Ein neuer Reibel ist noch nicht in Sicht

Wasserball-Bundestrainer Hagen Stamm empfiehlt Krefelder Vereinen, in die Nachwuchsarbeit zu investieren. Heute spielt das Nationalteam im Rahmen der Weltliga gegen Weltmeister Kroatien im Badezentrum.

Ein neuer Reibel ist noch nicht in Sicht
Foto: imago

Ben Reibel ist 2,06 Meter groß und wiegt annähernd 95 Kilogramm. Damit ragt der 20-jährige Wasserballer leicht aus einer Menschengruppe heraus. Im Vergleich mit den Weltmeistern aus Kroatien aber, auf die der gebürtige Krefelder heute in seiner Heimatstadt im Badezentrum Bockum trifft, ist er eher ein Leichtgewicht. Bundestrainer Hagen Stamm sagt: „Ben hält da von der Größe her mit. Die Kroaten sind aber noch einmal zehn Kilo schwerer. Das sind Schlachtschiffe.“

Reibel, Sohn einer Wasserball-Familie, sein Vater Guido war einer der erfolgreichsten deutschen Spieler, ist in Traar aufgewachsen, 800 Meter entfernt vom Mannschaftshotel in Elfrath, das die deutschen Wasserballer für das Länderspiel in der Weltliga bezogen haben. Im Sommer wechselte Reibel vom Bundesligisten Bayer 08 zum 35-fachen Meister Wasserfreunde Spandau nach Berlin, wo Stamm Vorsitzender ist. Im Weltligaspiel gegen Russland in Dresden erhielt Reibel im vergangenen Herbst seinen ersten Einsatz im Nationalteam.

Reibel ist derzeit der einzige Krefelder im DSV-Kader, und auch der letzte seit Tim Wollthan, der 2004 im Alter von 24 Jahren die Karriere in der Bundesauswahl beendete, 2012 aber noch einmal für ein Intermezzo zurückkehrte. Mehr Aktive aus der Wasserball-Hochburg Krefeld, die im SV Bayer (A-Gruppe) und der SVK (B-Gruppe) mit zwei Vereinen in der Bundesliga vertreten ist, haben es in den vergangenen Jahren nicht in den A-Kader der Männer geschafft. Bundestrainer Hagen Stamm sieht aktuell auch keinen Spieler, der für die Nationalmannschaft in Frage käme: „Vor zehn Jahren war der SV Bayer im Nachwuchs die Nummer eins, dann die SVK. Aktuell befinden sich beide Vereine im Wiederaufbau. Ich kann nur empfehlen, dass die Krefelder Vereine wieder mehr investieren und sich an die alten Zeiten erinnern.“

Spricht man mit Vertretern beider Clubs, dann werden Perspektivspieler genannt. Paul Huber (Jahrgang 1996) oder auch Timo Schwark (1999) von der SVK, Aleks Sekulic (2003) vom SV Bayer, der sogar schon dem Bundesliga-Kader angehört.

Gegen das wasserball-verrückte Kroatien sind die Deutschen heute (19.30 Uhr) Außenseiter. Reibel freut sich dennoch auf das Heimspiel: „Das Badezentrum ist für mich eine der schönsten Hallen. Ich habe nur schöne Erinnerungen.“ Für vier Freunde hat er Karten besorgt. Sein Vater ist jedoch heute beruflich verhindert. Seine Mutter und sein Großvater aber sind zu Gast. Stamm sagt: „Wir können gegen den Weltmeister nur gut aussehen. Wir haben im ersten Spiel gegen Russland einen Achtungserfolg gelandet. Wir wollen sie so lange wie möglich ärgern.“

Der kroatische Superstar Sandro Sukno fällt aus. Doch die Qualität der Mannschaft von der Adriaküste ist enorm. Stamm sagt: „Wenn einer nicht spielt, stehen 50 Bessere bereit.“ Sechs Weltmeister stehen im Kader der Gäste, die sich heute wohl auf eine breite Fan-Unterstützung verlassen können. Das Badezentrum ist ausverkauft. 500 Karten sind vergriffen. Viele Kroaten werden auch erwartet.

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