Boris Blank: Ein Malocher auf blankem Eis

Boris Blank hat bei den Pinguinen zu alter Leistungsstärke zurückgefunden. Der Stürmer möchte gerne in Krefeld bleiben.

Krefeld. Samstag Vormittag wäre Boris Blank (29) wohl lieber in Solingen als auf dem Eis des König-Palastes in Krefeld. Denn während der Stürmer mit seinen Teamkollegen von den Krefeld Pinguinen eine weitere Trainingseinheit vor dem nächsten Meisterschaftsspiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am Sonntagabend bei den Iserlohn Roosters absolviert, steht für seinen fünfjährigen Sohn Alexander ein Freundschaftsspiel mit der Bambini-Mannschaft des Krefelder EV auf dem Programm. "Drei Spiele haben sie schon gemacht", erzählt Boris, "zuletzt am vergangenen Donnerstag in Moers." Und der Filius kommt ganz auf den Papa. Denn auch Alexander will Tore schießen. Eine weitere Gemeinsamkeit der Beiden: "Er schießt wie ich mit links", sagt Boris. Einziger Unterschied: "Alexander stellt sich immer sofort an den Bullypunkt. Er wird wohl eher ein Mittelstürmer", sagt der 29-Jährige, selbst gelernter Linksaußen.

Das Talent hat Alexander von seinem Papa geerbt

Der Junior hat zweifellos das Talent und die Leidenschaft fürs Eishockey von seinem Vater geerbt. Und Anschauungsunterricht gibt es aus erster Hand. "Er ist bei jedem Spiel dabei", sagt der stolze Vater. Und nach erfolgreich absolvierten Begegnungen ist er hin und wieder sogar bei der Ehrenrunde auf dem Eis dabei. Boris Blank selbst hat das ABC des Eishockeys in Kasachstan gelernt. "Mein Onkel hat Eishockey gespielt. Als ich in der zweiten Klasse war, kam ein Vereinstrainer in die Schule und hat gefragt, wer denn von uns Lust hätte, Eishockey zu spielen." Boris hatte sie. Mit seiner Mutter ging er zum ersten Training, fand Gefallen am schnellen Mannschaftssport und zählte zu den Stützen des Nachwuchsteams von Yunast 78 - dem Verein in seiner Geburtsstadt Karaganda. Sein größter Erfolg: Platz drei in der russischen Nachwuchsliga der 15- und 16-Jährigen. "Damals haben wir sogar auswärts Spartak Moskau geschlagen." Diesem Sieg gingen wie so oft einige Reisestrapazen voraus. "Zu den Auswärtsbegegnungen waren wir oft zwei Tage mit der Eisenbahn unterwegs. Dann haben wir gespielt und es ging wieder zwei Tage lang zurück." Und die Schule? "Das war damals kein Problem. Denn wir waren 30 Jungs in der Mannschaft und alle in einer Klasse. Der Stoff wurde dann einfach nachgeholt." Dem sportlichen Erfolg folgte eine einschneidende Veränderung. Die Eltern - sein Vater ist Deutscher - beschlossen, als Spätaussiedler nach Deutschland zu gehen. "Es war der 2. August 1994", erinnert sich der 29-Jährige, "unsere Verwandten waren schon übergesiedelt. Meine Oma, die Angehörigen meines Vaters - sie leben alle in Crailsheim in der Nähe von Heilbronn." Seine Eltern verschlug es dagegen nach Wilhelmshaven, und der 16-Jährige Boris hatte schon damals nur einen Wunsch - er wollte weiter Eishockey spielen.

Sein DEL-Debüt feierte Blank im Trikot der Essener Moskitos

Das tat er erfolgreich. Erst beim EC Wilhelmshaven-Stickhausen, dann bei den Hannover Turtles und den Moskitos Essen, für die er 2000 seine ersten Spiele in der DEL absolvierte. Dort wurden die Eisbären Berlin auf den Stürmer aufmerksam, nur wenige Monate später war er bereits Nationalspieler, absolvierte unter dem damaligen Bundestrainer Hans Zach seine erste von insgesamt drei Weltmeisterschaften. Zach war es auch, der den gebürtigen Kasachen zu den Kölner Haien holte. "Doch in der Zeit in Berlin und Köln hatte ich großes Verletzungspech. Zweimal war die Schulter kaputt, dazu kam ein Handbruch, der mit zwölf Schrauben fixiert werden musste, eine Leistenverletzung sowie diverse kleinere Blessuren." Da ereilte ihn der Ruf aus Krefeld. Das war die Chance für einen Neuanfang für Blank, der mit Chris Drury und Alexander Selivanov sogleich die torgefährlichste Angriffsreihe bildete, die in der vergangenen Spielzeit allerdings weit unter ihren Möglichkeiten blieb. Mittlerweile trägt er im dritten Jahr den Dress der Pinguine, hat wieder zu alter Leistungsstärke zurückgefunden und ist in dieser Saison bislang der konstanteste Angreifer, auch wenn sich das nicht allein an den Scorerpunkten festmachen lässt. Sehr zum Leidwesen des Spielers. "Viele sehen nicht, wenn man auch defensiv agiert, Schüsse blockt und als Spieler für die Mannschaft arbeitet", sagt Boris Blank, der im Sommer erst nach einigem Zögern seinen Vertrag verlängerte, nun aber gerne langfristig für die Pinguine spielen möchte. Die Familie fühlt sich in Krefeld wohl. Seine neunjährige Tochter geht hier zur Schule, Alexander wird ab dem kommenden Sommer die Schulbank drücken. Wenn er nicht in der benachbarten Rheinlandhalle oder mit Vater Boris im Garten Eishockey-Unterricht nimmt.

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