Gartenstadt und Elfrath: zwei Orte, die zusammengehören

Kurt Hausmann schlendert mit der WZ durch die beiden Stadtteile in Krefelds Nordosten.

Krefeld-Gartenstadt/Elfrath. Sein Haus steht in Sichtweite seiner ehemaligen Wirkungsstätte: Zehn Jahre lang war Kurt Hausmann (85) Leiter der Gartenstadtschule an der Breslauer Straße. „Ich erinnere mich noch genau daran, wie mir 1965 offiziell die Schlüssel fürs Himmelreich übergeben wurden“, erzählt er lachend. „Da wohnten meine Familie und ich aber schon in unserem Reihenhaus.“

Kurz darauf wurde gegenüber der neuen Volksschule die Turnhalle eröffnet. Einige Eltern kamen auf Kurt Hausmann zu und baten ihn darum, die Halle abends nutzen zu dürfen. „Ich bekam ein Zeitfenster am Montagabend zugewiesen“, sagt der seit 25 Jahren pensionierte Lehrer, der die Halle ebenfalls nutzte. „Erst kürzlich wurde die Hausmann-Gruppe aus Altersgründen eingestellt. Zwischenzeitlich wurde ich aber sogar im Vereinsregister der Stadt geführt.“

Gartenstadt gehört zu den jüngsten Stadtteilen in Krefeld, die ersten 600 Wohnungen wurden Ende 1956 bezogen. In der Nachkriegszeit war der Bedarf an neuem Wohnraum sehr groß — und das ehemalige Flughafengelände an der Grenze zu Verberg und Bockum wie geschaffen für Neubaupläne von Wohnstätte und Bayer.

Der neue Stadtteil wuchs bis 1967 rasant und hatte auf dem Höhepunkt 6700 Einwohner. Vor zwei Jahren waren es laut Statistischem Jahrbuch nur noch rund 4500. „Das ist auch das Problem in Gartenstadt: Früher wuselten hier unzählige Kinder herum. Die Eltern standen nach den Sommerferien Schlange, um ihren Nachwuchs an der Schule anzumelden“, sagt Hausmann. „Heute wohnen hier sehr viele alte Leute.“

Über eine Fußgängerbrücke, die am Ende eines Seitenarms der Breslauer Straße liegt und für Schulkinder gebaut wurde, geht es über den Europaring nach Elfrath. „In den 60er Jahren gab es Pläne, nach denen der Stadtteil völlig eigenständig sein sollte — mit eigenem Ortskern, vielen Geschäften, Schulen, Kirchen und 14 000 Einwohnern“, berichtet der Spaziergänger. „Doch daraus ist, wie man sieht, nichts geworden. Nur der erste Bauabschnitt wurde realisiert.“ Wo früher das Zentrum von Elfrath vorgesehen war, ist heute der Friedhof mit Krefelds einzigem Gedenkstein für die Vertriebenen aus den Ostgebieten.

Der Europaring, der früher noch Nordtangente hieß, ist in Hausmanns Augen „eine Sünde“. „Man hätte ihn einfach hinter den Friedhof verlegen sollen“, findet er. „Dann hätten Gartenstadt und Elfrath zusammenwachsen können.“ So sei der Stadtteil in Gartenstadts Norden „eine einzige Sackgasse geblieben, in die nur ein Weg hinein und wieder hinaus führt“. Der Honschaft-Rath-Platz: verlassen. Auf den Straßen: gähnende Leere. „Tristesse in Krefelds Nordosten“ titelte die WZ vergangenes Jahr.

Die Satellitenstadt mit den weiß verklinkerten Mehrfamilienhäusern hat aber durchaus ihren Reiz: Von der Bruchhöfe, der Jieet-Siedlung (Jieet heißt auf Krieewelsch Ziege), dem ältesten Teil Elfraths, geht es am Gemeinsamen Haus vorbei Richtung Haus Rath. Die weiße Burg aus dem 12. Jahrhundert, in der sich heute exklusive Wohnungen befinden, erreicht man über eine kleine Brücke. Daneben zu sehen ist ein einzigartiges Naturdenkmal: eine Eibe, die 1000 Jahre alt sein soll und damit zu den betagtesten Bäumen Deutschlands gehört.

Ein Trampelpfad führt zum großen Sportplatz mit Leichtathletik-Bahn, Fußballwiese und Tennisplätzen. Ursprünglich sollte der Platz näher an der Werner-Voss-Straße liegen. Bei archäologischen Untersuchungen wurden aber Reste einer alten germanischen Tempelanlage gefunden, die später von den Römern ausgebaut wurde. Der Tempel wurde rekonstruiert und wieder aufgebaut.

Zurück nach Gartenstadt geht es an den Straßenbahnschienen entlang — über den mit roten Steinen gepflasterten Hohen Weg. Seinen Namen hat der Weg dem Hobby-Heimatforscher Kurt Hausmann zu verdanken. „Ich habe recherchiert, dass genau hier eine prähistorische Straße lag, die linksrheinisch durch das gesamte Rheinland führte.“

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