Krefeld Pinguine Drama um Müller — wo ist nur der alte?

Einst hievte er die Krefeld Pinguine noch in die Pre-Play-offs. Das scheint ewig her, angesichts der Leistung, die der Stürmer zurzeit anbietet.

Da war die Welt noch in Ordnung, Mitte Juni bei Marcel Müllers Verpflichtung.

Da war die Welt noch in Ordnung, Mitte Juni bei Marcel Müllers Verpflichtung.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die Fans verehren ihn. Seit er vor zwei Jahren den beginnenden sportlichen Niedergang scheinbar im Alleingang dämpfte und mit seinen Toren den Pinguinen noch die Qualifikation zu den Pre-Play-offs sicherte. Malla hier, Malla da — der Fan war glückselig. In Köln bei den Haien verschmäht, in Krefeld gefeiert.

24 Monate später lieben ihn die Fans immer noch. Obwohl es diesen Marcel Müller gar nicht mehr gibt. Diesen von einst im Pinguine-Trikot, der mit Daniel Pietta ein kongeniales Duo bildete. Dieser Malla ist irgendwo auf der Strecke geblieben — zwischen Krefeld und Hamburg, seiner Station nach den Pinguinen. Oder auf dem Rückweg aus dem Norden an die Westparkstraße.

Es hätte eigentlich nicht mehr des Beweises der 2:3-Peite von Bremerhaven bedurft für die Feststellung — mit diesem Marcel Müller ist kein Staat zu machen. Weil Anspruch und Wirklichkeit auf zwei unterschiedlichen Planeten zu Hause sind. Weil der Gewinn seines Könnens weit hinter der Belastung seiner Fehler für das Team liegt. In Bremerhaven vergibt er in der Verlängerung einen Alleingang, lamentiert mit dem Schiri, während das Tor zum 2:3 fällt. Als er sich zuvor unnötig eine Strafzeit abholt, fällt das 1:2 für Bremerhaven. In der fünften Minute zieht er bedrängt vors eigene Tor mit der Scheibe, verliert sie, der Schuss geht am Pinguine-Tor glücklicherweise vorbei. Gegen Schwenningen passte Müller unbedrängt unkontrolliert vors eigene Tor.

Die Liste der Müller-Aussetzer aber zieht sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit — vom Champions League-Spiel in Vitkovice, über das Heimspiel gegen Nürnberg bis zur 4:6-Pleite in München. Das alles sind nur die gravierendsten aller Nachlässigkeiten eines Spielers, dem stets Potenzial bescheinigt wird, das ihn für die NHL befähigt. Der aber auch überall Spuren der Ratlosigkeit hinterließ, die Verantwortliche zum Handeln zwang. In Hamburg hatte er auch einen Platz auf der Tribüne.

Am Donnerstag war Müller nicht beim Training, er meldete sich krank. Montezumas Rache. Magen-Darm. Ob er heute beim Auswärtsspiel in Iserlohn im Kader steht, ließ Franz Fritzmeier am Donnerstag offen: „Am Morgen ist Training, danach sehen wir weiter.“

Der Trainer hielt sich am Donnerstag bedeckt mit persönlichen Schuldzuweisungen. „Das hilft nicht“, sagt Fritzmeier. „Wir gewinnen als Team und verlieren als Team.“ Gleichwohl ließ er durchblicken, dass seine Geduld mit Launen und Leistung einiger Profis aufgebraucht scheint.

„Gewisse Spieler müssen abliefern“, sagt Fritzmeier ohne Namen zu nennen. Dass Müller dazugehört, ist ein offenes Geheimnis. Dass in der aktuell schwierigen Situation jetzt auch Patrick Galbraith sich in Bremerhaven in den Chor der Fehlerhaften einreihte, zeigt, wie labil das Konstrukt der Pinguine personell aufgestellt ist.

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