Paul Hahn - der Beckenbauer des FC Bayer

Von 1971 bis ’81 spielte Libero Paul Hahn für Uerdingen. Die WZ wirft mit dem heute 65-Jährigen einen Blick zurück.

Paul Hahn - der Beckenbauer des FC Bayer
Foto: Horstmüller

Krefeld. Es gab die Zeit in der Fußballhistorie, in der der Libero das Herzstück einer Mannschaft darstellte. Prominentestes Beispiel ist natürlich Franz Beckenbauer. Doch in dessen Schatten gab es in Deutschland noch weitere gute Strategen. Paul Hahn ist einer davon.

Paul Hahn - der Beckenbauer des FC Bayer
Foto: Hoss

Der Sonsbecker ist ein Stück Krefelder Fußballgeschichte. Von 1971 bis 1981 spielte der heutige Betreiber einer Fitnesshalle für den FC Bayer Uerdingen. Unter Trainer Klaus Quinkert wurde Hahn zu einer der Identifikationsfiguren des Vereins. „Paul Hufnagel (Abteilungsleiter FC Bayer Uerdingen, d. Red.) wollte mich schon zur Saison 1970/71 nach Krefeld holen. Doch ich fühlte mich noch nicht bereit für diesen Schritt“, erzählt Hahn, der aber ein Jahr später zusammen mit Manfred Burgsmüller, Hans Sondermann, Josef Bles, Edmund Stieber und Horst Riege einen Vertrag bei den Blau-Roten unterschrieb.

Es war genau die Zeit, in der der FC Bayer Uerdingen in den bezahlten Fußball einstieg. Nach drei guten Jahren in der Regionalliga West wurde der Verein in die neue 2. Bundesliga Nord aufgenommen. Als Zweiter nahm man in der Saison 1974/75 an den Aufstiegsspielen gegen den FK Pirmasens teil. „Wir hatten bereits zuvor mitbekommen, dass der Verein aus Pirmasens gar nicht richtig auf die Bundesliga vorbereitet war“, sagt Hahn. Mit einem 4:4-Remis waren die Krefelder in Pirmasens in die Aufstiegsspiele gestartet und machten durch einen furiosen 6:0-Heimsieg in der Grotenburg den Bundesligaaufstieg perfekt.

Der Erfolg weckte Begehrlichkeiten, und dem unumstrittenen Kapitän Paul Hahn lagen Angebote von anderen Vereinen vor. „Nur wusste ich nichts davon. Die Verantwortlichen des Klubs hielten diese von mir fern“, sagt Hahn.

Ein Wechsel wäre aber wohl auch nicht im Sinne des Liberos gewesen, immerhin stand die erste Bundesligasaison vor der Tür. Nach dieser musste die Mannschaft zwar wieder den Gang in die Zweitklassigkeit antreten, feierte aber trotzdem ein paar unerwartete Erfolge. „Im ersten Spiel verloren wir mit 1:2 bei Rot Weiß Essen. Mein Gegenspieler Horst Hrubesch erzielte damals beide Tore“, erzählt Hahn und ergänzt: „Für mich war das ein schwerer Tag.“

Doch es sollte auch Highlights für Hahn und seine Mannschaft geben. So am 27. August 1975, als Bayer Uerdingen den Europapokalsieger Bayern München vor 23 000 Zuschauern in der Grotenburg mit 2:1 besiegte. Paul Hahn gewann damit auch das direkte Libero-Duell gegen Franz Beckenbauer.

Nach dem Spiel wurde Hahn in die B-Nationalmannschaft berufen, wo er insgesamt aber nur zwei Spiele absolvierte. „Nach dem Abstieg sagte Nationaltrainer Helmut Schön zu mir, ich solle gucken, dass ich in der Bundesliga spiele“, so Hahn. Doch der Sonsbecker blieb bei seinem Team und schaltete mit seiner Mannschaft in der darauffolgenden Saison im Pokalwettbewerb zahlreiche Bundesligisten aus. Beim 6:3-Erfolg nach Verlängerung gegen Eintracht Frankfurt traf Hahn doppelt. „Beim Stande von 1:3 waren schon Tausende nach Hause gegangen. Doch die Frankfurter waren platt und wir haben den Rasen in der Grotenburg in eine wahre Kampfbahn verwandelt“, sagt Hahn. In der Saison 1978/79 gelang der erneute Aufstieg in die Bundesliga.

Paul Hahn schlug aber zwei Jahre später ein ganz anderes Abenteuer auf. Er wechselte in die USA zu Chicago Sting. „Es war eine fantastische Erfahrung“, sagt Hahn. Im ersten Jahr gelang Hahn der Gewinn der US-Meisterschaft. „Als wir nach Hause kamen, gab es eine Parade für uns. 250 000 Menschen waren auf den Beinen“, sagt Hahn über die Meisterfeier.

1982 kehrte Hahn nach Deutschland zu Rot-Weiß Oberhausen zurück und beendete 1986 seine Karriere. Eine Laufbahn, die geprägt war durch die Vereinstreue zum FC Bayer Uerdingen und ein Stück Krefelder Fußballhistorie hervorbrachte.

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