Mein Weihnachtserlebnis: Das zweite Pausenbrot

Krefeld. „Mit 15 Jahren war ich in der Weihnachtszeit gerade aus der Lehre. Als Schweißer brauchte man nur eine eineinhalbjährige Ausbildung. Mein Vorgesetzter sagte, dass er mir für den Arbeitsvertrag noch eine Erklärung vorlegen wollte, über die ich niemals mit meinem Vater reden dürfte.

Unbedarft wie ich war, habe ich es versprochen. So landete ich in einer Halle, in der ich mit einem Kollegen Panzer geschweißt habe. Außer uns waren noch Zwangsarbeiter in der Halle, die in angrenzenden Baracken hausten. Wenn ich in der Pause das dicke Butterbrot auspackte, das meine Mutter mir täglich liebevoll zubereitete, schaute mir immer einer der Zwangsarbeiter zu. Er hatte nichts zu essen und litt Hunger. Kurz entschlossen bat ich meine Mutter, mir ein Brot mehr zu schmieren, da ich sehr viel Hunger hätte. Meine Mutter machte das und ich gab dieses zweite Brot meinem hungrigen Gegenüber, der es sehr gern annahm und beherzt hineinbiss.“

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