Ein Team ohne Rückraum

Das Strukturproblem des Handball-Drittligist: der HSG fehlen Werfer aus der zweiten Reihe - bis auf Reinerz, der vor dem Absprung steht.

Ein Team ohne Rückraum
Foto: Jochmann

Es waren Minuten nahe an der Ewigkeit. Ganze 48 Mal verstrichen die 60 Sekunden, ehe Handball-Drittligist HSG Krefeld bei der 24:25-Niederlage gegen Minden ein Tor aus dem Rückraum gezielte. Für Trainer Dusko Bilanovic steht fest: „Wenn wir 48 Minuten benötigen, um das erste Tor aus dem Rückraum zu werfen, kann etwas nicht stimmen.“ Er muss also aktuell handel, die Verantwortlichen der HSG perspektivisch. Denn soll das Ziel Aufstieg in die 2. Liga irgendwann gelingen, müssen die Krefelder mit einem wettbewerbsfähigen Rückraum an den Start gehen. Der, den die HSG aktuell aufbietet, ist es jedenfalls nicht. Und diese Erkenntnis liegt nicht erst seit vergangenen Sonntag offen wie ein Buch vor den Verantwortlichen.

Ein Team ohne Rückraum
Foto: Dirk Jochmann

Bilanovic ist um seinen Job nicht zu beneiden, muss sofort Abhilfe schaffen. Denn bereits am Mittwochabend um 20 Uhr muss die HSG beim ambitionierten Tabellenzweiten Bayer Dormagen antreten. Im Rückraum hat die HSG aktuell nur eine verlässliche Größe: Jens-Peter Reinarz: 109 Mal traf er bislang ins Tor, ist damit drittbester Torjäger der Liga. Der bullige Angreifer ist aber oft allein auf weiter Flur, erfährt nur wenig Unterstützung im Rückraum. Der 35-Jährige ist auch einer der wenigen im Team, die für die neue Spielzeit seinen Vertrag noch nicht verlängert hat. Andere Spieler hüllen sich auf Nachfrage, wie es bei der HSG weitergeht, in Schweigen. Jonas Vonnahme und Henrik Schiffmann überzeugten gegen Minden im Rückraum nicht, ihnen galt vor allem die Kritik des Trainers.

Beide gehören seit Monaten zur Stammformation, sollten aber als Zweitbesetzung aufgebaut werden. Vonnahme löst seine Defensivaufgaben gut, ist im Angriff jedoch, meist auf der ungewohnten halbrechten Position eingesetzt, alles andere als treffsicher. Linkshänder Henrik Schiffmann sucht nach einer Knieverletzung immer noch nach konstanter Form, spielt zu unbeständig. Beide sind dennoch gefordert, denn die geplanten Stammkräfte Michel Mantsch, laboriert an einem Kreuzbandriss, und Maik Schneider, setzt eine Schulterverletzung und ein Armbruch außer Gefecht, fehlen seit Monaten.

Dazu wird auch Spielmacher und Vize-Kapitän Tim Gentges seit Wochen vermisst. Er pausiert mit Fingerbruch. Simon Ciupinksi, der als Spielmacher die Fäden zieht, ist, wie Reinarz auf sich allein gestellt, kann ohne Verschnaufpausen nicht permanent Leistungen abrufen. Der Ex-Hagener gehört aber mit Reinarz zu den beständigsten Spielern.

In dem Leichlinger David Hansen haben die Krefelder für die halblinke Seite eine erste Verstärkung für die nächste Spielzeit verpflichtet. Während Leichlingens Trainer Frank Lorenzet bedauert, den 27-jährigen an den Niederrhein ziehen lassen zu müssen, ziert sich die HSG, den Wechsel zu bestätigen. Hansen ist mit 82 Toren zweitbester Torschütze in Leichlingen, spielte in der Jugend in Düsseldorf, wurde mit Nationalspieler Bastian Roscheck und Oppums Torwart Dominik Heesen 2010 deutscher A-Jugend Meister. Einen dritten Torhüter suchen die Krefelder ebenfalls. Denn nach der Heimpleite gegen Minden bestätigte Torhüter Benedikt Köß seinen Wechsel im Sommer zum Regionalligisten TV Aldekerk.

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