Torsten Voss blickt gespannt nach London

Der Zehnkampf-Trainer beim SC Bayer Uerdingen war der bislang letzte Weltmeister in der Königsdisziplin.

Krefeld-Uerdingen. Wenn am Mittwoch um 10.10 Uhr Ortszeit in London der erste Startschuss für den olympischen Zehnkampf fällt, dann sitzt Torsten Voss, Deutschlands einziger Zehnkampf-Weltmeister 1987 und Silbermedaillengewinner von Seoul 1988 vor dem Fernseher und wird die Könige der Athleten genau unter die Lupe nehmen. Längst hat sich der 49-Jährige als Trainer des SC Bayer Uerdingen international einen Namen gemacht (siehe Info). Am 4. September schließlich jährt sich für Voss zum 25. Mal der Weltmeistertitel von Rom. Im Interview mit WZ-Mitarbeiter Peter Schroers spricht er über den Titel und Olympia 2012.

Vor 25 Jahren sind sie in Rom der bislang einzige Deutsche Weltmeister im Zehnkampf geworden. Welche Erinnerungen sind Ihnen geblieben?

Thorsten Voss: Zunächst ein stolzes Gefühl, vor allem, wenn ich derzeit die Siegerehrungen in London betrachte. Damals habe ich nicht erwartet, dass kein Deutscher mehr bis heute Weltmeister werden würde und wie schwer es eigentlich ist, ganz nach vorn zu kommen. Auch nach der Silbermedaille in Seoul habe ich gedacht: In vier Jahren 1992 in Barcelona bis du noch dabei und schaffst vielleicht noch mehr.

Mit dem Briten Thompson und den Deutschen Hingsen und Wentz hatte sie bei der WM in Rom enorm starke Konkurrenz. Wie war der Wettkampf?

Voss: Ich bin in Rom mit dem Ziel gestartet, einen von den dreien zu schlagen. Denn bei der EM in Stuttgart 1986 war ich nur Vierter, ich wollte unbedingt eine Medaille.

Und warum wurde es Gold?

Voss: Vielleicht weil ich insgesamt einen grundsoliden Zehnkampf hingelegt habe und beim Wolkenbruch während des 400 Meter-Laufes mit einer Zeit von 47,96 Sekunden die Konkurrenz abgehängt habe. Erst recht beim Stabhochsprung tags darauf, als ich mit 5,10 Metern alle hinter mir ließ, wusste ich, dass es Gold werden könnte.

Warum folgte dem WM-Titel nicht der Olympiasieg?

Voss: 1988 war für mich ein Leidensjahr. Im Januar habe ich mir eine Sehne unter dem Fuß gerissen. Ich bin schlecht in die Saison hinein gekommen und habe mich erst ganz spät für Seoul qualifiziert. Dabei war es noch nie so leicht wie dort, Zehnkampf-Olympiasieger (8488 Punkte) zu werden.

Jürgen Hingsen fabrizierte damals drei Fehlstarts über 100 Meter und wurde disqualifiziert. Wo waren sie zu diesem Zeitpunkt?

Voss: Ich stand direkt hinter ihm auf der Bahn und habe alles hautnah erlebt. Denn ich war erst im nächsten Lauf an der Reihe. Ehrlich gesagt war ich ganz schön genervt, weil es neben Hingsen noch mehrere Fehlstarts gab. Es war verdammt schwer, die Konzentration so hoch zu halten. Damals durfte ja noch jeder Athlet zwei Fehlstarts machen, was im höchsten Fall zu 16 Starts geführt hätte. Gott sei Dank wurden diese Regeln ja abgeschafft.

WZ: Wer wird Olympiasieger in London?

Voss: Wenn alles glatt läuft und er ohne Verletzung durchkommt, ist der neue Weltrekordler Ashton Eaton (9039 Punkte) nicht zu schlagen.

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