seines großen Vorbildes Mohamed „Mo“ Farah ein, dem britischen Doppel-Olympiasieger von London über 5000 und 10 000 Meter. Vater Ahmed bestätigt: „Beide Jungs stammen aus einem Clan in Somalia. Ich kenne unsere Familienhistorie ganz genau.“

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