Krefeld Pinguine: Die Gewinner und Verlierer des ersten Tests

Die neuen Pinguine-Verteidiger und Tim Miller überzeugen in Köln. Die Stürmer spielen jedoch teilweise glücklos und unauffällig.

Krefeld Pinguine: Die Gewinner und Verlierer des ersten Tests
Foto: samla

Es lief in der Kölner Trainingshalle die 27. Spielminute, als sich James Bettauer waghalsig in Torwartmanier dem einschussbereiten Alexander Oblinger entgegenwarf. Sein Schlussmann, Dimitri Pätzold, war bereits geschlagen, doch Bettauer konnte den Schuss von Oblinger abblocken. Spontan sprangen einige Mitspieler von der Bank auf, schlugen die Schläger gegen die Bande, um dem 27-jährigen Verteidiger der Pinguine zu applaudieren. Die Krefelder gewannen den Test mit 7:4. Aber, was sagt das aus? Eine Analyse.

Ein erster Beleg dafür, dass alle Spieler von Beginn an mitfieberten und auf dem Eis engagiert zur Sache gingen. Bettauer konnte sich überdies auch offensiv einbringen. Der Deutsch-Kanadier, der in der zweiten Überzahlformation Eiszeit erhielt, steuerte den fünften Treffer beim 7:4-Sieg bei.

Überhaupt waren es die neuen Verteidiger, die den rund 100 mitgereisten Pinguine-Fans bleibende Eindrücke hinterließen. Allen voran Phillip Bruggisser. Der dänische Nationalspieler war an den ersten beiden Überzahltreffern maßgeblich beteiligt. Der 27-Jährige erzielte das Führungstor selbst, legte anschließend das Tor von Daniel Pietta auf. Auch einer Auseinandersetzung mit Morgan Ellis ging Bruggisser nicht aus dem Weg. Im letzten Drittel wurde der Däne allerdings nicht mehr eingesetzt.

Unauffälliger agierten Martin Lefebvre und Garrett Noonan. Lefebvre spielte im Powerplay an der Seite von Bruggisser, präsentierte sich scheibensicher. Nur vor dem eigenen Tor hatte der mit 1,80 Meter kleinste Verteidiger der Pinguine gegen die kräftigen Kölner Angreifer in einigen Szenen das Nachsehen.

Auffällig war, dass sich in vielen Situationen die Verteidiger ins Offensivspiel einschalteten. Bei Puckverlusten verharrten die Abwehrspieler oftmals an der blauen Linie, gingen teilweise sogar vor, um den Kölner Spieler zu attackieren. Das kann nur klappen, wenn einer der eigenen Stürmer für die defensivere Absicherung sorgte.

Im ersten Test ist es normal, dass dies noch nicht in jeder Situation funktioniert. Da bedarf es in den nächsten Wochen bis zum Saisonstart noch des Feinschliffs.

Auch im Angriff gab es neuformierte Reihen — gegenüber dem Vorjahr. Aber erwartbare. Daniel Pietta spielte zusammen mit Jordan Caron und Kirill Kabanov. Caron, der in der vergangenen Saison nur acht Spiele bestreiten konnte, agierte auffällig, hatte aber mehrfach Pech im Abschluss. So traf er bei einem Alleingang nur den Pfosten. Kaum zu sehen war Kabanov. Es machte den Anschein, dass der Russe mit dem Schliff seiner Kufen zu kämpfen hatte. Besonders in der Anfangsphase hebelte es Kabanov ein ums andere Mal aus, so dass er sich auf dem Hosenboden wiederfand.

Mit zwei Treffern konnte sich dagegen die zweite Reihe in die Statistik eintragen. Auch wenn es im Fall von Greger Hanson ein Schuss fast aus der Bandenecke und bei Chad Costello ein Schuss ins leere Tor war, sollten die Treffer für Selbstvertrauen gesorgt haben. Der neue Center dieser Reihe, Jacob Berglund, setzte seine Flügelstürmer das eine oder andere Mal geschickt ein. Mit Berglund scheinen sich die Pinguine vor allem in der Defensive und am Bullypunkt gegenüber Vorgänger Justin Feser verbessert zu haben.

Glücklos agierte der von Reid gelobte Mathias Trettenes. Als Center der dritten Reihe verlor der Norweger die Mehrzahl seiner Bullys. Mit Vinny Saponari und Travis Ewanyk haben die Pinguine noch zwei Spieler in der Hinterhand, die am Sonntag nicht auf dem Eis standen (Trainingsrückstand). Da Ewanyk Center ist, könnte Trettenes in dieser Formation auf seine gewohnte Außenstürmerposition zurückkehren — falls die Schwarz-Gelben sich nach dem Try-out für eine Verpflichtung Ewanyks entscheiden sollten.

Als erster kleiner Gewinner unter der Regie von Trainer Brandon Reid darf sich ein Spieler freuen, der im Laufe der vergangenen Saison an die Westparkstraße wechselte: Tim Miller. Er bekam viel Verantwortung als Center. Er gewann sechs seiner zehn Anspiele, war auch in Unterzahl fester Bestandteil. Auseinandersetzungen scheut Miller bekanntlich nicht. Als kurz vor Spielende Felix Schütz seine Schulter in das Gesicht von Miller rammte, wollte er das noch mit dem Kölner ausdiskutieren. Oblinger ging jedoch dazwischen, was Miller überhaupt nicht schmeckte. Die beiden Kontrahenten lieferten sich auch noch auf der Strafbank heiße Wortgefechte.

Für die vierte Reihe wird es einen großen Konkurrenzkampf geben. Mit Adrian Grygiel, Diego Hofland, Tim Miller, Philip Riefers und Martin Schymainski gibt es bereits fünf Kandidaten. Dazu könnten sich im Saisonverlauf noch der schwer erkrankte Arturs Kruminsch sowie die jungen Spieler Philipp Kuhnekath, Darren Mieszkowski und Lois Spitzner gesellen.

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