Öztürk — der ruhige Matchwinner

Monatelang ist der Mittelfeldspieler verletzt. In Oberhausen spielt er gewohnt solide und köpft das entscheidende Tor zum 1:0-Sieg.

Öztürk — der ruhige Matchwinner
Foto: samla

Krefeld. Tanju Öztürk hat kein großes Aufheben gemacht, weil er derjenige sein sollte, der an der Seite von Kai Schwertfeger im defensiven Mittelfeld die Fäden zieht. Ausgerechnet im Spitzenspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen war eine fehlerarme Leistung nötig — und das nach einer nicht unerheblichen Wettkampfpause von sechs Monaten, nimmt man mal die Kurzeinsätze der vergangenen Wochen raus. „Ich habe mir nicht viele Gedanken gemacht und normal gegessen“, sagt der 28-Jährige zu seiner Spielvorbereitung. Und so unaufgeregt wie er spricht, war dann auch sein Auftritt vor 3 155 Zuschauern im Stadion Niederrhein und mindestens geschätzten 200 000 im Schnitt vor den Fernsehgeräten. Dass der Spitzenreiter KFC Uerdingen seit zwei Spielen kein eigenes Tor geschossen hatte und auch bei Standardsituationen in dieser Saison bisher harmlos geblieben war, schien Öztürk ebenfalls nicht groß interessiert zu haben. Sieben Minuten waren gespielt, da hatte der 1,90 Meter lange und 28 Jahre junge Mann ein Tor gemacht. 85 Miuten später war klar — es ist der Siegtreffer gewesen. Nach einer Ecke per Kopf: „Das ist natürlich ein super Gefühl“, sagt der Mittelfeldspieler.

Öztürk — der ruhige Matchwinner
Foto: Revierfoto

Trainer Michael Wiesinger hatte die richtige Entscheidung getroffen, Öztürk als Ellguth-Ersatz zu bringen. Und der Mittelfeldspieler „zahlte das Vertrauen zurück“, wie er selbst befand. Der KFC-Trainer sagte: „Er hat ein gutes Spiel gezeigt mit viel Präsenz und stark bei Kopfbällen. Er war lange verletzt. An seiner Fitness muss er aber noch weiter arbeiten.“ Schon im Vorfeld hatte der Coach die Ballsicherheit des 28-Jährigen gelobt. Auch in Oberhausen spielte er saubere Pässe, eroberte Bälle, gab das Spielgerät mit Ruhe weiter.

Öztürk — der ruhige Matchwinner
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Seine Leidenszeit drückt Öztürk mit einem Wort aus: „Katastrophe“ und fügt an: „So lange sollte man damit nicht ausfallen.“ Im vergangenen März zog sich der Uerdinger im Spiel in Schonnebeck eine Zerrung im Oberschenkel zu. Doch er spielte weiter, biss sich im Aufstiegskampf durch bis Ende April. Dann kam ein Muskelfaserriss in der Wade hinzu. Gegen Kray am 23. April stand er zuletzt in der Startelf. Öztürk setzte aus, bei den ersten Übungen unter dem neuen Trainer Wiesinger Ende Juni ging die Narbe wieder auf — die erneute Zwangspause. Die komplette Vorbereitung fiel er aus, arbeitete sich mühsam zurück. So eine schwere und langwierige Verletzung habe er noch nie gehabt, erzählte er vor wenigen Wochen. Das war keinesfalls larmoyant gemeint, sondern trotzig. Derzeit ist er körperlich bei selbst geschätzten 80 Prozent seiner Fitness. Mit Athletiktrainer Fabian Ilner absolviert er Zusatzschichten, läuft durch den Wald nahe Köln-Dellbrück, wo er lebt. Daneben absolviert er noch Krafttraining. Öztürk: „Ich habe schon viele Läufe nachgeholt. Aber ich habe noch Luft nach oben.“

Auch das Lob seines Kapitäns Mario Erb war ihm nach dem 1:0-Sieg sicher: „Tanju ist ein überragender Kicker. Er strahlt Ruhe aus.“ Wie lange Öztürk noch die Rolle Ellguths ausfüllen wird, ist offen. Gestern war beim Ausgefallenen noch keine abschließende Diagnose getroffen, was das verletzte Sprunggelenk Ellguths angeht.

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