Historisches Finale auf der Rennbahn

Sonja Daroszewski reitet den Wallach Dauly’s Anthem und ist die erste Frau, die seit 1822 das Championat der Hindernisreiter gewinnt.

Krefeld. Es wird ein Saisonfinale, das es in sich hat. Auf der Galopprennbahn im Krefelder Stadtwald kämpfen am Sonntag ab 11 Uhr ein letztes Mal die Jockeys um die Plätze. Mit dem Niederrhein-Pokal und dem Herzog von Ratibor-Rennen stehen zwei Europa-Gruppe-Rennen auf dem Programm. So etwas gibt es hierzulande nur noch auf Deutschlands wichtigster Rennbahn in Baden-Baden/Iffezheim.

Historisches Finale auf der Rennbahn
Foto: Klaus-Jörg Tuchel

Krefeld aber, bietet mit dem letzten Jagdrennen der Saison noch ein Dessert dazu. Über 3900 Meter mit den schweren Sprüngen gehen im Herbert-Cohn-Gedächtnisrennen neun Pferde an den Start. Und es wird dabei Historisches geschehen, denn zum ersten Mal in der Geschichte des deutschen Galopprennsports seit 1821 in Aachen-Brand und 1822 in Bad Doberan wird mit Sonja Daroszewski eine Frau Championesse der Hindernisreiter. In Krefeld sitzt sie im Sattel des neunjährigen Wallach Dauly‘s Anthem. Die 25-Jähirge aus dem Team von Trainer Christian von der Recke in Weilerswist im Landkreis Euskirchen ist mit sieben Siegen in Hindernisrennen auf den Bahnen von Bad Harzburg, Honzrath im Saarland, Quakenbrück bei Osnabrück, Mannheim und Bremen uneinholbar in Führung.

Am 17. April 1992 in Bremen geboren kam der erste Kontakte mit Pferden im Frankreich-Urlaub auf Ponys zustande. Daroszewski sagt: „Mit dem Rennsport bin ich durch ein Schulpraktikum in Bremen-Mahndorf in Berührung gekommen.“ 2012 hat sie ihre ersten Hindernisrennen bestritten und wurde von den Experten zunächst mit mildem Lächeln und Mitleid betrachtet. Auch der erste Sieg im Idee-Kaffee-Jagdrennen mit ihrem Liebling, dem Halbblüter Labon am 26. Juni 2016 in Bremen wurde eher in die Kategorie Zufall abgelegt. Sie erinnert sich und sagt: „Ich bin sofort an die Spitze gegangen und hatte teilweise einen Riesenvorsprung. Von hinten kamen einfach keine mehr. Alle hatten wohl damit gerechnet, wir beide würden schlappmachen.“

Ihre Karriere in dieser Disziplin nahm allerdings erst so Richtung Fahrt auf, als sie an den Stall von Christian von der Recke (57) wechselte. Der Freiherr verfügt dort über eine ebenso komfortable wie zweckmäßige Trainingsbahn mit einer Hindernisbahn, bei der es bergauf und bergab geht. Der mehrfache Trainer-Champion aus der Schule des legendären Sven von Mitzlaff erkannte das Talent und die Chancen mit Sonja Daroszewski. von der Recke sagt: „Ihre gute Entwicklung hängt eng mit ihrer positiven Grundeinstellung und ihrem Fleiß zusammen. Sie hat ein sehr gutes Tempogefühl und kann deshalb Rennen von vorne und auch von weit hinten noch gewinnen.“

Wie mit Interior Minister in Quakenbrück, als sie so lange mit dem Speed wartete, „bis mir die letzten Haare ausgefallen sind“, scherzt der Trainer. Im Gegensatz zu vielen anderen Athleten beschränkt sich ihr Interesse nicht nur auf das nächste Rennen. Daroszewski studiert, neben der täglichen Arbeit, Medienwirtschaft-und Management. Sie gesteht aber: „Es fällt mir schwer, mich nach der täglichen Arbeit noch darauf zu konzentrieren. Deshalb läuft das ganze eher so nebenbei.“

Ihr Sinn für die Realität des Lebens kommt auch bei der Antwort auf die Frage nach Zielen zum Tragen: „Ich lasse im Moment mal alles auf mich zukommen.“ Es ist schon schwer genug, sich auf die Rennen zu konzentrieren. Von ernsthaften Verletzungen blieb sie verschont, trotz einiger Stürze. Ob man als Frau mehr Mut bei Hindernisrennen braucht als ein Mann: „Mehr Mut sicher nicht. Es ist wichtig, dass es einem Spaß macht.“

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