Marco Giorgio vor Absprung vom Rad

Hülser Kunstradfahrer denkt nach zehnter WM-Teilnahme über Karriere-Ende nach.

Marco Giorgio vor Absprung vom Rad
Foto: mg

Das Gefühl, das Marco Giorgio vor seiner Kür verspürt hatte, war schon ein Vorgeschmack auf das, was kommen wird. Eine Mischung aus Selbstsicherheit und Wehmut. Hin- und hergerissen sei er gewesen von den Eindrücken in der Messehalle.

Auf der einen Seite konnte den 26-Jährigen bei seiner nunmehr zehnten WM-Teilnahme nichts mehr überraschen. Für die Weltmeisterschaft in Dornbirn (Österreich) hatte sich der Kunstradfahrer aus Hüls eine Darbietung mit Höchstschwierigkeiten ausgesucht. Er wollte eine Platzierung unter den ersten zehn schaffen, nach einem Jahr ohne Verletzungen und Pausen. So stieg er auf sein Rad, zeigte eine ordentliche Kür, stürzte jedoch auch zweifach. Insgesamt verlor er 16 Punkte. Am Ende stand ein zwölfter Platz. Etwas Enttäuschung schwingt da mit. Auf der anderen Seite verspürte er Wehmut, weil er schon wusste, dass es womöglich die letzte WM für ihn gewesen ist.

Der 26-Jährige aus Hüls ist Athletiktrainer im Hauptberuf, die Zeit für den Sport muss er sich nehmen, an den Wochenenden reist er mit seinem Vater und Trainer Michele im Auto für Wettkämpfe quer durch Europa. Giorgio sagte der WZ vor dem abschließenden Bankett über seine Zukunft: „Ich werde mir meine Gedanken machen, in Ruhe in mich gehen. Ich habe vieles erlebt, Erfolge und Niederlagen. Ich bin jetzt enttäuscht von der Fläche gegangen. Der Sport hat mir sehr viel gegeben.“

Für Marco Giorgio schließt sich nun ein zweiwöchiger Urlaub an, in dem er „viel schlafen, gut essen und mit Freunden Zeit verbringen will.“ Das Rad bleibt erst einmal in der Ecke. Ob es für Wettkämpfe noch einmal gebraucht wird im neuen Jahr, ist offen. Giorgio will sich künftig vermehrt der Förderung des Sports in Italien widmen. In der Weltrangliste und bei der WM war er der beste Italiener. Doch er startet für ein Land, in dem Kunstradfahren ein Randsport unter den Randsportarten ist. Die WM in Dornbirn mit frenetischen Kunstrad- und Radball-Fans war zumindest ein schöner Jahresabschluss: „Es war eine geile WM. Alles war gut durchgeplant, für Sportler und Zuschauer perfekt.“

Den Abend verbrachte er mit Athleten aus aller Herren Länder, tags darauf ging es mit dem Auto zurück. „Es ist wie eine Familie. Es gibt keine Arroganz oder Respektlosigkeit. Das hat für mich mehr Wert als eine Million Euro.“ Ob er künftig darauf verzichten will?

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